55 Jahre nach ihrer Einführung boomt die PILLE - rund sechs bis sieben Millionen Frauen verhüten dank ihr. Heute gibt es bei uns, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse von Frauen rund 60 Pillen-Präparate mit unterschiedlicher Dosierung, verschiedenen Wirkstoffen sowie verschiedensten Partialwirkungen. Wer also im „Pillen-Dschungel“ den Überblick behalten will, sollte sich vorab informieren
Rund 90 Prozent der in Deutschland zugelassenen Antibabypillen sind sogenannte Mikropillen. Anders als Minipillen, die nur ein Gestagen enthalten, bestehen Mikropillen aus der Kombination eines Östrogens und eines Gestagens. Die auch gerne als „doppelte“ empfängnisverhütende Wirkung beruht zum einen auf der Hemmung des Follikelwachstums durch die Östrogen-Komponente und zum anderen auf der Hemmung des Eisprungs und der Verdickung des Zervix-Sekrets durch ein synthetisch hergestelltes Gestagen. Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 gilt die kombinierte Mikropille als sicherer als die Mini-Pille (0,5 bis 3). Die meisten Präparate werden täglich über 21 Tage eingenommen, dann folgt ein siebentägiges einnahmefreies Intervall, in dem es zur Entzugsblutung kommt. In fast allen Mikropillen ist als Östrogen Ethinylestradiol in niedriger Dosierung – in der Regel 20 bis 30 µg – enthalten.
Da die Östrogen-Komponente der meisten oralen Kontrazeptiva überwiegend identisch ist, machen die enthaltenen Gestagene den wesentlichen Unterschied zwischen den einzelnen Präparaten aus. Denn neben der empfängnisverhüten-den Wirkung bringen die verschiedenen Gestagene unterschiedlichen therapeu-tischen Nutzen mit sich. Diese sogenannten Partialwirkungen kommen den individuellen Bedürfnissen von Frauen entgegen. Chlormadinonacetat und Dienogest etwa gelten als besonders vorteilhaft bei Problemen mit Haut und Haaren. Levonorgestrel wird dagegen als besonders sicher im Hinblick auf das Thrombose-Risiko eingestuft und daher von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ausdrücklich empfohlen.
Je nach dem Zeitpunkt ihrer Entwicklung und Vermarktung werden hormonelle orale Kontrazeptiva als Pillen der ersten, zweiten, dritten oder vierten Generation bezeichnet. Die Pille der ersten Generation war eine regelrechte „Hormonbombe“ und enthielt so viel Östrogen wie heute eine ganze Monatspackung. Pillen der zweiten Generation enthielten Östrogen nur noch im Mikrogramm-Bereich sowie in aller Regel Levonorgestrel als Gestagen-Komponente. Als Pillen der dritten und vierten Generation bezeichnet man Kontrazeptiva mit neu entwickelten Gestagenen wie Gestoden, Desogestrel und Drospirenon. Experten zufolge haben sich in puncto Gefäßsicherheit vor allem Präparate der zweiten Generation mit Levonorgestrel bewährt.
Bei der Wahl des Präparates spielt vor allem die persönliche Beratung durch den Frauenarzt eine bedeutende Rolle. Da die Pille als rezeptpflichtiges Medikament vom Arzt verordnet werden muss, ist der Gynäkologe für Frauen und Mädchen der direkte Ansprechpartner. Dennoch sollte man sich beim Thema Empfängnis-verhütung auch selbst über die verschiedenen Möglichkeiten zur hormonellen oralen Kontrazeption informieren.
Hilfreich ist dabei natürlich das Internet - aber nicht alles, was Dr. Google empfiehlt, muss auch richtig sein: Internet-Portale wie www.schoen-sicher.de und www.gynolog.de können aber durchaus weiterhelfen.
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