Frau Weber ist nachts unruhig und kann nicht schlafen. Auch am nächsten Tag geht es ihr nicht besser: Nachdem sie in ihrer Stammbäckerei eingekauft hat, findet sie nur mit Hilfe aufmerksamer Mitbürger den Weg zurück nach Hause. Ihre Tochter beobachtet den Zustand ihrer fast 70-jährigen Mutter seit einiger Zeit mit großer Sorge und beschließt, mit ihr zum Arzt zu gehen. Die Diagnose: Frau Weber leidet an Demenz. So oder so ähnlich lauten die Patientengeschichten, die Maria Krupp, Ergotherapeutin am Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes in Düsseldorf, immer wieder hört. Sie weiß aus Erfahrung, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen diese Nachricht erst einmal verarbeiten müssen. Sie rät aber dazu, der Erkrankung frühzeitig etwas entgegenzusetzen: „Wenn der Arzt eine Demenz festgestellt hat, gilt es zu handeln. Neben Medikamenten stellt die Ergotherapie einen weiteren wichtigen Baustein der Behandlung dar.” Ergotherapie biete individuelle Therapieprogramme, die Demenz-Betroffenen dabei helfen, sich ihre Selbständigkeit so weit wie möglich zu bewahren. „Hierfür kommt zum einem das Üben von Fertigkeiten des täglichen Lebens z.B. mit praktischen Hilfsmitteln sowie die Anpassung des Wohnraums an die veränderten Bedürfnisse des Patienten infrage. Zum anderen spielt die Aktivierung der Sinneswahrnehmung eine große Rolle. Ziel ist es, noch bestehende körperliche und geistige Fähigkeiten der Patienten zu verbessern beziehungsweise zumindest zu erhalten”, so die Expertin.
Eine Demenz ist therapierbar - nicht nur medikamentös. Zwar lässt sich die Erkrankung meist nicht heilen, aber ihr Fortschreiten lässt sich durchaus verzögern, z.B. durch den Einsatz von Ergotherapie. So kann letztlich die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. „Ergotherapie kann bei jedem Demenz-Patienten angewendet werden. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser”, so die Expertin. Die Wahl des Therapieprogramms richtet sich nach den noch vorhandenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Betroffenen, nach seinen Interessen und seiner Lebensgeschichte. „Je nach individueller Situation kann beispielsweise das Haushaltstraining oder das Gedächtnis- und Konzentrationstraining im Vordergrund stehen: In der Ergotherapie werden unter enger Einbeziehung und Anlernen der Angehörigen für den Patienten relevante Dinge geübt. Hierzu gehören etwa die Orientierung im Haus, das Einkaufen sowie die Erarbeitung von Tipps und Tricks zum Erhalt dieser Tätigkeiten. Dies fördert die Selbständigkeit und entlastet die Angehörigen.” Und im fortgeschrittenem Stadium? „Hier eignet sich die so genannte basale Stimulation, bei der die Sinne des Patienten z.B. über Gerüche, Geräusche oder Berührung angeregt werden.” Ziel dieser Maßnahme sei es, u.a. beim Betroffenen innere Ruhe und Zufriedenheit wieder herzustellen. Grundsätzlich profitiere von allen Therapiefortschritten auch die Familie, wenngleich es manchmal nur langsam vorangehe. Maria Krupp appelliert daher an die Geduld aller Beteiligten.
Es gibt viele Ergotherapie-Praxen und für Angehörige ist es nicht immer leicht, sich angesichts dieses vielfältigen Angebots zu Recht zu finden. „Betroffene können sich z.B. über die Homepage des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten unter www.ergotherapie-dve.de informieren. Ansonsten rate ich einfach dazu, eine Praxis in Wohnortnähe aus dem Telefonbuch herauszusuchen und dort zu erfragen, ob sie sich auf die Behandlung von Demenz-Patienten spezialisiert hat.” Letztlich, sagt sie, müsse zwischen Patient und Therapeut einfach die Chemie stimmen. Ergotherapie wird vom Arzt verordnet. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten.
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