Wer glaubt, wenn man nicht verreist, so geht man auch keine Risiken eint, der irrt leider. Denn gar nicht zu verreisen, kennt leider nur Verlierer. Warum das so ist, erklärt Daniel Kraus, Geschäftsführer von Wikinger Reisen, und erzählt über die Kehrseite des Verzichts.
Wir riskieren all das, was Reisen wertvoll und nachhaltig wirkungsvoll macht. Von der Vorfreude bis hin zu Urlaubserinnerungen, die nachwirken. Dazwischen fehlt eine breite Palette an Gefühlen und Eindrücken – die Begegnungen, das Eintauchen in andere Kulturen und fremden Alltag.
Der Nicht-Reisende gewinnt keinen Abstand zum Gewohnten, keine neuen Blickwinkel. Ihm fehlen Inspiration und Erfahrungen. Alles Faktoren, die Verständnis, Toleranz und Weltoffenheit erzeugen. Auch das Bewusstsein für Umweltschutz, Plastikvermeidung etc. nimmt ab, wenn ich vermüllte Küsten und Landschaften nicht live erlebe. Dazu kommt der mangelnde Austausch: Wir haben zahlreiche Alleinreisende und Singles unter unseren Gästen. Viele davon sitzen im Homeoffice. Ihnen fehlt die Kommunikation mit Gleichgesinnten, die sie auf Wanderungen und Radtouren erleben würden.
Sie verlieren die Existenzsicherung, alles bricht weg. „Bitte schickt uns doch endlich wieder Gäste. Wir sind motiviert und empfangen sie mit mehr Gastfreundschaft denn je. Seit März hat die gesamte Begleitmannschaft keine Arbeit mehr. Wir warten auf Touristen“, schrieb uns gerade Jackson, ein Guide, der bei den Kilimanjaro-Trekkings dabei ist. Das Gleiche gilt für den Beduinen, der die kleine Gruppen mit seinem Reitkamel durch die marokkanische Wüste führt. Den Busfahrer Enrico in Ecuador, der für jeden Transfer parat steht. Die Köchin Hilda in Tansania, die Urlauber regelmäßig ins Schwärmen bringt. Oder auch die Musiker der Gruppe Manolo y Amigos, die in einem Hotel Luz del Mar auf Teneriffa spielen. Sie alle stehen jetzt vor dem Nichts. Oft fehlen soziale Systeme, die Verluste abfedern. Nicht zu reisen bedeutet daher auch, Menschen, die uns über Jahrzehnte wertvolle Reiseerlebnisse beschert haben, im Stich zu lassen.
Auf jeden Fall, der Schutz bedrohter Arten – beispielsweise Gorillas oder Meerestiere in bedrohten Riffs – ist ohne Tourismuseinnahmen nicht finanzierbar. Auch Wilderei, illegale Fischerei und Abholzung nehmen wieder zu, wenn die Existenzsicherung ausfällt.
Es ist unmöglich, eine komplette Branche verlustfrei in den Stand-by-Modus zu versetzen. Der Schalter lässt sich anschließend nicht einfach von off auf on umlegen. Wir riskieren einen Teil der Infrastruktur zu verlieren, die Urlauber brauchen. Deshalb ist es uns so wichtig, auch jetzt sichere Reisen durchzuführen, die diese Verluste vermeiden oder zumindest verringern.
Bleibt nur die Hoffnung, dass wir wenigstens ab 2021 es wieder dürfen - das Reisen, das so vielen von uns so große Freude bereitet!
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