Während Gott und die Welt nicht müde werden die Schönheit von Capri zu besingen, von Siziliens Reben und Ischias Schlamm zu schwärmen oder auf Elba Napoleon zu huldigen - erfährt man von der pittoresken Schönheit des ponzinischen Archipels kaum etwas. Natürlich nicht, denn Schönheiten hütet man wie seinen Augapfel - und teilt sie nicht gerne. Was die Ponzesi so gar nicht verstehen wollen - schließlich wollen sie ihre Insel der Liebe mit allen teilen, nicht nur mit der verschworenen Fangemeinde der Römer und Neapolitaner. Die High Society, die Ponza seit Jahren als Hotspot handelt und vor allem im Juli und August mit chicken Yachten im Hafen protzt, lässt man gerade noch gelten, schließlich kann man ja mit dem ein oder anderen Starnamen nach dem Urlaub ein bisschen prahlen. Wer trifft in den Ferien schon Monica Bellucci oder Francesco Totti den italienischen Fußballgott?
Die im südlichen Teil der Region Latium gelegenen ponzianischen (manche schreiben auch pontinischen) Inseln, geografisch ziemlich genau in der Mitte zwischen Rom und Neapel vor der Küste ins türkisblaue Mittelmeer gebetet, verdanken ihre Entstehung den zahlreichen Vulkanen dieser Gegend. Immer wieder bebt hier die Erde, was aber weder Einheimische noch Touristen sonderlich bekümmert. Malerische Buchten an felsigen, oft steil abfallenden Tuffsteinklippen, üppige Macchia-Vegetation über steilen Bergterrassen sich ausbreitend, lenken schnell ab vom Rumpeln aus den Tiefen des Meeres. Kein Wunder, dass Odysseus, jener frühe griechische Individualtourist, sich hier von der Zauberin Circe am Weiterreisen hindern ließ und Homer nicht müde wurde, die Schönheit des Archipels zu besingen. Nur Papst Silverio dürfte den Aufenthalt nicht sonderlich genossen haben - er verstarb kurz nach seiner Verschleppung auf das Eiland. Auch die schöne Kaisertochter Julia, die fünf lange Jahre auf der Insel des Winds, Ventotene (im alten Rom noch Panderia genannt) ausharren musste, dürfte trotz prachtvoller Villa (Überreste bei Punta Eolo besichtigen!) nicht allzu begeistert von ihrem Verbannungsort gewesen sein.
Ponza , die knapp 8 km lange Hauptinsel besitzt eine Fläche von 7,5 km² auf der ca. 3000 Einwohner leben. Zur Inselgruppe gehören noch die Inseln Ventotene, Palmarola, Zannone, Santo Stefano und Gavi.
Deutsche Gäste erreichen die Inselgruppe am schnellsten mit TUIFLY und dem Zielflughafen Neapel. Per Bus, Zug oder Taxi geht es zu den Fähren, die, teils ganzjährig, von den Häfen Terracina, Formia, Fiuminicino, Anzio und San Felice Circeo verkehren. In der Hochsaison ist Ponza auch von der beliebten „Kur”-Insel Ischia zu erreichen - vielleicht ein Ausflugstipps für fangomüde Wellnesser. Natürlich kann man auch von vielen deutschen Städten nach Rom fliegen. Die Anreise mit dem Auto erscheint uns, nicht nur aufgrund der hohen Benzin- und Autobahngebühren, sondern auch wegen der langen Fahrtstrecke, wenig ratsam.
Das eigene, europäischen Normmaßen entsprechende Vehikel sollte man tunlichst nicht auf die Inseln mitnehmen. Die Gassen der Städte und Orte sind schmal, schmäler am schmälsten - so mancher Tourist ist in den engen Kleinststraßen schon verzweifelt. Mieten Sie sich, wenn Sie unabhängig sein möchten, einen möglichst pinkfarbenen Roller - damit wird man nicht so leicht übersehen!
Wer Trubel, Stars, Sternchen und Möchtegern-Promis liebt, muss(!) zusammen mit halb Rom und Neapel die Inseln in der Hauptreisezeit Juli und August besuchen. Zwar wird er dann nicht sehr viel von deren Schönheit zu sehen bekommen, aber vielleicht? siehe bereits oben den ein oder anderen Promi, der in der Diskothek „Covo Nord Est” wird bis zum Morgengrauen durchtanzt. Am Strand dudeln gute und weniger gute Bands altebekannte Hits zum Mitsingen, das Boot zu dem nur über Wasser erreichbaren Frontone-Strand ächzt schon am Morgen unter der Last der badewütigen Touristen, Schlangen einkaufswütiger Urlauber schieben sich durch den Corso Pisacane, Restaurants und Bars sind voll gestikulierender Gäste und schreiender Kellner und selbst die hochpreisigen Hotelvillen der Fendischwestern bieten kaum noch ein Bett für den müden Wanderer. Höchstens eine lauschiges Plätzchen unter einer Zwergpalme, deren Wiege einst in Afrika stand.
Zieht es einen jedoch im Frühjahr oder Herbst auf die Insel, so kann man den üppigen Farbenrausch von in allen Rotschattierungen blühenden Bougainvillas, gelben Ginsterwolken sowie Sonnenuntergänge, die zum Weinen schön sind, fast ganz für sich alleine genießen. Wanderer und Taucher haben hier ihr Paradies gefunden, geniessen die Stille der Inseln, laben sich an fangfrischen Meeresfrüchten und verträumen den Abend bei Spaghetti con ricciola oder Backfisch all´Acqua Pazza und einem Glas weissen oder roten Biancolella.
Dank unserem Führer Maurizio bot sich uns in den wenigen Tagen gleich Mehrfach die Gelegenheit die oft sehr bäuerlich geprägte Küche der Insel in ihren vielen Facetten ausgiebig kennen zu lernen. Aufgetischt wird vor allem was die heimischen Felder und das Meer bieten, viele der Speisen sind alles andere als leicht. Wer also Abnehmen möchte, sollte sich am einfachsten an Fisch pur halten oder mit einem strikten Sportplan anreisen - und diesen dann auch durchführen.
Die einheimische Küche ist nicht nur reich an Hülsenfrüchten (Ackerbohnen und die hier sehr beliebten Linsen), sondern verarbeitet viele unterschiedliche Gemüsesorten. Gewürzt wird reichlich mit Rosmarin, Oregano (wilder Majoran) und vor allem mit Kapern. Fisch gehört auf den Inseln so selbstverständlich zum Essen wie Pasta. Schwertfisch, Thunfisch, Drachenkopf, Brasse, Zahnbrasse und Zackenbarsch tummeln sich im tyrrhenischen Tiefseegraben noch reichlich und bieten mit Sardellen und Makrelen einen abwechslungsreichen Genuss. Daneben gibt es natürlich alles, was von den nahen Festland-Märkten via Fähre herbeigebracht wird - es braucht also niemand auf Risotto, Polenta, Kartoffeln oder Fleisch in allen Variationen zu verzichten
Über den einheimischen Wein der auf sonnenwarmen Terrassen gezogen wird, haben wir bereits berichtet. Eine ausführliche Liste von besuchenswerten Restaurants mit regionaler und internationaler Küche findet sich, am Ende dieses Berichtes.
Zahlreiche Ferienwohnungen aller Kategorien werden von Immobilienagenturen angeboten, insgesamt stehen etwa 3000 Privathäuser mit rund 10.000 Betten für Gäste zur Verfügung. Buchbar sind sie unkompliziert über das Internet. Die den Fendi-Schwestern gehörenden Villen Limonaia a Mare und Villa Laetitia bieten Bed & Breakfast mit mediterranem Flair und gehobenem Standard. Rund 50 Bed & Breakfast Betriebe gibt es auf Ponza. Zusammen mit den 15 Hotels, darunter zwei 4**** Häuser bieten sie typisch südländische Gastfreundlichkeit mit regionaler, aber auch internationaler Küche.
Ponza, die Nachbarinseln Ventotene, Palmarola und die unbewohnte Insel Zannone (gehört zum Nationalpark des Circeo), sind für alle Wassersportler ein Traum. Die Türkis und Azurblauen Grotten (Grotte di Pilato, Grotte di Capo Bianco, Grotte della Maga Circe oder Grotte dei Coralli) mit ihrem glasklarem Wasser laden zum Schnorcheln und Tauchen ein. (Infos siehe Kasten). Die zahlreichen Sand-, Kies- und Fels-Strände sind im Frühjahr und Herbst menschenleer - machen ihren romantischen Namen alle Ehre: “Cala del Cuore” (Herzbucht), “Chiaia di Luna” (Mondbucht), “Piscine Naturali” (Naturschwimmbäder)..
Genuss pur: Am Hafen ein Boot mieten und die Inseln erkunden. Wein, Weib und Gesang am besten mitnehmen und wie Odysseus auf Circe warten.
Aber auch Wandern auf gut angelegten Wanderwegen oder Radfahren/Biken kann man auf den Inseln. Allerdings sollte man für Mountainbike- oder Radtouren schon eine gute Kondition mitbringen, da alle Inselwege teils sehr bergig und nicht immer im Bestzustand sind. Wer das Glück hat, vom sachkundigen Maurizio, die schönsten Tauch-und Wander-Plätze gezeigt zu bekommen, dem bleiben keine Wünsche unerfüllt.
Leben und leben lassen - das Credo der Wellness-Gesellschaft - auf den ponzianischen Inseln musste man dazu nicht erst im 21. Jahrhundert ankommen. Hier lebt es sich schon lange gut und vor allem gemütlich. Alles fließt ruhig und gemächlich seinen Gang und vielleicht wirkt hier immer noch die Weisheit der alten Griechen, die der Insel Ponza einst den Namen Eea gaben, bis in die Jetztzeit nach: Panta rei….
Leider war wie immer die Zeit viel zu kurz und der ein oder andere Tauchgang, manche Wanderungen und Ausflüge, wie beispielsweise nach Zannone und Ventotene müssen auf das nächste Mal verschoben werden - denn wir - wir kommen sicher wieder!