Wer sonnengebräunt ist oder solarium-geteint, der nickt beim Blick in den Spiegel zufrieden mit dem Kopf - dabei ist beim UV-Auftanken weit mehr in seinem Körper geschehen als der Hautbräunungsprozess: Sonne und Solarium vermitteln nämlich auch den “gewissen Kick”, ein Glücksgefühl im Hirn, das höherwertig einzuschätzen ist als die sexy braune Haut.
Das hat eine Studie ergeben, die soeben im “Journal of the American Academy of Dermatology” veröffentlich worden ist. Dieses Papier mag provokativ sein und umstritten, aber seine Verfasser wollen damit den Nachweis führen, dass regelmäßiges Bräunen - also die Hautpenetration von ultravioletten Strahlen in nicht schädlichen Dosen - im Gehirn zur Freisetzung von Endorphinenführt. Das sind nicht nur körpereigene Eiweißstoffe, die schmerzstillend wirken, sondern dieses Hormon hat auch eine Opiat-ähnliche Wirkung. Daher das Glücksgefühl.
Für die Studie hatten sich 14 Freiwillige - nur eine Frau darunter - zur Verfügung gestellt. Sie kamen sechs Wochen lang wöchentlich zweimal in ein Solarium. Dort standen Geräte mit und ohne UV-Filter zur Auswahl, wobei die Versuchspersonen nicht wussten, welche Sonnenbank das Ultraviolette ausfilterte und welche nicht. Die Wissenschaftler der amerikanischen Dermatologieakademie kamen schon nach den ersten Auswertungen zu zwei Schlussfolgerungen:
Jene Freiwilligen, die den ultravioletten Strahlen ausgesetzt wurden, waren nach dem Sonnenbankbesuch fröhlicher, entspannter und zufriedener.
Als der Gruppe nach einer gewissen Zeit die Wahl zwischen verschiedenen Sonnenbänken erlaubt wurde, wählten elf der 14 Versuchspersonen solche ohne Filter - sie strebten auf diese Sonnenbänke sogar “sehr zielstrebig” zu, so einer der am Experiment beteiligten Wissenschaftler. Noch einmal: Ohne zu wissen, wie die einzelnen Sonnenbänke “bestückt” waren.
Die amerikanischen Hautexperten vergleichen die Wirkung ultravioletter Strahlen auf den menschlichen Körper mit der anderen risikoreichen Verhaltens, etwa mit Rauchen, Alkohol- oder Drogengenuss. Sie führen in ihrer Studie auch den Nachweis, dass Solarien in den USA immer populärer werden. So hat sich ihre Zahl allein wischen 1986 und 1996 - danach gibt es keine weiteren zuverlässigen Statistiken - verdreifacht. Außerhalb der Studie befragte Studenten gaben an, das Sonnenbad nicht nur wegen des Bräunungseffekts zu suchen, sondern auch des damit verbundenen und erfahrenen Wohlseinsgefühls wegen.
“Solche Leute spüren ganz einfach den gewissen Kick
, den ultraviolette Strahlen vermitteln”, urteilt Dr. Steven Feldman, Verfasser der Studie und Professor für Dermatologie und Pathologie an der Wake Forest University in Winston-Salem (North Carolina). “Sie fühlen sich nach einer UV-Dosis sehr wohl”.