Diabetiker können ein Lied davon singen: Wiederholte starke Blutzuckeranstiege nach dem Essen erschweren die Kontrolle und das Management von Diabetes mellitus und dem metabolischen Syndrom. Außerdem gehen sie mit einem erhöhten Risiko für diese Erkrankungen sowie Herzkrankheiten einher. In einem Laborversuch der Universität Leeds wurde kürzlich festgestellt, dass die Polyphenole aus Äpfeln und Erdbeeren genau diese Spitzen abmildern könnten, indem sie die Glucosetransporte von der Nahrung in die Blutbahn hemmen.
Der Transport von Glucose aus der Nahrung in die Blutbahn spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation und Kontrolle des Stoffwechsels. Für diesen Transfer sind zwei Schritte notwendig. Zunächst bringt ein Transporter den Zucker in die Darmzellen, danach überführt ein weiterer Transporter die Glucose von dort in die Blutbahn. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt schnell an. Besser als ein plötzlich rapides Hoch ist jedoch ein langsamer kontinuierlicher Anstieg. Das gilt insbesondere für Diabetiker. Denn normalerweise würde das Hormon Insulin den Blutzuckerspiegel regulieren, indem es den Blutzucker in Organe und Zellen transportiert, in denen die Glucose abgebaut und zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Bei Diabetikern jedoch ist die Wirkung des Insulins vermindert (Typ 2) oder kein Insulin mehr vorhanden (Typ 1).
Die Studie eines britischen Forscherteams befasste sich vor kurzem mit Möglichkeiten, den Blutzuckeranstieg zu regulieren. Dazu behandelten sie mit Erfolg Zellen, die genauso agieren wie Dünndarmzellen, mit einem Extrakt von Polyphenolen aus frischem Apfel- bzw. Erdbeersaft. Denn tatsächlich wurde auf der einen Seite der Zellen aufgrund der Polyphenole 50 % weniger Glucose aufgenommen als vorher und auf der anderen Seite der Zellen auch 50 % weniger Zucker frei gegeben. Mit 102-324 mg/ml Polyphenolextrakt aus Erdbeersaft bzw. 52-300 mg/ml Polyphenolextrakt aus Apfelsaft konnte eine fünfzigprozentige Hemmung der Mechanismen erzielt werden. Die Forscher vermuten als mögliche Ursache eine Hemmung der Glucosetransporter durch die sekundären Pflanzenstoffe. Es hat den Anschein, dass die Komponenten des Apfelextrakts hierbei die Zelle besser passieren und den Transport in die Blutbahn effektiver drosseln können als die Erdbeerextrakte.
Äpfel und Erdbeeren enthalten reichlich die zu den Polyphenolen zählenden Flavonoide und Phenolsäuren. In Erdbeeren sind das vor allem die farbgebenden Anthocyane, Flavonole und Flavanole. Äpfel enthalten ebenfalls Flavanole und außerdem Phenolsäuren. Die Ergebnisse deuten an, dass diese sekundären Pflanzenstoffe aus Erdbeeren und Äpfeln in der Lage sein könnten, die Aufnahme von Glucose in die Zellen und ihre Abgabe in die Blutbahn zu beeinflussen, indem sie die Aktivitäten der Transporter hemmen. Einige der Substanzen scheinen von der Darmseite in die Zellen eindringen und an der zum Blut gerichteten Seite der Zellen die Glucoseabgabe reduzieren zu können. Aus den Ergebnissen schlussfolgern die Forscher, dass das Trinken von Erdbeer- und Apfelsaft die Glucoseaufnahme positiv beeinflussen könnte. Außerdem weisen die beiden Wissenschaftler darauf hin, dass diese Forschungsergebnisse Grundlage für weitere Studien am lebenden Organismus sein werden.
Quelle: Manzano S & Williamson G (2010): Polyphenols and phenolic acids from strawberry and apple decrease glucose uptake and transport by human intestinal Caco-2 cells, Molecular Nutrition & Food Research 54: 1773 - 1780.