Warum liegen Katzen die meiste Zeit träge herum, während Pferde scheinbar unermüdlich laufen können? Der Grund ist die Ernährung: Pflanzliche Kost belastet den Organismus wenig, während bei der bakteriellen Verstoffwechselung großer Fleischmengen im Darm das toxische Stoffwechselprodukt Ammoniak entsteht, das den Energiestoffwechsel blockiert. Fleischfresser haben eine spezielle Enzymausstattung und einen extra kurzen Darm zur Reduktion der Toxinaufnahme, dennoch haben sie nur für kurze Spitzenleistungen Kraft. Nur Pflanzenfresser können echte Ausdauerleistungen erbringen.
Welche Schlussfolgerungen lässt dieser Vergleich mit dem Tierreich auf den Menschen zu? Das Gebiss, die Enzymausstattung und die lange Darmpassage des Menschen sind entwicklungsbiologisch an eine Mischkost mit überwiegend pflanzlichem Anteil angepasst (vgl. Elmadfal/Leitzmann „Ernährung des Menschen” UTB). Die Zivilisationserscheinungen Energiemangel, „Burn-out” und geringe Belastbarkeit erscheinen vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich.
Doch wie kann „Fleisch - das Stück Lebenskraft” überhaupt müde machen? Je mehr Proteine verzehrt werden, desto mehr Ammoniak, das ein starkes Zellgift ist, entsteht. In der Zelle greift Ammoniak in die Energiegewinnung der Mitochondrien (Energiekraftwerke der Zelle) ein, indem es mit ?-Ketoglutarat zu Glutaminsäure bzw. Glutamin reagiert und damit dem Citratzyklus einen wichtigen Baustein entzieht. Der Citratzyklus ist ein Stoffwechselkreislauf, ohne den die Verbrennung von Nährstoffen nicht ablaufen kann. Ammoniak blockiert über den „Raubbau” am Citratzyklus die Zellatmung. Auch Stoffwechselsäuren werden in der Leber über den Citratzyklus ausgeleitet - zuviel Ammoniak kann zur Übersäuerung führen, wobei Fleisch zudem den Stoffwechsel massiv mit Stoffwechselsäuren belastet.
Bei einem durchschnittlichen Proteinverzehr werden schon bei gesunden, jungen Menschen von der Darmflora täglich etwa 3-5 g Ammoniak gebildet, das entspricht einem Volumen von 4,4-6,6 Litern. Für Gehirn und Nervensystem, die auf eine kontinuierliche Energiezufuhr angewiesen sind, sind erhöhte Ammoniakblutspiegel aufgrund der Blockade des Citratzyklus und der Verarmung des Neurotransmitters Glutamat fatal.
Ammoniak muss also rasch und effizient aus dem Blut entfernt werden, dafür sorgen hautsächlich die Leber über den Harnstoffzyklus und auch die Nieren. Beide Entgiftungswege verbrauchen viel Stoffwechselenergie: Dies mag die anfänglich rasche Gewichtsabnahme bei proteinreichen Diäten wie der Atkins-Diät erklären - ein kurzfristiger Erfolg, der langfristig mit schweren gesundheitlichen Störungen erkauft wird.
Im gesamten Blutkreislauf zirkulieren beim Gesunden max. 5 mg Ammoniak. Um diese Normwerte stabil zu halten, müssen täglich etwa 5000 mg entgiftet werden. Bereits geringe Abweichungen werden zum lebensbedrohlichen Notfall: So beträgt die Ammoniakbelastung im Blut beim Leberausfallkoma etwa 9-24 mg, was 0,18 % bis 0,5 % der täglich anfallenden Menge entspricht. Verglichen mit anderen Stoffwechselgiften ist Ammoniak bezogen auf die Konzentration eines der potentesten Zellgifte: So entspricht ein Blutalkoholspiegel von 1,1 ‰, der z.B. eine Stunde nach dem Konsum von 500 ml starkem Sekt erreicht wird, etwa 5,2 g Ethanol im Blut - der 1000-fachen Menge des normalerweise maximal im Blut vorhandenen Ammoniaks.
Das Ausmaß der Ammoniakbelastung für die Leber hängt vom Darmmilieu ab: In einem gesunden, sauren Dickdarmmilieu wird Ammoniak 400mal leichter als ungiftiges Ammoniumsalz ausgeschieden, während im basischen Darmmilieu das Stoffwechselgift nahezu vollständig in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Ammoniak selbst ist basisch und verschlechtert dadurch das Darmmilieu. Kommen hoher Fleisch- und geringer Ballaststoffverzehr mit einem schlechtem Darmmilieu z.B. infolge von Antibiotika-Exposition (als Medikament oder im Fleisch) zusammen, entstehen vielfach größere Ammoniakmengen und die Leber leidet an einem unterschwelligem „Ammoniak-Kater”, der sich durch Energielosigkeit und Stimmungstiefs äußert.
Bereits zu Beginn der achtziger Jahre wurden in Deutschland drei große Vegetarierstudien von der Universität Gießen, dem Krebsforschungszentrum Heidelberg und vom Bundesgesundheitsamt Berlin unabhängig voneinander durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studien sind: günstigere Werte in Bezug auf Blutdruck, Körpergewicht und Krankheitshäufigkeit, eine höhere Lebenserwartung und eine geringere Anfälligkeit gegen Krebs und Herzkreislauferkrankungen für die Vegetarier. Mangelerscheinungen haben „Fleisch-Abstinenzler” bei lakto-vegetabiler Ernährung nicht zu befürchten, denn pflanzliches Eiweiß zeichnet sich durch eine hohe biologische Wertigkeit aus.
Dass hoher Fleischkonsum das Risiko für Dickdarmkarzinome steigert, ist inzwischen bekannt. Weniger bekannt ist, dass bei Brustkrebs und Prostatakarzinomen das Erkrankungsrisiko ebenfalls positiv mit dem Fleischkonsum korreliert. Auch die Nieren als zweitwichtiges Ammoniakentgiftungsorgan nehmen hohen Fleischkonsum übel: So wurde in Studien ein erhöhtes Nierenkrebsrisiko in Abhängigkeit vom Proteinkonsum festgestellt. Ammoniak wirkt auf direkt exponierte Gewebe entzündungs- und krebsfördernd: Ein plastisches Beispiel dafür ist die Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori , der sich durch die Base Ammoniak vor der Magensäure schützt, dadurch die Magenschleimhaut schädigt und chronische Entzündungen bis hin zu Geschwüren und Karzinomen verursacht.
Sowohl die Einseitigkeit als auch das Übermaß in der Ernährung schaden dem Energiestoffwechsel. Auch der vielgelobte glykämische Index ist nicht der Wahrheit letzter Schluss - eine Schweinshaxe hat per se einen niedrigen glykämischen Index, aber belastet den Stoffwechsel stark. Eine ausgewogene Kost mit viel Gemüse, Obst, Ballaststoffen, Vollkorn und reichlich Flüssigkeit vermeidet ebenfalls Blutzuckerspitzen, ohne den Organismus mit Ammoniak zu belasten. Die Ballaststoffe sorgen zudem für ein gesundes Darmmilieu, denn sie werden von den gesunden Milchsäure- und Bifidobakterien zu kurzkettigen Fettsäuren verstoffwechselt und dienen ihnen als Nahrung. Das Wachstum krankmachender Keime wie Fäulnisbakterien oder Pilze wird im sauren Darm zurückgedrängt und die Leber dadurch entlastet. Die Gabe hochkonzentrierter Milchsäure und präbiotischer Ballaststoffe im Rahmen einer Milieusanierung unterstützt ein gesundes Darmmilieu und löst Blockaden im Energiestoffwechsel.