Die “Binge-Eating”-Störung (Binge Eating Disorder) ist neben den bekannten Essstörungen Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) eine bisher wenig beachtete Form des Überessens, die immer häufiger auftritt.
Bei dieser Krankheit treten an mindestens zwei Tagen in der Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten Essanfälle auf. Sie sind mit einem Gefühl des Kontrollverlusts verbunden. Hinzu kommen Verhaltsweisen wie schnelles Essen, alleine Essen, Essen ohne hungrig zu sein, Essen bis ein unangenehmes Völlegefühl auftritt sowie Ekel und Schuldgefühle. Die Symptome können auch in geschwächter Form auftreten.
Im Gegensatz zur Bulimia nervosa gehen die Essanfälle nicht mit Erbrechen, der Einnahme von Abführmitteln oder Fasten und der übermäßigen körperlichen Betätigung einher. Gerade Mädchen und junge Frauen, bei denen Schlankheit mit Erfolg und Attraktivität gleichgesetzt wird und die sich daher starren Diätvorschriften unterwerfen, sind für diese Essstörung anfällig.
Bei einer Untersuchung des Essverhaltens von 270 Schülerinnen im Alter von 14 bis 19 Jahren fanden Experten heraus, dass nahezu die Hälfte der Befragten eine Gewichtsabnahme anstrebten, obwohl nur 5,6 Prozent übergewichtig waren. 40 Prozent der diäthaltenden Schülerinnen machten eine Chrash-Diät und würden dabei nicht auf gesundheitliche Aspekte achten. Doch gerade diese Radikalmaßnahmen erhöhten das Risiko einer Ess-Störung: Kalorieneinschränkende Essphasen werden dann oft durch unkontrollierte Heißhungerattacken unterbrochen, in denen in kürzester Zeit große Mengen “verbotener” Lebensmittel, wie Süßigkeiten und Schokolade, verschlungen werden. Essanfälle bei älteren Frauen entstehen vor allem durch Heißhunger, Ärger und Langeweile.
Männer sind einem geringeren gesellschaftlichen Druck nach Schlankheit ausgesetzt als Frauen. Jedoch gibt es auch bei ihnen Essstörungen: Wahrscheinlich berufsbedingt treten die Essanfälle dann meist abends auf. Zu dieser Tageszeit werden unerfüllte Bedürfnisse und emotionaler Stress deutlicher empfunden. Im Rahmen eines solchen Essanfalls verspeisen Männer aber im Vergleich zu Frauen eine noch größere Menge.