Jeder kennt sie aus dem Kühlregal - Lebensmittel mit einem Werbeaufdruck, der z.B. eine Verbesserung der Darmflora verspricht. Functional Food oder Funktionelle Lebensmittel sind laut einer Studie der Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) zwischenzeitlich fest mit Begriffen wie Wellness, Lifestyle und Gesundheit verbunden. Diese Lebensmittelgruppe ist längst kein Nischenprodukt mehr. Für viele Hersteller steht die Entwicklung gerade erst am Anfang und die deutschen Anbieter erwarten künftig grundlegende Veränderungen. Zwei Drittel rechnen mit einer Substitution klassischer Produkte durch funktionelle Lebensmittel.
Laut dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) gilt die Bezeichnung “funktionelle Lebensmittel” für Produkte, die über ihre Ernährungsfunktion hinaus gesundheitlich bedeutsame, physiologische Parameter beim Verbraucher langfristig und gezielt beeinflussen sollen. Wie weit aber die Gesetzgebung den realen Bedingungen in Sachen Kennzeichnung hinterherhinkt, skizzierte Dr. Alfred Hagen Meyer von der TU München auf einem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am 11. und 12. September 2002. “Die schon seit mehreren Jahren auf dem Markt befindlichen funktionellen Lebensmittel werden im geltenden deutschen wie europäischen Recht nicht berücksichtigt”, so Meyer.
Was die ernährungsphysiologische Bedeutung der funktionellen Lebensmittel angeht, waren sich die Experten auf dem DGE-Symposium “Moderne Lebensmittel: In Zukunft nur noch mit Zusatznutzen?” nicht einig. Prof. Helmut Erbersdobler, Präsident der DGE, erklärte es müsse auf die Frage der Anwendung von Functional Food mit Sorgfalt, Geduld und wissenschaftlichem Sachverstand herangegangen werden. “So lange nicht genügend wissenschaftliche Daten vorliegen, beschränken sich die Empfehlungen der DGE auf eine vollwertige Ernährung mit viel Obst und Gemüse”, resümierte Erbersdobler. Die Verbraucher müssen sich also weiter in Geduld üben auf die Frage “bringt´s was?”.
Relativ neu ist der Trend, auch Süßigkeiten mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versetzen. Mit einer halben Packung Gummibärchen kann man bereits den Tagesbedarf mancher Vitamine decken, eine Packung Kekse verspricht ca. 30% des Bedarfs an einigen ausgesuchten Nährstoffen. Eis mit Joghurt verspricht weniger Fett, Diabetikereis den Verzicht auf Zucker. Auch die Tiefkühl- Heimservices bieten bei ihren Eisspezialitäten gesundheitlichen Mehrwert durch Vitamine und probiotische Joghurtkulturen. Süßer Genuss ohne schlechtes Gewissen? Beim Blick auf die Zutatenliste kann man meistens keine wesentlichen Unterschiede zu herkömmlichen Produkten z.B. im Kalorien- Fett- und Zuckergehalt erkennen. Der Verbraucher sollte sich die Frage stellen, ob er alternativ nicht besser Obst isst. Süßigkeiten sollten nicht als Vitaminlieferanten, sondern als Genussmittel betrachtet werden.