Beim Sonntagsspaziergang mit der Familie im Wald gehörte das Beerensammeln früher einfach dazu. Von den niedrigen Büschen sammelte man mit Kind und Kegel zum Beispiel Heidelbeeren, auch Blau- oder Bickbeeren genannt. Heute kann man viel bequemer an solche Köstlichkeiten kommen. Kulturheidelbeeren machen es möglich. Auf mittlerweile 1.500 Hektar, so schätzt die ZMP aus Bonn die Fläche für das Jahr 2005, bauen deutsche Bauern Heidelbeeren an. Besonders in Niedersachsen, Brandenburg, Mittelbaden und in Teilen von Süddeutschland wachsen die blauen Kugeln an bis zu zwei Meter hohen Sträuchern. Wald- und Kulturheidelbeeren sind aber nur entfernt verwandt. Sie gehören zwar zur selben Gattung, unterscheiden sich aber nicht nur in der Wuchshöhe der Sträucher. Zum einen sind Kulturheidelbeeren größer, manchmal bis zu kirschengroß und haben wenig Kerne. Zum anderen steckt der für die blaue Farbe verantwortliche Stoff Anthocyan bei Kulturheidelbeeren nur in der Schale. Bei ihren Verwandten aus dem Wald ist er aber auch im Fruchtfleisch vorhanden. Daher geht der Genuss von den „Wilden“ meist mit blau gefärbten Zähnen einher. Auch sind Waldheidelbeeren empfindlich und sollten nicht lange gelagert werden. Die von den Plantagen hingegen sind robuster und halten sich im Kühlschrank einige Tage.
Die Saison, die im Juli begonnen hat, dauert noch bis in den September hinein. Mehr Zeit als genug also, die vielen Rezeptideen für Heidelbeeren auszuprobieren. Sehr gut harmoniert das süß-säuerliche Aroma mit der ganzen Vielfalt der Milchprodukte. Die Beeren lassen damit gut zu fruchtigen Shakes, Quarkdesserts oder Joghurts kombinieren. Aber auch Torten und Kuchen bekommen durch Heidelbeeren eine erfrischende Note. Sehr bekannt sind Heidelbeerpfannkuchen oder Muffins. Häufig verwendet man die Heidelbeeren auch als Zutat für Chutneys, Gelees oder Konfitüren, weil sie einen hohen Pektingehalt haben und dadurch gut gelieren. Aber nicht nur zu süßen Speisen passen Heidelbeeren. Auch zu Wild-, Schweinefleisch- und Geflügelgerichten sind sie geschmacklich wie optisch eine harmonische Ergänzung. Profis produzieren aus den Beeren auch Heidelbeerwein oder –likör.
Die Beeren lassen sich gut einfrieren, so dass man auch nach der heimischen Saison bequem auf sie zurückgreifen kann. Die Früchtchen dazu einfach in eine Tiefkühlbeutel schichten und einfrieren.
Übrigens kann man die Beeren auch auf den Plantagen selber pflücken, genauso wie man es im Wald macht. Besonders Kindern bereitet das Pflücken Spaß. Und mit ein bisschen Glück trifft man dort nicht nur auf blaue Beeren, sondern auch auf Menschen mit blauem Blut: Denn die Heidelbeeranbauer krönen mittlerweile ihre eigene Königin.