Es liegt in der Natur des Menschen: Wir neigen dazu, längst Vergangenes positiver zu bewerten als es wirklich war und manches in der Gegenwart mit übertriebener Skepsis zu betrachten. Dies dürfte auch der Grund sein für das weit verbreitete Vorurteil, dass “früher alles besser war”. Beispiel Ernährung: Alle Rohstoffe und Lebensmittel kamen demnach zu Lebzeiten unserer Vorfahren aus natürlichem Anbau, wurden natürlich und ohne irgendwelche Zusätze zubereitet und die Menschen aßen nur, was gesund war. Die Realität war ganz anders: Es fehlte häufig an Nahrung, und selbst bei ausreichender Versorgung waren Mangelkrankheiten wegen einseitiger Ernährung ebenso verbreitet wie Erkrankungen durch verdorbene Lebensmittel. Schädlinge und Verderb machten ganze Ernten zunichte, die Verarbeitungs- und Frischhaltemethoden waren unzureichend und es gab fast ausschließlich das zu essen, was in der jeweiligen Region angebaut oder gezüchtet wurde.
Von der heute so selbstverständlichen und jederzeit verfügbaren Lebensmittelvielfalt, ausgewogener Ernährung dank gesunder Mischkost und Nährstoffschonung bei Lagerung und Zubereitung konnte in der “guten alten Zeit” wahrlich keine Rede sein. Inzwischen ist Ernährung längst mehr als nur das Stillen von Hunger. Der Wunsch nach Auswahl und Abwechslung hat dazu geführt, dass praktisch überall und jederzeit gesunde, sichere und schmackhafte Lebensmittel in breiter Vielfalt und zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind. Industriell gefertigte Produkte bis hin zu Fertigmahlzeiten, beispielsweise von Nestlé, spielen dabei eine bedeutende Rolle, denn sie sparen viel Zeit, die man früher für das Haltbarmachen und Zubereiten im Haushalt aufwenden musste.
Vielen Leuten fällt im Zusammenhang mit industriell hergestellten Lebensmitteln gleich das Wort “Chemie” ein, das ganz zeitgeistgemäß allgemein einen Beigeschmack von “unnatürlich” bis “schädlich” hat. Dabei ist Chemie zunächst einmal ganz neutral lediglich die Wissenschaft von den natürlichen Elementen und ihren Verbindungen sowie den Veränderungen, die diese Stoffe durchlaufen. Ohne die Wissenschaft der Chemie könnten wir nicht verstehen, welche Lebensmittel gut oder weniger gut für eine gesunde Ernährung sind. Denn wie wir Menschen selbst bestehen alle unsere Lebensmittel aus natürlichen chemischen Verbindungen.
Vor allem die Zusatzstoffe in Lebensmitteln werden in negativen Zusammenhang mit “Chemie” gebracht. Doch vieles, was als “E-Stoff” mit einer Nummer gekennzeichnet wird und deshalb so richtig chemisch-künstlich klingt und aussieht, wird seit langem auch in den Privathaushalten verwendet: Zuckerkulör beispielsweise, bei der Lebensmittelherstellung häufig als Farbstoff benutzt, ist nichts anderes als brauner Zuckersirup, Essigsäure war in Form von Essig oder Essigessenz schon immer Hauptzutat beim Einlegen von sauren Gurken, und Natron als Triebmittel beim Backen ist nichts anderes als das jeder Hausfrau bekannte, gute alte Backpulver. Bei der industriellen Lebensmittelherstellung werden lediglich die für die gewünschte Wirkung maßgebenden Bestandteile der alten “Hausmittel” in reiner, konzentrierter Form eingesetzt.
Bestimmte Stoffe lassen sich einfacher und kostengünstiger aus anderen als den traditionellen Rohstoffen gewinnen - sind aber deshalb keineswegs minderwertig oder “chemisch”. Vitamin C beispielsweise, das unter seinem wissenschaftlichen Namen Ascorbinsäure als Säuerungsmittel verwendet wird, ist ebenso in Maisstärke enthalten wie in Zitrusfrüchten. Welche Zusatzstoffe in welchen Mengen Lebensmitteln zugesetzt werden dürfen, ist in mehreren EU-Richtlinien verbindlich festgelegt. Jeder darin aufgeführte Zusatzstoff hat zuvor ein aufwändiges und strenges Genehmigungsverfahren durchlaufen. Jeder Konsument kann also davon ausgehen, dass die bei der Lebensmittelherstellung verwendeten und in den Zutatenlisten der Verpackungen verzeichneten Stoffe nach dem Stand der Wissenschaft für gesunde Menschen unbedenklich sind. Einschränkungen kann es von Fall zu Fall bei bestimmten , bereits bestehenden Erkrankungen, wie Diabetes oder Allergien, geben.
Was kann schöner sein, als mit Ruhe und Muße über den Markt zu schlendern und nach Lust und Laune die besten, frischesten Zutaten für ein leckeres Essen zu kaufen? Mit anderen oder für andere zu kochen und anschließend ausgiebig gemeinsam zu essen liegt im Trend, bringt viel Freude, Genuss - und nicht zuletzt eine rundum gesunde Mahlzeit. Vorgefertigte Zutaten und Lebensmittel sorgen dabei nicht nur für einfache Zubereitung und sicheres Gelingen, sondern sparen auch viel Zeit, die man wertvoller als in der Küche mit dem Partner oder lieben Gästen verbringen kann.