Das Forscherteam um Kristin J. Reimers am „Center for Human Nutrition University of Nebraska Medical Center“ in Omaha/USA fand jetzt heraus, dass es keinen Unterschied in der Flüssigkeitsbilanz von Erwachsenen macht, ob sie ihren Flüssigkeitsbedarf über verschiedene Getränke (bei denen kein reines Wasser enthalten war) oder Getränke unter Einbeziehung von
Wasser zu sich nahmen.
Die Zusammensetzung des Getränkemenüs orientierte sich dabei am durchschnittlichen Konsumverhalten der amerikanischen Bevölkerung. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Tee, Cola, etc. wurden berücksichtigt, während Milch und alkoholische Getränke bewusst ausgeschlossen waren. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie im April 2003 im „Journal of the American College of Nutrition“.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist, dass die von vielen Fachleuten ausgesprochenen Regeln für die Flüssigkeitszufuhr zumindest in bezug auf koffeinhaltige Getränke einer kritischen Würdigung unterzogen werden sollten. Selbstverständlich ist die ausreichende Flüssigkeitsversorgung des menschlichen Organismus von höchster Bedeutung. So ist ein ausgewogener Flüssigkeitshaushalt das Ergebnis von Flüssigkeitszufuhr und -verlust. Wie sich diese Bilanz im Einzelfall ergibt, hängt von der Physiologie des Individuums, seiner Umwelt und seinem Verhalten ab.
Unter Normalbedingungen, d. h. bei überwiegend sitzender Arbeitshaltung, sind laut Reimers der Durst und die Häufigkeit der Toilettenbesuche wichtige Indikatoren für den Flüssigkeitsbedarf. Intensiver Sport, stärkere körperliche Arbeit und hohe Außentemperaturen erfordern hingegen eine besondere Obacht und die Einhaltung bestimmter Regeln beim Trinkverhalten.
Die bisher übliche Empfehlung, neben der normalen Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr noch diverse Gläser Wasser (Inhalt insgesamt 2 – 2,5 l) zu sich zu nehmen, verbunden mit der Warnung vor der diuretischen, sprich entwässernden Wirkung von koffeinhaltigen Getränken, vermag Reimers nicht zu teilen. Sie betont, dass sich die Verbraucher auf eine Vielzahl von Getränken stützen können, z. B. auch auf Kaffee und Tee, und sich keine Sorgen machen müssen, wenn ihnen nicht täglich der Genuss von Wasser möglich ist.
Bereits in einer früheren Untersuchung an derselben Universität hatte eine Forschergruppe um Ann C. Grandjean, Kristin J. Reimers u. a. dieselben Effekte von koffeinhaltigen und nicht-koffeinhaltigen Getränken auf Menschen innerhalb einer Zeitspanne von 24 Stunden untersucht. Ergebnis auch dieser Studie war, dass der Konsum koffeinhaltiger Getränke nicht in signifikanter Weise die Urinproduktion erhöht.
Was unterscheidet diese Studien von früheren Untersuchungen? Sie verzichteten auf eine unrealistisch hohe Koffeindosierung und die Testpersonen mussten nicht eine längere Zeitspanne (von einigen Tagen bis zu drei Wochen) vor dem Versuch auf koffeinhaltige Getränke verzichten. Und in der Tat scheint es so zu sein, dass Personen, die regelmäßig koffeinhaltige Getränke in durchschnittlichem Umfang genießen, nicht von der diuretischen Wirkung betroffen sind, denn die entwässernde Wirkung des Koffeins in reiner Form scheint durch die Darreichungsform eines koffeinhaltigen Getränkes ausgeglichen zu werden.