Ein Blick in die Gesundheitsabteilung von Buchhandlungen signalisiert: Fett macht fett. Aktuelle Studien widerlegen diese These. Denn die aktuellen Forschungsergebnisse belegen: nicht die Quantität der Fette ist entscheidend, sondern deren Qualität - genauer gesagt das Verhältnis von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren.
Die Anti-Fett-Welle startete Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA. Ein amerikanischer Arzt glaubte seinerzeit, einen Zusammenhang zwischen fettreicher Ernährung und dem Risiko von Herzerkrankungen gefunden zu haben. Einen wissenschaftlichen Beweis für diese Theorie konnte er allerdings nicht vorlegen. Bis heute wurde die angeblich positive Wirkung einer fettreduzierten Ernährung in keiner wissenschaftlich fundierten Studie bewiesen. Dennoch konnte sich das Dogma über Jahre hinweg durchsetzen. 1977 erschienen in den
Vereinigten Staaten erstmals diesbezüglich offizielle Ernährungsrichtlinien. Europäische Organisationen haben diese Empfehlungen übernommen. Seitdem wird geraten, maximal 30 Prozent der täglichen Kalorien in Form von Fett zu sich zu nehmen. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren sollte höchstens zehn Prozent betragen.
Entsprechend diesen Ernährungsempfehlungen ist der Fettkonsum in den USA seit Anfang der 70er Jahre von mehr als 40 Prozent auf rund 34 Prozent der Gesamtkalorien gesunken. Gleichzeitig stieg aber die Zahl der Übergewichtigen und Diabetiker. Was ist die Ursache? “Die Reduktion des Fettanteils ist zwangsläufig mit der Erhöhung des Anteils an Kohlenhydraten in der täglichen Kost gekoppelt”, berichtet Prof. Dr. Dietmar Luppa vom Institut für Sportmedizin an der Universität Leipzig. “Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung das Übergewicht nicht verringert und den Abbau der Fette sogar hemmt. Die Blutfettwerte und damit das Herzinfarktrisiko steigen. Das gilt insbesondere für Personen, die sich körperlich wenig belasten.” Eine Ernährung mit einem höheren Anteil an Fett und Eiweiß sowie einem etwas niedrigeren Gehalt an Kohlenhydraten kann dagegen vor Übergewicht und den damit verbundenen Zivilisationskrankheiten schützen - so die aktuellen Forschungsergebnisse. Diese Erkenntnis stellt die gängigen Ernährungsempfehlungen auf den Kopf. Denn die lauten seit vielen Jahren: wenig Fett, wenig Eiweiß, aber ausreichend Kohlenhydrate.
Um gesund und fit zu bleiben, ist es also weniger entscheidend, wie viel Fett man verzehrt. Ausschlaggebend ist ein ausgewogenes Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren. Einige tierische Fette besitzen dieses ausgewogene Verhältnis. Das Fett in Rind- und Schweinefleisch besteht zum Beispiel überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren mit einem besonders hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren. Nach neuesten Ernährungsempfehlungen sollte die tägliche Fettzufuhr bezogen auf die Gesamtkalorienaufnahme bis zu 15 Prozent aus einfach ungesättigten Fettsäuren bestehen. Gesättigte Fettsäuren sollten maximal zehn Prozent erreichen. Von den mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind nicht mehr als sieben bis acht Prozent der Energie zuzuführen.