Denn „die im Mund vorhandenen Bakterien bauen Kohlenhydrate aus zucker- und stärkehaltigen Lebensmitteln ab und bilden dabei Säuren, die den Zahnschmelz entkalken, Zusätzlich entsteht eine zähe, klebrige Masse, die als Bindemittel zwischen Bakterien, Essensresten und Zähnen wirkt und den Aufbau von Plaque fördert. Karies entwickelt sich meistens an den Stellen, die – mangels richtiger Reinigung – über längere Zeit mit Zahnbelag bzw. Plaque bedeckt sind.“
Regelmäßiges und richtiges Zähneputzen ist der beste Garant, um Karies vorzubeugen. Auch die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Zahngesundheit. Milch und Milchprodukte schützen die Zähne auf mehrfache Weise. Zunächst sind sie eine der bedeutendsten Calciumlieferanten in der Ernährung: „Calcium ist ein wichtiger ‚Baustoff‘ der Zähne“, so Dr. Lemke. „Eine vollwertige Ernährung mit genügend Calcium ist eine Voraussetzung für den Aufbau von gesundem Zahnschmelz.“ Vor allem Kinder und Jugendliche sollten regelmäßig Milch und Milchprodukte verzehren, denn Calcium fördert nicht nur den Aufbau eines gesunden Zahnschmelzes, sondern ist auch für die Bildung der Knochenmasse wichtig. Bis zum Ende der Pubertät baut der Mensch 90 Prozent seiner Knochenmasse auf.
Wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, können Milch & Co. die Zähne aber nicht nur von innen, sondern auch von außen schützen. Sie können zum Beispiel die zahnschädigenden Auswirkungen der bakteriellen Säuren reduzieren. Milch und Milchprodukte besitzen eine Pufferfunktion und mindern die Anhaftung von Bakterien am Zahn. Gleichzeitig verringern sie die Demineralisierung – also das Herauslösen von Mineralstoffen – des Zahnschmelzes und fördern seine Remineralisierung.
Welche Bedeutung Milch und Milchprodukte in Bezug auf die Kariesprophylaxe besitzen, wird in einer Übersichtsarbeit des Forsyth-Instituts in Boston, USA dargestellt. In der Erhebung werden die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Studien aus den letzten Jahrzehnten zusammengefasst. Hier die wesentlichen Erkenntnisse:
Milch und Milchprodukte stimulieren unter anderem den Speichelfluss. Speichel ist ein natürlicher Schutz für die Zähne. Er verdünnt und neutralisiert die zahnschädigenden Säuren, die nach dem Essen auf den Zahnschmelz einwirken, und spült sie fort. Außerdem versorgt er die Zähne mit Mineralstoffen. In einer Studie wurde festgestellt, dass Käseverzehr den Speichelfluss anregt. Zudem steigt der pH-Wert des Speichels bereits zwei Minuten nach dem Verzehr von Käse auf etwa 7,5. Auch der Calcium-Gehalt der Plaque erhöht sich.
Das in Milch und Käse enthaltene Kasein besitzt eine Pufferfunktion. „Isolierte Kasein-Phosphopeptide bilden zusammen mit Calcium und Phosphat bestimmte Komplexe, die die Pufferwirkung erhöhen. Dadurch wird die Einwirkung der Säuren auf den Zahn erheblich reduziert“, erklärt Diplom-Ökotrophologin Claudia Lenz. In den Studien wird deutlich, dass sich Kasein-Proteine besonders schnell an der Oberfläche des Zahnschmelzes anlagern und die Zähne somit wirksam vor Säureattacken schützen. In einer Untersuchung haben Testpersonen über einen Zeitraum von drei Wochen sechs Mal am Tag den Mund mit einer 10%igen Saccharoselösung gespült. Gleich danach haben sie eine Minute lang fünf Gramm Cheddar-Käse gekaut. Das Ergebnis: Durch den Käse-Verzehr konnte die Demineralisierung des Zahnschmelzes um durchschnittlich 71 Prozent reduziert werden. Ähnliche Beobachtungen wurden mit Emmentaler gemacht. Auch andere Untersuchungen belegen, dass der Verzehr von Käse nach zuckerhaltigen Mahlzeiten zahnschädigende Säuren neutralisiert.
Einer weiteren Übersichtsarbeit zufolge hemmen die Milchproteine Kasein-Glucomakropeptid (CGMP) und Kasein-Phosphopeptid (CPP) die Anhaftung des an der Kariesentstehung beteiligten Bakteriums Streptococcus mutans an der Zahnoberfläche. CGMP verbindet sich beispielsweise mit der Zahnoberfläche und bildet dadurch eine Schutzschicht. Die Bakterien können sich infolgedessen nur noch schwer an der Zahnoberfläche ansiedeln. Auch andere Milchproteine, beispielsweise Kappacin, Lactoferrin, Lactoperoxidase und Lysozym, besitzen eine kariesprotektive Wirkung.
In jüngster Zeit hat sich die Karies-Forschung genauer mit der Bedeutung von Milch und Milchprodukten im Hinblick auf die Remineralisierung des Zahnschmelzes befasst. Aufgrund ihres hohen Mineralstoffgehalts besitzen Milch, Käse oder Joghurt eine Karies hemmende Wirkung. Entscheidend sind hier vor allem Calcium und Phosphate, die in Milch und Milchprodukten reichlich vorkommen. Die Mineralstoffe, die an Kasein gebunden sind, werden anscheinend bei hohem Säuregehalt in der Plaque freigesetzt und reduzieren damit die Demineralisierung der Zähne. Im Prinzip ist es ganz einfach: Nach einer zucker- oder stärkehaltigen Mahlzeit steigt der Anteil an zahnschädigenden Säuren im Mund und es kommt zu einer Demineralisierung der Zähne. Ist allerdings die Konzentration an Calcium- und Phosphat-Ionen sehr hoch, wird der Zahnschmelz remineralisiert.
Milch und Milchprodukte besitzen von Natur aus ein geringes kariogenes Potenzial. Milch, Joghurt und Käse sind somit eine perfekte zahnfreundliche Zwischenmahlzeit. Wer nach süßen Speisen ein Stück Käse isst, unterstützt somit seine Zahngesundheit. Als Nachtisch sind auch Natur- oder Fruchtjoghurt, Dickmilch, Buttermilch oder Quark mit frischem Obst ideal. Trotzdem heißt es: Nach dem Essen Zähne putzen!
… bereits zwischen der sechsten und achten Schwangerschaftswoche beim Fötus erste Zeichen der Zahnentwicklung zu beobachten sind? Ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat wird dann der Zahnschmelz aufgebaut. Ein ausgewogener Calciumhaushalt ist deshalb für das ungeborene Kind und die werdende Mutter sehr wichtig. Pro Tag je 150 g Vollmilchjoghurt und Camembert (30 % Fett i. Tr.) oder 150 g Gouda decken den von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Calciumbedarf von Mutter und Kind.
… der menschliche Körper ca. ein Kilogramm Calcium enthält und 99 Prozent davon in Knochen und Zähnen stecken? Vor allem Kinder und Jugendliche sollten eine ausreichende Menge des Mineralstoffs zu sich nehmen. Um den laut DGE empfohlenen Tagesbedarf an Calcium zu decken, sind über die Nahrung zum Beispiel für 4- bis 7-Jährige täglich etwa 100 g Butterkäse oder zirka 400 ml Milch und 200 g Vollmilchjoghurt empfehlenswert. 10- bis 13-Jährige sollten zur Deckung des Calciumbedarfs jeden Tag entweder einen halben Liter Buttermilch, 200 g Quark (30 % Fett i. Tr.) und 40 g Butterkäse oder etwa 110 g Allgäuer Emmentaler verzehren.
… Kakao und anderen Milchmischgetränken in der Regel nur drei bis acht Prozent Haushaltszucker zugesetzt werden? Ihr Zuckergehalt ist damit keineswegs besonders hoch. Milch, aber auch Milchprodukte wie Kakao, Naturjoghurt oder Quark neutralisieren bakterielle Säuren, die nach dem Verzehr von süßen und stärkehaltigen Lebensmitteln gebildet werden. Durch ihren relativ hohen Gehalt an Calcium und Phosphaten verringern sie nicht nur die Demineralisierung des Zahnschmelzes, sondern versorgen ihn auch gleichzeitig mit Mineralstoffen.