Probiotika sind jetzt auch als Beimischung in der Babynahrung erhältlich. Es sind Bifidusbakterien, die in der natürlichen Muttermilch vorkommen, und deshalb auch dem Milchpulver zusätzlich beigemengt werden - als Aufbauhelfer für die Darmflora des Kindes.
Normalerweise werden fremde Besucher, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen, von der Magensäure abgetötet. Doch nicht so die probiotischen Bakterien (denn es sind menschliche Darmbakterien, bestimmte Laktobazillen und Bifidobakterien, die künstlich vermehrt und dem Joghurt beigemengt werden – diese erkennt unsere „Darmpolizei“ als zu uns gehörig an). Probiotika überstehen Säureattacke und können im Darm das Gleichgewicht zwischen schädlichen und unschädlichen Bakterien helfen aufrecht zu erhalten. Wie sie das nun genau machen, weiß man noch nicht.
Leider können sie jedoch nicht dauerhaft den Darm besiedeln. Wer also Krankheiten vorbeugen will, muss täglich für Nachschub mit probiotischen Bakterien (z. B. Actimel, LC1, Yakult) sorgen. Allerdings gibt für sie kein Hersteller an, wie viele Bakterien in den Bechern enthalten sind. Obwohl die Dosierung der probiotischen Bakterien – und damit ist die Autorin mit ihrer Meinung nicht allein - sicher entscheidend ist.
Prof. Dr. Stephan Bischoff, Stuttgart, zieht auch den Bogen zu den Allergien, denn mittlerweile ist jetzt jedes dritte Kind in Deutschland unter 15 Jahren schon von Asthma betroffen. Dieser Trend ist ungebrochen. Doch man könne jetzt nicht das Landleben in den Himmel heben, back to nature wollen und gleichzeitig den Sauberkeitswahn verfluchen (das ist die Sache mit der Arbeit der Mutter im Kuhstall!). Denn immerhin hätten diese Gewohnheiten und schließlich ja auch die Entdeckung von Antibiotika dem Menschen ermöglicht, gesund ein hohes Alter zu erreichen.
Trotzdem riet er seinen ärztlichen Kollegen, vorsichtig Antibiotika einzusetzen, das Stillen noch mehr zu propagieren und auch viel weniger Kaiserschnitte durchzuführen (auf dem natürlichen Weg der Entbindung kommt das Baby nämlich schon mit Bakterien in Berührung).
„Wir müssen daran arbeiten, ob es irgendwann zu einer therapeutischen Konsequenz kommt, bleibt abzuwarten“, sagte Bischoff auf dem Journalistenworkshop in Stuttgart-Hohenheim. Auch die allgemeinen Anwendungsmöglichkeiten von Probiotika: Vorbeugung von Krankheiten – Stärkung des Immunsystems – Regulation der Verdauung – müssten noch mit vielen Langzeituntersuchungen belegt werden.
Hoch dosierte Milchsäurebakterien während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensmonaten können offenbar viele Kinder vor Neurodermitis (atopisches Ekzem) bewahren. Dies belegte eine finnische Studie mit 132 Babys. Die Mütter der jungen Teilnehmer, die aus Familien mit Neurodermitis-Fällen stammten, erhielten bereits zwei bis vier Wochen vor der Niederkunft täglich zwei Kapseln hoch dosierte Laktobazillen - oder ein Scheinmedikament. Nach der Geburt setzten die Wissenschaftler die Neurodermitis-Vorbeugung mit Probiotika sechs Monate bei den Säuglingen bzw. bei den stillenden Müttern fort.
Das Ergebnis: Nach 2 Jahren entwickelten nur 15 von 64 Kindern aus der Laktobazillen-Gruppe ein atopisches Ekzem. In der Gruppe mit dem Scheinmedikament waren es fast doppelt so viele: 31 von 68 Kindern. Das Darmbakterium senkte das Neurodermitis-Risiko somit fast um die Hälfte. Auch vier Jahre später war das Ergebnis fast unverändert.