Resveratrol ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der z. B. in Trauben, Erdnüssen und Beeren vorkommt. Über Resveratrol wird häufig berichtet, da es, leider immer noch ohne wissenschaftliche Beweise, die Fließeigenschaft des Blutes verbessern und so vor Herzinfarkten schützen soll.
Vielfach als wahres Wundermittel beworben, soll es uns nicht nur vor freien Radikalen schützen, sondern zudem viele andere positive Eigenschaften für den Körper aufweisen. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Falten und Gewicht sind, nimmt man nur genügend Resveratrol oder OPC zu sich, wirklich kein Thema mehr. Und natürlich wird die Werbung nicht müde, darauf hinzuweisen, dass gerade Franzosen, dank ihres reichlichen Rotweinkonsums (und damit der Aufnahme von Resveratrol) wesentlich weniger KHK-Erkrankungen aufweisen, als die restliche Welt.
Doch leider stuft die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Gesundheitsaussagen bezüglich der antioxidativen Wirkung von Resveratrol als nicht ausreichend belegt ein. Werbeaussagen zu Reserveratrol/OPC- Produkten dürfen keine diesbezüglichen Behauptungen beinhalten. Generell dürfen Nahrungsergänzungsmittel keinerlei krankheitsbezogene Werbung oder gar Heilversprechen enthalten.
Doch möglicherweise schützt Resveratrol tatsächlich vor Gewichtszunahme. Immerhin konnte zum ersten Mal an Affen2 gezeigt werden, dass Resveratrol den Appetit zügeln und gleichzeitig die Stoffwechselaktivität erhöhen kann. Die untersuchten Mausmakis bekamen über einen Zeitraum von vier Wochen täglich 200 mg Resveratrol pro kg Körpergewicht über ihr normales Futter verabreicht. Das Resultat: Sie fraßen 13 % weniger und ihr Ruheenergieumsatz steigerte sich um 29 %.
Untersucht wurden die Mausmakis-Affen in einer Zeit, während der sie normalerweise viel essen, sich wenig bewegen und stundenweise in eine Art Winterschlaf fallen. Dieses Verhalten führt zu einer enormen Gewichtszunahme. Innerhalb weniger Wochen kann sich ihr Gewicht verdoppeln. Durch den gesenkten Gesamtenergieumsatz sichern sich die kleinen Affen in lichtarmen Jahreszeiten Energie. Genau in dieser Zeit verabreichten die Forscher den Versuchstieren mit ihrer gewöhnlichen Nahrung eine Dosis von 200 mg Resveratrol/kg Körpergewicht - mit einem überraschenden Ergebnis. Nach vierwöchiger Supplementierung erhöhte sich der Energieumsatz der Mausmakis. Ursachen waren ein Anstieg der Köpertemperatur, eine Zunahme der Stoffwechselaktivität sowie eine Verkürzung der Kälteschlaf-Perioden. Gleichzeitig sank der Appetit der Äffchen: Die aufgenommene Futtermenge war 13 % kleiner als die der Kontrolltiere. Damait kamen die Forscher zu dem Schluss, dass dieses Ergebnis nicht allein durch die geringere Nahrungsaufnahme zu erklären ist, sondern auch durch den Anstieg der Körpertemperatur und des Ruheenergieumsatzes sowie des verkürzten Kälteschlafs.
Interessant an diesen Ergebnissen sind insbesondere die Verringerung des Appetits und die gleichzeitige Erhöhung des Energieumsatzes durch Resveratrol. Nach Angaben der Autoren wurde bisher die Wirkung von Resveratrol auf eine spontane Nahrungsaufnahme noch nie untersucht. Ob Resveratrol auch beim Menschen zu einer verminderten Fettspeicherung führen kann, muss erst noch untersucht werden. Hinzu kommt, dass die in dieser Untersuchung eingesetzte Menge an Resveratrol sehr hoch war und über eine bei uns übliche Ernährung nicht realisierbar wäre. So zählt roter Traubensaft zu den guten Resveratrol-Quellen, enthält aber nur etwa 1 mg/l. Auch andere sekundäre Pflanzenstoffe sind in erheblichen Mengen im Traubensaft enthalten, wie Flavonole, Anthocyanidine und Proanthocyanidine. Roter Traubensaft weist etwa dreimal soviel Polyphenole wie Orangen- oder Grapefruitsaft auf, wie in einer anderen Studie gezeigt werden konnte.
OPC = Oligomere Proanthocyanidine ↩
Dal-Pan A, Blanc S & Aujard F (2010): Resveratrol suppresses body mass gain in a seasonal non-human primate model of obesity, BMC Physiology 10: 11; Keevil JG et al. (2000): Grape juice, but not orange juice or graperuit juice, inhibits human platelet aggregation, The Journal of Nutrition 130: 53 - 56 ↩