Der Christ- oder Weihnachtsbaum gehört zum Fest wie der (immer seltener werdende) Schnee und die selbstgebackenen Plätzchen. Über Millionen Bäume wurden zu Weihnachten bei uns verkauft, d. h. streng genommen mindestens jeder zweite Deutsche hat einen Baum. Bevorzugt wird die Nordmanntanne, denn sie kratzt und nadelt wenig. Gerne vergessen bei der grünen Pracht wird, dass so ein Baum, ob groß oder klein sei jetzt mal dahingestellt, ca. 1-2 l Wasser täglich bräuchte, um nicht im Galopp sein Nadelkleid zu verlieren und am Ende der Weihnachtszeit mehr nackig als grün vor sich hin zu prangen. Aber, wie gesagt, das ist bloße Theorie, denn wahrheitsgemäß verdursten mindestens 2/3 aller Bäume in bundesdeutschen Wohnzimmern bereits vor dem Jahresende.
Die einen stehen am ersten Verkaufstag Schlange, die anderen sind völlig fassungslos, wenn am 24.12. um 12 Uhr nur noch halb kahle und meist sehr krumme Bäume beim Händler stehen. Ob am 1. Advent oder ganz zum Schluss, das Kaufdatum entscheidet jeder für sich. Familienrat oder Singlesause beides ist okay, solange am Ende einer von unzähligen Bäumen jeglicher Größenordnung dann auch erfolgreich erstanden wurde.
Vor dem Kauf des Baumes sollte man dessen Nadeln mal kurz in Richtung Stamm streifen – verliert er dann bereits etliche davon, lassen Sie ihn stehen, denn sein Alter ist buchstäblich biblisch!
Hat sich die Liebste, sämtlicher Nachwuchs inklusive Hund, dann endlich für das richtige Exemplar entschieden, droht bereits die nächste Ungemach: Nackig aufs Autodach – oh Gott, der Baum wird sich gnadenlos rächen. Er friert, wie Herrchen und Hundchen durch den eisigen Fahrtwind und beschließt darob gleich mal sein Nadelkleid zu verdünnen. Also, erst mal die Schnittfläche am Stamm schön dick einmummeln, damit das gute Stück keinen Kälteschock erleidet. Zur Not tut es hier aus Papas Zipfelmütze!
Zuhause darf er keinesfalls sofort ins warme Zimmer – denn das Nadelholz braucht nun mindestens zwei kühle (Keller-Garagen-etc.-)Tage zum akklimatisieren und danach bedarf es 2 cm Haarschnitt am Stammende, damit er wieder frisch in die Gänge kommt. Erst jetzt wird Tanne, Fichte oder Kiefer (Notarztnummer und Verbandkasten sollten stets griffbereit sein) in einem mit Wasser gefüllten Ständer (wo ist der bloß wieder?) aufgestellt und – erst mal wieder einen Tag in Ruhe gelassen. Am Weihnachtstag sollte er dann von fachkundiger Hand geschmückt werden, um am Abend mit seinem Lichterglanz die ganze Familie zu erfreuen.
Es ist kein Geheimnis, an der Weihnachtsbäckerei scheiden sich die Geister. Was dem einen seine Discountertüte birgt, lässt den anderen erschauern. Kekse, Plätzchen und wie auch immer man sie benennen mag, müssen selbst erzeugt werden. Auch wenn diese nicht selten betonharten Do-it-yourself-Naschereien im Januar den Zahnärzten Hochkonjunktur bringen – die müssen auch von was leben!
Selbst wer das ganze Jahr über den Backofen nicht in Betrieb nimmt, an Weihnachten wird gebacken was die thermogesteuerte Ofenhitze hergibt. Keine Widerreden bitte! Denn erst wenn es duftet und die Küche aussieht, als hätte eine Horde Azubis sie heimgesucht, es wird geknetet, ausgerollt und ausgestochen was der Teig vermag. Und außerdem: Selbstgebackene Plätzchen sind nicht nur besser (unwidersprochen), sondern auch billiger als gekaufte (stimmt nicht!). Denn die lieben selbstgemachten Teigförmchen sind übers Jahr um satte 30 % teurer geworden – bemessen an ihren Zutaten. Dies vermeldet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) und die muss es schließlich wissen. Zudem kommt, dass wir Deutschen ja ein absolut sparsames Volk nicht nur waren, sondern immer noch sind. Essen ist uns immer weniger wichtig, zumindest wenn es ums Geld geht. Wir stopfen gerne und reichhaltig in uns hinein, was gerade billig oder aber schnell erhältlich ist. Da kommt es doch auf die paar Kilokalorien bei der Weihnachtsbäckerei wirklich nicht mehr an.
Als besonders gesund und zudem kalorienverzehrend erweist sich das Rezept all jener, die möglichst sämtliche Zutaten für die weihnachtlichen Leckereien einzeln besorgen. Jede Zutat ein neuer Weg zum Supermarkt und Adipositas flieht über jedes Backblech.
Würstchen mit Kartoffelsalat war gestern. Schließlich sind wir ein Volk von Gourmetköchen! Denn irgend jemand von uns mehr oder weniger 80 Millionen Deutschen muss ja die ganzen Rezepte aller vereinigten Fernsehköche samt begleitender VIPs nachkochen. Also, ran an den Braten: Ob heimisches Wild oder lieber handgestreicheltes Rind, ob ungarische Ente oder polnische Gans, ob böhmische oder bayerische Knödel (zur Not gehen auch schlesische Klöße), er muss schon was hermachen, der Braten zum Christfest. Wenn es schon ein karger Stall sein muss, dann wenigstens ein reich gedeckter Tisch.
Schnäppchenjäger geht gar nicht für die Weihnachtsküche! Denn das Schnäppchen droht leicht Schuhleder zäh zu entarten. Geben Sie sich einen Ruck und besuchen Sie mal einen der wenigen noch existierenden Metzger (das sind die mit den weißen Jacken, könnte man auch mit Zahn- oder sonstigen Ärzten verwechseln, was ja gar nicht so falsch ist, schließlich schneiden alle mit Leidenschaft im fremden Fleisch herum). Haben Sie einen gefunden, bitten Sie ihn (freundlich) um ein gutes Stück Fleisch, egal welcher Provenienz! Folgen Sie dem Rat des Metzgers Ihres Vertrauens, braten sie das erworbene Stück nicht bei vulkanartigen Temperaturen zu Tode, sondern lassen sie es bräunen bei sanften Graden (gilt vom Reh bis zum Rinderfilet gleichermaßen). 80-90 Grad genügen durchaus. Aber erst, wenn es vorher richtig in der Pfanne (nicht im Rohr!) mit rund 140° angebraten wurde. Denn erst dadurch lösen sich die Membranen der Muskelzellen an der Fleischoberfläche und die enthaltenen Zuckermoleküle können mit den vorhandenen Eiweißen zum Hochzeitstanz sich drehen. Entdeckt hat diesen Vorgang übrigens Monsieur Maillard aus Frankreich – wer auch sonst?
Alles klar soweit ?– dann kann der Braten vor sich hin brutzeln und Sie haben Zeit für Soßen, Beilagen, Desserts oder was auch immer. Ab und an ein Gläschen in Ehren wird dem geneigten Koch hier niemand verwehren.
Die Pfeffersäcke saßen schon immer im hohen Norden des Landes, vornehmlich in der Hansestadt Hamburg. Dort feiert man dieses Jahr endlich die Fertigstellung eines Konzerthauses, dessen Baudauer mit mehrfachen Weltumsegelungen gleichzusetzen ist. Gönnen wir den Herren also ihren Pfeffer mit Musik und schwelgen stattdessen in einem Gewürz, das den teuren Körnern sehr ähnlich, aber weitaus billiger ist: Paradieskörner nannte man das aus Afrika stammende Gewürz, welches man bereits im Mittelalter kannte und das erst in Vergessenheit geriet, als der Pfeffer aus Indien nicht nur Hamburg reich machte. Man findet Paradieskörner noch immer in Lebkuchengewürzen, aber auch im Glühwein oder einigen Würsten. Fruchtig scharf mit leicht herbem Geschmack – so könnte man es kurz auf einen Nenner bringen. Passen tun Paradieskörner, die auch als Guineapfeffer bezeichnet werden, zu vielen Gemüsen, aber auch zu Fisch und Meeresfrüchten. In ganz Afrika findet man die Körner der zu den Ingwergewächsen zählenden Pflanze in fast allen Eintöpfen.
Paradieskörner sind nicht nur feurig schmackhaft, sondern zudem auch noch gesund: Seine ätherischen Öle wirken entzündungshemmend, unterstützen die Verdauung und wenn man sie kaut, wärmen sie von innen.
TIPP: Erhältlich sind sie heute im Onlinehandel und in gut sortierten Gewürzläden. Ungemahlen, kühl und trocken gelagert kann man sie problemlos 2-3 Jahre aufbewahren.
Somit wären wir am Ende unserer kleinen To-Do-Liste für die kommenden Festtage.
Allen unseren Lesern: Fröhliche Weihnachten!
Weihnachtsessen
Gewürze
Guineapfeffer