Die Behauptung Zucker sei ein Killer in Würfeln klingt zwar reißerisch, ist aber dennoch leider falsch - läßt sich aber gut verkaufen. Und vor allem hat man damit einen Sündenbock für alle jene Zivilisationskrankheiten gefunden, die uns moderne Menschen so plagen. Prüft man dann die Studienlagen und geht vielen der fest verwurzelten Behauptungen auf den Grund, kommt rasch die Erkenntnis: Stimmt so leider oder Gott sei Dank nicht…
Immerhin wissen 77 Prozent der Deutschen, dass Zucker ein Naturpodukt ist. Das ist lobenswert, doch offenbar geht dieses Wissen jedoch insbesondere bei den Jüngeren verloren. Während 86,6 Prozent der 50- bis 69-Jährigen auf das Naturprodukt tippen, weiß ein Drittel der 14- bis 29-Jährigen nicht, dass Zucker ein natürliches Erzeugnis ist.
Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Online-Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag der Initiative „Schmeckt Richtig!“ im August 2015 durchgeführt hat.
Die Initiative „Schmeckt Richtig!“ möchte mit verbreiteten Irrtümern über Zucker aufräumen und zeigen, dass Zucker natürlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung ist. Was zählt ist die Balance von Ernährung, Genuss und Bewegung.
Die Initiative „Schmeckt Richtig!“ fragt die Ernährungsexpertin Katrin Kleinesper von Sport & Food
Schmeckt Richtig: Frau Kleinesper, was genau ist eigentlich Zucker?
Katrin Kleinesper: Zucker gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate. Er wird in Europa meistens aus der Zuckerrübe gewonnen – in anderen Ländern auch aus dem Zuckerrohr. Zucker ist also ein Naturprodukt.
Schmeckt Richtig: Und wofür braucht unser Körper Zucker?
Katrin Kleinesper: Zucker liefert unserem Körper Energie. Unser Körper braucht täglich eine Mindestmenge an Energie, den sogenannten Grundumsatz.
Damit werden zum Beispiel die Körper- temperatur, die Atmung und der Herz- schlag konstant gehalten. Außerdem brauchen wir zusätzliche Energie, wenn wir uns bewegen. Ohne Energie könnten unsere Muskeln und unser Gehirn nicht arbeiten.
Schmeckt Richtig: Nun wird aber Zucker auch häufig mit Übergewicht in Verbindung gebracht. Was ist denn da dran?
Katrin Kleinesper: Oh ja, das höre ich täglich, aber da ist nichts dran, denn Zucker an sich macht nicht dick. Entschei- dend ist, wie viele Kalorien wir aufneh- men und wie viel wir verbrauchen. Das heißt: Die Energiebilanz muss stimmen. Wer auf Dauer mehr isst und trinkt, als sein Körper verbraucht, nimmt zu. Dabei ist es ganz egal, welcher Nährstoff das ist.
Grundsätzlich gibt es auch kein gesund oder ungesund, was zählt ist eine aus- gewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Wer seine Energiebilanz im Gleichgewicht hält, nimmt nicht zu.
Schmeckt Richtig: Warum gibt es denn heute mehr Übergewichtige als früher?
Katrin Kleinesper: Eine wesentliche Ursache ist, dass sich die Menschen heute weniger bewegen, als das früher der Fall war, einige aber noch so essen, als müssten sie enorme körperliche Leistungen vollbringen. Viele sitzen aber heute bei ihrer Arbeit und verbringen auch die Freizeit lieber auf dem Sofa. Viele bewegen sich einfach zu wenig. Kinder spielen lieber am Computer, als dass sie draußen toben. Gleichzeitig ist das Angebot an Lebensmitteln groß und das Selberkochen geht zurück. Über- gewicht hat also viele Ursachen.
Schmeckt Richtig: Viele greifen ja eher auf zuckerfreie oder zuckerreduzierte Lebensmittel zurück. Wie sinnvoll ist das?
Katrin Kleinesper: Gerade das ist häufig eine Fehleinschätzung, weil zum Beispiel der Hinweis ,,weniger Zucker“ in der Regel mit weniger Kalorien in Verbindung gebracht wird. Aber genau das kann ein Irr- tum sein. Vergleicht man z.B. normale und zuckerreduzierte Frühstücksflocken, stellt man fest, dass sie fast die gleiche Menge an Kalorien haben. Im Grunde ist das auch nicht verwunderlich, denn wird Zucker reduziert, muss ein anderer Nährstoff an seine Stelle treten. Und der hat ebenfalls Kalorien. Viel sinnvoller ist es, auf die Kalorienmenge zu achten.
Weitere Informationen findet man unter: schmecktrichtig.de