Die Meningitis ist eine schwerwiegende, bei nicht zeitgerechter Diagnose auch lebensbedrohliche Entzündung der weichen Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen), die das Gehirn umgeben. Die häufigsten Erreger sind Bakterien oder Viren, die meist über die Blutbahn in das Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) gelangen und darüber die Hirnhäute infizieren. Während die von Viren ausgelöste Form meist leichter verläuft und folgenlos ausheilt, handelt es sich bei der durch Bakterien verursachten Form um ein dramatisches, teilweise lebensbedrohliches Krankheitsbild. Die Symptome zu Beginn der Erkrankung sind jedoch bei beiden Formen sehr ähnlich.
Meningokokken gelten bei rund 45 Prozent aller bakteriellen Hirnhautentzündungen (Neisseria meningitidis) als Verursacher , während bei 55 Prozent andere Bakterienarten wie z. B. Pneumokokken oder vor Einführung der Impfung, Haemophilus influenzae vom Typ b, die Hirnhautentzündung auslösen.
Meningokokken lassen sich in zwölf Serogruppen unterteilen. Grundlage dafür ist der unterschiedliche Aufbau der äußeren Bakterienwand aus Zuckermolekülen (Polysaccharide). Den größten Teil der Erkrankungen verursachen die fünf Serogruppen A, B, C, W135 und Y. In Europa sind die Serogruppen B und C für die überwiegende Anzahl der Erkrankungen verantwortlich. Dabei sind Erkrankungen durch Meningokokken-C (in Deutschland ca. 21 Prozent) zwar seltener aber gefährlicher, da sie häufiger tödlich verlaufen.
Nach Angaben der WHO werden jährlich weltweit 300.000 - 350.000 Erkrankungen und 30.000 Todesfälle durch Meningokokken verursacht. Erkrankungen kommen sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern vor. In Afrika sind die Infektionsraten vor allem im sogenannten Meningitis-Gürtel, südlich der Sahara von Äthiopien bis zum Senegal, sehr viel höher als in anderen Teilen der Welt.
In Industrieländern liegen die jährlichen Erkrankungen in Größenordnungen von 1 - 3 pro 100.000, in Entwicklungsländern von 10 - 25 pro 100.000 Einwohner. Meningokokken-Erkrankungen kommen in ganz Europa vor, allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. In Deutschland gibt es pro Jahr durchschnittlich 760 Meningokokken-Erkrankungen. 10 Prozent der Fälle verläuft tödlich.
Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten. Die am stärksten gefährdete Gruppe sind Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahre. Auf sie entfallen etwa 40 Prozent aller Meningokokken-C-Erkrankungen. Weitere 15 Prozent sind bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren zu beobachten. Zudem sind Personen mit einer geschwächten Immunabwehr betroffen.
Die Übertragung der im Nasen-Rachen-Raum angesiedelten Bakterien geschieht meist über Tröpfcheninfektion, d.h. durch Husten, Niesen oder Küssen werden die Keime vom Keimträger ausgestoßen und von der Kontaktperson aufgenommen.
30 - 40 Prozent der Erkrankungen sind in den ersten drei Monaten des Jahres zu verzeichnen. Dies ist auch die Zeit, in der gehäuft Infektionen der oberen Atemwege auftreten, und die Erreger durch Niesen und Husten übertragen werden.
Etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind Meningokokken-Keimträger. Obwohl sie den Krankheitsträger in sich tragen, erkranken nicht alle an Meningitis, sind aber potenzielle Überträger. Warum einige Keimträger erkranken und andere nicht, ist bislang ungeklärt. Erkrankte Personen haben deutlich mehr Krankheitserreger im Nasen-Rachen-Raum als gesunde Keimträger und stellen somit eine erhöhte Gefahrenquelle für ihre Umgebung dar. Immer wieder entstehen auf diese Weise regionale Epidemien mit einer Häufung von Erkrankungen.
In Deutschland müssen Erkrankung und Tod durch Meningokokken sowie der Verdacht auf eine Erkrankung vom behandelnden Arzt gemeldet werden.
Die typischen Krankheitssymptome beginnen bei der akut-eitrigen Meningokokken-Meningitis, die etwa die Hälfte aller Meningokokken-Erkrankungen ausmacht, zwei bis vier Tage nach der Infektion. Charakteristische Anzeichen sind starke, im Nacken betonte Kopfschmerzen bis hin zur Genickstarre, Fieber und ein allgemeines schweres Krankheitsgefühl, oft auch Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit. Im weiteren Verlauf können Benommenheit, Schläfrigkeit und schwere Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auftreten.
Typisch für die Meningokokken-Meningitis ist die rasche Zunahme der Symptome binnen weniger Stunden bis Tage. Eine Meningitis ist immer ein medizinischer Notfall und ein Patient mit den genannten Symptomen benötigt schnelle ärztliche Hilfe. Bei ausbleibender oder verzögerter Therapie sind ein tödlicher Verlauf oder schwere neurologische Langzeitschäden nicht auszuschließen. Die ausgedehnten eitrigen Entzündungen der weichen Hirnhäute können zu Taubheit, Erblindung, Bewegungsstörungen, Hirnnerven-Lähmungen, Hirnleistungsstörungen, Anfallsleiden (Epilepsie) und Hirnabszess führen.
Eine Komplikation der Meningokokken-Erkrankung ist die Sepsis (Blutvergiftung), die in etwa einem Viertel der Fälle auftritt. Bei einer Sepsis gelangen die Bakterien aus einem Infektionsherd in die Blutbahn und breiten sich sehr schnell im Körper aus.
Bei 10 - 15 Prozent der an einer Sepsis erkrankten Patienten tritt das Waterhouse-Friederichsen-Syndrom auf, eine besonders schwere Form des septischen Schocks. Das Waterhouse-Friederichsen-Syndrom ist gekennzeichnet von einem schlagartigen Beginn unter raschem Fieberanstieg mit Kollapszeichen wie Blässe, Erbrechen und Durchfall. Die Nebennieren und andere innere Organe können schwer in Mitleidenschaft gezogen werden bis hin zum Organversagen. Außerdem kommt es zu ausgedehnten Hautblutungen infolge schwerer Gerinnungsstörungen. Das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom führt oft innerhalb weniger Stunden zum Tode.
Die Meningokokken-Erkrankungen erfordern eine sofortige Antibiotikatherapie. Die Erreger sind in der Regel empfindlich gegen Penicillin. Vor der Antibiotika-Gabe bzw. zeitgleich sollte dem Patienten auch Blut und Nervenwasser entnommen werden, um den Erreger genau zu identifizieren.
Die sicherste Art, sich vor Infektionskrankheiten zu schützen, sind Impfungen.
Seit kurzem gibt es neue Meningokokken-C-Konjugat-Impfstoffe. Bei diesen Impfstoffen, z.B. NeisVac-C von Baxter, ist durch ein besonderes Herstellungs-Verfahren die Immunreaktion verstärkt und es wird ein immunologisches Langzeitgedächtnis ausgebildet. Die genaue Dauer des Impfschutzes wird in Langzeitstudien überprüft. NeisVac-C wirkt im Gegensatz zu den bisher verfügbaren unkonjugierten Meningokokken-Impfstoffen bei Kindern unter zwei Jahren, die besonders gefährdet sind.
Auf Grund der Verfügbarkeit eines Konjugat-Impfstoffes gegen Meningokokken-C empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkomission des Robert-Koch-Instituts) für Kinder und Erwachsene, die auf Grund einer Disposition oder Exposition besonders gefährdet sind, erstmalig eine Impfung gegen Meningokokken.
Meningoko: Elektronenmikroskopische Aufnahme von Neisseria meningitis, dem Erreger von Meningokokken-Erkrankungen Kindimpf: Eine Impfung kann vor einer Meningokokken-Erkrankung schützen Petechien: Hautblutungen, sogenannte Petechien, am ganzen Körper sind ein typisches Symptom für den schweren und lebensbedrohenden Verlauf einer Meningokokken-Erkrankung.