US-Forscher haben einen Durchbruch bei der Vermehrung von Stammzellen aus Nabelschnurblut erzielt. Unter Laborbedingungen konnten die Wissenschaftler am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle die Zahl der Stammzellen verhundertfachen. Das berichtet das Journal of Clinical Investigation. Die vermehrten Stammzellen wurden bereits im Tierversuch erfolgreich angewendet.
Die Vermehrung der Nabelschnurblut-Stammzellen ist ein wichtiger Teilschritt auf dem Weg zur Therapie bislang unheilbarer Krankheiten. Man kann bei der Geburt eines Kindes immer nur eine begrenzte Menge an Stammzellen gewinnen und aufbewahren. Bei einer Anwendung im Krankheitsfall würde man daher heute immer die gesamte verfügbare Menge an Nabelschnurblut-Stammzellen verbrauchen.
Durch die Vermehrung der Stammzellen rücken mehrfache Anwendungen in greifbare Nähe. Und damit auch die Möglichkeit, aus Stammzellen neues Gewebe zu züchten, um beispielsweise Schlaganfälle und Herzinfarkte zu behandeln.
Bislang wurde nach der Geburt die Nabelschnur als unbedeutendes Überbleibsel betrachtet. Übersehen wurde dabei, dass die in dem Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen bei schweren Erkrankungen zur Therapie eingesetzt werden können. Darüber hinaus sind sie ein wertvoller Rohstoff für die Medizin der Zukunft.
Stammzellen können z.B. das Blut eines Kindes oder Erwachsenen wieder aufbauen, wenn die blutbildenden Zellen bei Krebserkrankungen durch radikale Behandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie zerstört wurden. Das Potential der im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen ist jedoch größer: Sie können sich z.B. auch zu Leber-, Nerven-, Muskel- oder Knochenzellen entwickeln. Wissenschaftler forschen mit großem Nachdruck und mit Optimismus daran. Inwieweit bislang nicht heilbare Erkrankungen wie Alzheimer, Multiple Sklerose oder Parkinson durch die Stammzellen geheilt werden können, ist offen. Die Erforschung der genauen Nutzungsmöglichkeiten wird wahrscheinlich noch Jahre beanspruchen. Erste wissenschaftliche Versuche sind jedoch vielversprechend.
Werdende Eltern haben bereits heute die Möglichkeit, für die Gesundheit ihres Kindes eine biologische Vorsorge zu treffen und ihm damit die Option auf zukünftige Fortschritte in der Medizin zu wahren. Direkt nach der Geburt können Stammzellen aus der bereits abgetrennten Nabelschnur schmerzfrei und ohne Risiko für Mutter und Kind gewonnen werden. Die Stammzellen werden anschließend eingefroren und individuell bei einer spezialisierten Blutbank eingelagert. Im Krankheitsfall stehen sie dann dem Spender, also dem Kind, und in Ausnahmefällen auch engsten Verwandten, jederzeit zur Verfügung.
Stammzellen aus der Nabelschnur. Neue Gesundheitsvorsorge für Ihr Kind Mathias Schmidt ** ISBN:** 3932091671 Kilian-Verlag