Rauchen kann tödlich sein – das stand schon lange vor dem Zeitpunkt fest, von dem an diese Warnung auch auf jeder Zigarettenschachtel zu stehen hat. Raucher aber sind – wie Alkoholiker oder Abhängige anderer Drogen – Süchtige. Und wer einer Sucht verfallen ist, hat es schwer, davon los zu kommen.
Hier eine einfache Lösung zu finden, ist derzeit gleich die Aufgabe von neun amerikanischen Universitätsinstituten. Sie „basteln“ an einem Impfstoff, der die Sucht nach Nikotinaufnahme – die entsprechende „Zentrale“ sitzt im Hirn – nachhaltig und dauerhaft beseitigt. Ein solches Serum stimuliert die Produktion von Antikörpern, die wiederum dafür sorgen, dass Moleküle, die die Sucht auslösen, das Gehirn nicht erreichen.
Die neun wissenschaftlichen Institutionen werden von zahlreichen Pharmakonzernen unterstützt, wobei von denen die Richtlinie ausgegeben wurde, keineswegs nur das Laster Rauchen in Erwägung zu ziehen – nein: Es soll auch die Möglichkeit erforscht werden, Impfstoffe gegen Kokain, Heroin und andere Suchtgefahren zu schaffen.
Vorrangig jedoch wird das Serum gegen den Nikotinzwang entwickelt. Drei Impfstoffe sind derzeit in den USA im Teststadium, am fortgeschrittensten ist das Serum NicVax des Pharmaunternehmens Nabi Biopharmaceuticals. Dr. Frank Vocci, Direktor beim staatlichen Institut zur Drogenbekämpfung in Washington (National Institute for Drug Abuse), zeigt sich optimistisch:
„Wir von Seiten des Staates geben dem NicVax-Produkt höchste Priorität. Deshalb wird das auch von der zuständigen Zulassungsbehörde, der Food and Drug Administration, bevorzugt getestet. Dieses einmalige Produkt muss so schnell wie möglich auf den Markt kommen.“
Einen genauen Zeitpunkt, wann das sein könnte, will keiner der Beteiligten oder Zuständigen nennen. Die pessimistischste Stimme geht von etwa eineinhalb Jahren aus, doch Ärzte, die an dem Projekt beteiligt sind, rechnen mit der Markteinführung schon im kommenden Jahr.
Die Firma, die als erste ein Antirauchen-Serum anbietet, kann mit einem Milliardengeschäft rechnen. Denn obwohl es weltweit Kampagnen gegen das gesundheitsschädigende Rauchen gibt und deshalb Millionen Menschen die Nikotinaufnahme beendet haben, rauchen noch immer Abermillionen Menschen weiter. Allein in den USA sterben jährlich 440 000 Raucher an ihrer Sucht
Sieben von zehn Personen weltweit, so geht aus einer UNO-Statistik hervor, wollen das Rauchen aufgeben, aber die große Mehrheit davon ist dazu nicht willensstark genug. Es gibt verschiedene Therapien. Es gibt Pillen, die zumindest das Bedürfnis zum Rauchen einschränkt, und es gibt sogenannte Nikotinpflaster wie auch entsprechende Kaugummis – für solche Mittel wenden Raucher jährlich rund eine Milliarde Dollar auf, aber höchstens 20 Prozent der Raucher, die es auf diese Weise versuchen, werden zu (bleibenden) Nichtrauchern. „Die wirkliche Zukunft liegt in einem Impfstoff“, sagt ein New Yorker Arzt.
An den Versuchen mit NicVax sind derzeit 300 Freiwillige beteiligt. Die Forscher wollen dabei unter anderem herausfinden, wie häufig eine Impfung vorgenommen werden muss – unter Umständen, so ein Wissenschaftler der University of Minnesota, „nur dreimal pro Jahr“. Und Dr. Vocci vom US-Institut zur Drogenbekämpfung meint, wenn weltweit weiterhin so viele Menschen rauchen wie jetzt, könnte das im 21. Jahrhundert zu einer Milliarde Todesfällen führen.