Ungesunde Ernährung, aber auch mangelndes Wissen über Vorbeugung und Früherkennung von Erkrankungen des Magen- Darmtraktes vor allem bei jüngeren Menschen in Europa sind die Ursachen des kontinuierlichen Anstieges dieser Erkrankungen. Die European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) will diesem Trend mit einer breit angelegten Aufklärungskampagne für die Bevölkerung in 38 europäischen Ländern gegensteuern. Als ersten Erfolg kann die ESGE die Festlegung einer internationalen Befundsprache bei den Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes verkünden. Erklärtes Ziel der Gesellschaft ist es aber die Refluxerkrankungen, an der rund 30 Millionen Europäer leiden, zu senken. Allein 1995 wurden in Europa 276.723 neue Erkrankungen an Magen- und Darmkrebs festgestellt. Deutschland weist hier sowohl beim Magen- als auch Darmkrebs die meisten Neuerkrankungen auf. Auffällig ist, dass mehr Personen an Darmkrebs, als an Magenkrebs erkranken und dass laut Statistischem Bundesamt mehr Frauen an Darmkrebs erkranken als Männer, was sich wiederum mit der längeren Lebenserwartung der Frauen begründet.
90% dieser Erkrankungen sind auf ungesunde Ernährung, wie zu fettes, zu kalorienreiches und zu vitaminarmes Essen zurückzuführen, 70 % davon könnten rein theoretisch durch eine gesündere Ernährung verhindert werden.
Wiederkehrende Erkrankungen treten vor allem stressbedingt auf, wobei die psychische Verfassung der Betroffenen natürlich eine maßgebende Rolle spielt. Die Ursachen der Erkrankungen sollten auch in der eigenen Familie erforscht werden, denn diese Erkenntnisse sind für die behandelnden Ärzte äußerst wichtig bei der Erstellung eines Risikoprofils.
Sodbrennen, saures Aufstossen, Symptome, die jeder kennt, können ein Zeichen für eine bestehende Refluxkrankheit sein. Bei der Refluxkrankheit fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre und verursacht dort die unangenehmen Beschwerden. Alarmierende Berichte aus Europa zeigen, dass gerade junge Menschen aufgrund zu fetter und kalorienreicher Nahrung zu Übergewicht neigen und damit ihr Risiko für eine Refluxkrankheit erhöhen.
Der Gang zum Arzt wird oft aus Unkenntnis, aber auch aus Angst unnötig lange hinausgezögert — mitunter zu lange. Dabei gibt es längst keinen Grund mehr, die ärztlichen Untersuchungen bei Verdacht auf eine Magen-Darm-Erkrankung zu scheuen. “Im Vordergrund muss dabei aber immer der Mensch stehen”, erklärte Prof. Hagenmüller, denn die psychische Komponente spielt eine tragende Rolle bei den weiteren Untersuchungen.
Leber, Galle, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse können mittels der Ultraschalluntersuchung gut dargestellt werden, Magen, Darm und Speiseröhre wird man hingegen endoskopisch untersuchen. Diese Untersuchungen, die zugebener maßen noch vor einem Jahrzehnt von den meisten Patienten als unangenehm empfunden wurden, können heute praktisch beschwerdefrei durchgeführt werden. Zum einen verdankt man dies Beruhigungsspritzen, die dem Patienten verabreicht werden, zum anderen aber auch den hochentwickelten Videoendoskopen, die auch transnasal eingeführt werden können und die Gabe von Beruhigungsspritzen minimieren. Natürlich sollte man eine Endoskopie dort durchführen lassen, wo erfahrene Ärzte und ein geschultes Personal zur Verfügung steht: In Kliniken oder für alle Arten der Endoskopie ausgestatteten Praxen!
Die E.S.G.E. hat sich zum Ziel gesetzt, zukünftig anhand von regelmäßigen Pressemitteilungen, Aufklärungsbroschüren, Informationsvideos, Internetinformationen sowie Radio- und Fernsehberichten die Bevölkerung über Maßnahmen zur Erhaltung ihrer Gesundheit zu informieren. Bereits erkrankte Personen sollen über alle Möglichkeiten der Behandlung aufgeklärt werden.
Eine derzeit laufende, europaweite Aufklärungskampagne weist die Therapie mit Protonenpumpenhemmern (PPI) ebenfalls als eine sichere Diagnosemethode von Sodbrennen aus. Der Test besteht aus einer ein- bis zweiwöchigen Behandlung mit einem Protonenpumpenhemmer in hoher Dosierung. Gehen die Symptome des Sodbrennens zurück, so ist der Test positiv und gleichzeitig eine effektive Therapie. Verläuft der PPI-Test hingegen negativ, ist eine Endoskopie (s.oben)unumgänglich, um andere Krankheiten abzuklären.
Höhepunkt aller Aktivitäten wird die Initiierung des “Europäischen Magen-Darm-Tages” im November 2001 sein. An diesem Tag können sich Betroffene und Interessierte per Telefon aus alle europäischen Ländern mit Spezialisten unterhalten.