Den Begriff Wunder mag er nicht. Zu recht – schließlich ist Prof. Augustinus Bader kein selbsternannter Heiler, sondern ein weltweit anerkannter Stammzell-Forscher. Doch was der Wissenschaftler aus Leipzig entwickelt hat, ist so visionär, dass es auf Laien tatsächlich wie ein Mysterium wirkt – das „bionische Prinzip“. Es handelt sich dabei um eine Technologie, die Stammzellen so weit aktiviert, dass sie die Selbstheilungskräfte im Körper anregen und Verletzungen vollständig regenerieren.
Was es wirklich bedeutet, kann ein Beispiel am besten verdeutlichen: Die kleine Sophia (3) hatte sich die Beine mit kochend heißem Wasser verbrüht. Normalerweise sind Verbrennung dritten Grades ein Fall für die Transplantationschirurgie. Doch Sophias Beine wurden mit einem von Prof. Bader entwickelten Hydrogel behandelt. Zehn Tage später waren die Verletzungen narbenfrei verheilt, so als hätte es den Unfall nie gegeben. Ein Wunder? „Nein. Wenn überhaupt, dann ist das Wunder die Natur selbst. Wir haben ihr lediglich abgeschaut, wie man den Reparaturmechanismus des Körpers auslöst.“
Bei seinen Forschungen hatte Augustinus Bader entdeckt, dass sich Stammzellen im menschlichen Körper schneller vermehrten als im Hightech-Bioreaktor – und zwar immer dann, wenn sie mit einer Wunde in Kontakt kamen. Mit dieser Erkenntnis entwickelte er die Salbe mit Wachstumsfaktoren für das Blut, körpereigenen Stammzellen – aus Blut oder Knochenmark gewonnen – sowie weiteren Wachstumsfaktoren und Botenstoffen des Immunsystems. Im Zuge der Therapie wird zudem lokal ein Sauerstoffmangel nachgeahmt, damit der Körper sein Heilungsprogramm anwirft.
Derzeit läuft in 15 deutschen Kliniken (u.a. in München, Lübeck, Aachen, Dortmund, Tübingen, Berlin) mit dem Hydrogel eine Anwender-Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert hat. Phase 1 ist bereits abgeschlossen, das Ende der Studie wird nächstes Jahr erwartet. Dann werden rund 1000 Patienten behandelt worden sein, das Mittel reif für die Zulassung sein. „Die Krankenversicherungen würden dann auch die Therapiekosten übernehmen“, so der Wissenschaftler.
Und das ist noch nicht alles. Prof. Baders neue Technologie kann auch Unfallopfern, Diabetikern, Tumor- und Osteoporosepatienten, sogar bei Infarkt, Schlaganfall, Nervenleiden und Querschnittslähmungen helfen. Bisher ist das noch Zukunftsmusik. Doch sie rückt in greifbare Nähe, wie Einzelfälle zeigen: Ein ehemaliger Kraftsportler mit einer plötzlich aufgetretenen Hüftkopfnekrose benötigte umgehend eine künstliche Hüfte. Bader spritzte sein Mittel, um die körpereigenen Heilungskräfte zu stimulieren. Nach kurzer Zeit war die Erkrankung gestoppt, der Knochen regenerierte sich. Inzwischen stemmt der Mann wieder Gewichte und kann seine Hüfte voll belasten. Ohne weitere Therapie oder Operation.
Einem Diabetiker rettete er mit seiner Therapie das Bein, das bereits amputiert werden sollte. Wo vorher nur Knochen und blutige Masse zu sehen war, ist heute wieder eine völlig intakte Ferse. Letztes Jahr wurde einem Kind in London, das an einer lebensbedrohlichen Krankheit litt, eine mit Stammzellen gezüchtete Luftröhre implantiert. Und ein Freund, dem nach einem Bootsunfall eine Querschnittslähmung drohte, bewegt sich nach Baders Behandlung mit seinem Wachstumsmittel wieder völlig normal. Studien mit Knochen- und Knorpelzellen sowie Querschnittslähmungen laufen derzeit nur an Hunden und Pferden. „Sind die erfolgreich, lassen sich die Ergebnisse teilweise auch auf Menschen übertragen.“
Doch so faszinierend Baders Forschungs-Ergebnisse auch sind, es gibt einen Wermutstropfen: Die wenigsten Menschen wissen davon, seine Arbeit spielt sich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Mit gutem Grund: Eine Technologie, die sich die Selbstheilungskräfte des Körpers zunutze macht, sodass Erkrankungen komplett abheilen, ist in der Lage, das Medizinwesen von Grund auf zu revolutionieren. Viele langwierige, Nebenwirkungsintensive und teuere Behandlungen wären überflüssig oder könnten drastisch reduziert werden. Das würde zwar die Gesundheitskosten erheblich senken – aber auch die Gewinne der Pharmaindustrie. „Wir müssen alles 1000prozentig mit Studien nachweisen, um Kritikern entsprechend entgegen treten zu können.“
Seine beeindruckenden Forschungsergebnisse hat Augustinus Bader jetzt auch beim ersten internationalen TCM-Kongress in Bologna („Dialogue on Human Health“) vorgestellt. Dort trafen sich unter der Schirmherrschaft von Italiens Ex-Ministerpräsident Romano Prodi Wissenschaftler aus Ost und West, um Strategien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu erörtern. Besonders bei Krebs und anderen chronisch degenerativen Erkrankungen sollen sich chinesische und europäische HighTech-Medizin in Zukunft gegenseitig ergänzen und bereichern. Prof. Bader: „Viele TCM-Arzneimittel und Heilpflanzen sind nicht nach unseren Standards untersucht. Meine Technologie eignet sich, um sie im Labor an Stammzellen zu testen. Das erspart lange und teuere Versuchsreihen an Tieren und an Menschen.“