Aventis Behring führt als erstes Unternehmen in Deutschland die subkutane Therapie auf der Grundlage einer Studie zur subkutanen Applikation von Standardimmunglobulinen ein. Beriglobin wird ab sofort auch für eine Heimselbsttherapie von Antikörpermangelzuständen bei primären und bestimmten sekundären Immundefekten zur Verfügung stehen. Die Zulassung für diese Therapieform, die in Schweden und Norwegen bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert wird, wurde Ende letzten Jahres vom Paul-Ehrlich-Institut erteilt. Wie in der Studie gezeigt werden konnte, gewinnenBetroffene ein wertvolles Stück persönliche Freiheit und Unabhängigkeit. Das Wohlbefinden der Patienten konnte durch den gleichmäßigeren Plasmaspiegel infolge der subkutanen Therapie verbessert werden. Die Anwendung in Form einer Heimselbsttherapie bedeutet außerdem eine spürbare Kostenentlastung.
Eine Untersuchung in 12 internationalen Studienzentren belegt die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit der subkutanen Therapieform sowie ihre Eignung für eine problemlose Anwendung durch den Patienten. Bei der Heimselbsttherapie wird das Standardimmunglobulin in wesentlich kürzeren Abständen appliziert als dies bei dem bisherigen Therapiestandard mit Infusionen, die vor allem in der Klinik verabreicht wurden, der Fall war.
Der Studienleiter PD Dr. Michael Borte von der Universität Leipzig konnte zeigen, dass bei subkutaner Gabe ein gleichbleibend stabiler, annähernd natürlicher Serumspiegel erreicht wird. Die Voraussetzungen für eine adäquate Infektionsprophylaxe sind somit auch bei subkutaner Applikation gegeben. Die Therapie mit Immunglobulinen als Heimselbsttherapie wird sehr gut vertragen: Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf. Auch aus der langjährigen Anwendung dieser Therapieform in Schweden sind keine schweren Nebenwirkungen bekannt.
In einer weiteren Untersuchung wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Patientenkollektivs ermittelt. “Die Daten zeigen, dass die subkutane Therapieform von den Patienten bevorzugt wird”, erklärt Dr. Borte. “Sie fühlen sich unabhängiger und können die Therapie besser in ihren Alltag integrieren.”
Die Bedeutung der subkutanen Therapie für die Patienten unterstreicht auch Gabriele Gründl, die Vorsitzende der Deutschen Selbsthilfe Angeborene Immundefekte (D.S.A.I.). “Wir freuen uns sehr und haben lange dafür gekämpft, dass auch in Deutschland eine subkutane Therapieform möglich wird. Damit wird das Leben unserer Patienten wesentlich leichter.”
Besonders Patienten mit einem primären Immundefekt, die ihr Leben lang auf eine therapeutische Substitution der fehlenden Antikörper angewiesen sind, profitieren von der neuen Applikationsform. Bisher mussten sie sich in zwei- bis vierwöchigen Abständen intravenösen Infusionen unterziehen. Ein Besuch der Arztpraxis oder Klinik war unumgänglich. Nun ermöglicht die subkutane Injektion die Verabreichung der polyvalenten Immunglobuline in Form einer Heimselbsttherapie. In der Regel beherrschen die Patienten nach entsprechender Schulung den Umgang mit der kleinen Injektionspumpe problemlos. Klinikbesuche sind nicht mehr so häufig nötig und die Betroffenen damit sehr viel unabhängiger. Nach Schätzungen der D.S.A.I. gibt es 30 000 PID-Patienten in Deutschland.