Über die Instabile Blase mit den typischen Symptomen Harndrang und häufiges Wasserlassen (Pollakisurie) – teilweise verbunden mit Dranginkontinenz gibt es immer noch zu viele Vorurteile. Tatsache ist:
Nur 40 Prozent der Betroffenen sind inkontinent, doch die Symptome häufiges Wasserlassen und imperativer Harndrang beeinträchtigen die Lebensqualität dramatisch und sind in gleichem Maße behandlungsbedürftig wie die Dranginkontinenz.
Die Instabile Blase ist in keinem Alter normal. Auch ältere und schwächere Menschen müssen sich nicht damit abfinden, sondern können wirksam behandelt werden. Inkontinenz, der häufigster Grund für Einweisungen ins Pflegeheim, kann so vermieden werden.
Zwar steigt die Prävalenz mit zunehmendem Alter, doch sind bereits fünf Prozent der 40-jährigen erkrankt. Und in der Altersgruppe der 40 bis 59-jährigen leiden mindestens fünf Millionen Deutsche an Instabiler Blase. Die Angst vor einer Dauerbehandlung ist unbegründet, mit den modernen anticholinergen Medikamenten kann auch über einen längeren Zeitraum weitgehend nebenwirkungsfrei therapiert werden, ohne dass die Compliance leidet.
Die Symptome häufiges Wasserlassen und imperativer Harndrang, teilweise auch verbunden mit Dranginkontinenz, führen meist in soziale Isolation, zum Verlust des Selbstwertgefühls und zu drastischen Verhaltensänderungen. Befragungen zeigen: Betroffene fühlen sich in ihrer Lebensqualität weit stärker eingeschränkt als bei anderen chronischen Krankheiten wie beispielsweise Diabetes.
Patienten greifen oft zu Hilfsmitteln wie Vorlagen, weil sie sich ihrem Arzt nicht anvertrauen. Häufig verordnen auch Ärzte Hilfsmittel, um ihr Medikamenten-Budget zu schonen. In der Bundesrepublik werden jährlich knapp 3 Milliarden Mark für Hilfsmittel ausgegeben - ein Betrag, der durch den Einsatz von wirksamen Anticholinergika drastisch gesenkt werden kann.
Studien haben gezeigt, dass das moderne Anticholinergikum Tolterodin den Dosierungen 2 x 2 mg täglich Miktionsfrequenz, Inkontinenzepisoden, Harndrang und Windelverbrauch signifikant senkt und die Miktionsmenge steigert. Bei Studien gaben 70 Prozent der Patienten an, dass die Symptome durch die Therapie gebessert wurden.
Eine Nichtbehandlung kann zu komplizierten Folgekrankheiten wie Urosepsis, Reflux, Harnstau, Harnsteinbildung und fortschreitendem Nierenfunktionsverslust führen. Für das Gesundheitssystem ist eine rechtzeitige Anticholinergika-Therapie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr sinnvoll.