Liebe, Partnerschaft und befriedigende soziale Beziehungen haben positive Einflüsse auf das Herz - auch im medizinischen Sinn. Als Schweizer Mediziner erstmals Paarbeziehungen im Fall der Herzerkrankung eines Partners untersuchten, fanden sie heraus, dass sich Liebe und Unterstützung positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Dänische Forscher referierten auf dem Europäischen Kardiologenkongress, dass allein Lebende ein vierfach erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod aufweisen.
“Als Single zu leben bringt ein mindestens viermal erhöhtes Risiko mit sich, einen plötzlichen Herztod zu erleiden”, so die dänische Medizinerin Kirsten Melgaard Nielsen vom Aarhus Universitätsspital, “auch ohne ein Kind im Haushalt zu leben ist ein Risikofaktor.” Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Lebensumstände von Personen im Alter zwischen 30 und 69 Jahren, die in der dänischen Stadt Aarhus wohnhaft waren und an einem plötzlichen Herztod verstarben. Unter einem plötzlichen Herztod versteht man den Tod innerhalb von 24 Stunden nach dem ersten Auftreten von Symptomen, ohne andere offensichtliche Krankheitsursachen. Bei 14.9 Prozent der untersuchten Personengruppe wurde diese Todesart diagnostiziert.
“Von allen untersuchten sozialen Faktoren war allein Leben jener, der am stärksten mit dem plötzlichen Herztod in einem Zusammenhang stand”, hob Nielsen den offenbar hohen Stellenwert sozialer Beziehungen in ihren Studienergebnissen hervor. Außerdem neigen Menschen, die allein leben, verstärkt zu Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht. Singles suchen seltener einen Arzt auf und sind in Notfällen mitunter nicht in der Lage, Hilfe zu rufen.
Auch eine Schweizer Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Herzkrankheiten und befriedigenden Sozialbeziehungen. Die Wissenschaftler befassten sich mit Paarbeziehungen, in denen ein Partner an einer Herzkrankheit litt. “Das Funktionieren einer Beziehung und ein soziales Netz sind ganz wichtige Faktoren für das Wohlbefinden von Menschen, die an einer Herzerkrankung leiden”, umriss Romy Mahrer-Imhof vom Institut für Pflegewissenschaften an der Universität Basel die Ergebnisse der Untersuchung.
“Wie auch immer die individuelle Strategie der Problembewältigung aussieht, eines war bei allen untersuchten Paaren gleich: Gibt es Liebe und gegenseitige Unterstützung, dann hat das auch positive Auswirkungen auf den Umgang mit der Krankheit und oft sogar auf den Krankheitsverlauf,” so die Schweizer Expertin. Ein liebevoller Partner sei nicht nur dabei entscheidend, den Kranken bei der Umsetzung von Therapien und Lebensstiländerungen zu unterstützen, sondern sei auch sensibel für Anzeichen von Verschlechterungen oder Rückfällen. Auch eine zusätzliche psychische Komponente spielt eine Rolle: Wer in einer guten Partnerschaft lebt, fühlt sich unterstützt und findet Hoffnung, die vor Ängsten schützen kann. Denn Angstfreiheit ist mit ein wichtiger Genesungsfaktor.
Beim in München im August stattgefundenen Europäischen Kardiologenkongress ESC kamen die Wissenschaftler zur Erkenntnis, dass “nur” neun Faktoren 90 Prozent des Herzinfarkt-Risikos verursachen. Denn die internationale Studie INTERHEART mit 30.000 Teilnehmern zeigt, dass bis zu 90 Prozent des Herzinfarkt-Risikos mit Hilfe von neun leicht messbaren Faktoren vorhersagbar sind. Am gefährlichsten ist, so die Experten: Zigarettenrauchen und ein ungünstiges Verhältnis bestimmter Blutfette.
Die Studienergebnisse, durchgeführt in 53 Ländern und in der aktuellen Ausgabe von der Zeitschrift The Lancet veröffentlicht, deuten darauf hin, dass dies praktisch für alle Regionen der Welt, für alle ethnischen Gruppen und in gleicher Weise für Frauen und Männern gilt. Lebensstil-Änderungen, vor allem das Aufhören vom Rauchen, gesündere Ernährung und mehr Bewegung können zu einer 80prozentigen Verringerung des Herzinfarkt-Risikos führen.