Anlässlich des “International Congress on Ethics in Organ Transplantation” gab der renommierte Organtransplantations-Mediziner Prof. Dr. Walter Land einen Einblick in die Arbeit, der von ihm ins Leben gerufenen Deutschen Akademie für Transplantationsmedizin , deren Ziel und Aufgabe es ist, im wesentlichen die Diskussion, Interpretation und Präsentation der Fragen der Transplantationsmedizin in ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang und in ihrer ethischen Dimension zu sehen. Die Akademie beschäftigt sich nicht in erster Linie mit den rein medizinisch-wissenschaftlichen Themen, deren Bearbeitung und Präsentation der Deutschen Transplantations-Gesellschaft obliegt.
“Prinzipien unseres moralischen_common sense_sind nicht unwandelbar – es ist noch nicht allzu lange her, dass auch in westlichen Staaten Sklaverei erlaubt, die Frau dem Manne rechtlich Untertan war und Homosexualität als verwerflich und strafwürdig galt. Gerade im Bereich der medizinischen Ethik haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten die ethischen Gewichte stark verschoben, weil sich überkommene Vorstellungen wie beispielsweise die traditionelle Geringschätzungen des Selbstbestimmungsrechts der Patienten nicht länger begründen und aufrecht erhalten ließen. In jedem Fall sollten es heute die besseren ethischen Gründe sein, aufgrund derer wir etwa die Fragen der Organtransplantation, der Embryonenforschung und der Humangenetik zu beantworten versuchen. Dies gilt um so mehr, wenn unsere Gesellschaften diese Fragen mit den Mitteln des Gesetzes oder gar des strafbewehrten Verbots entscheiden wollen.
Die ethische (und rechtliche) Diskussion transplantationsmedizinischer Fragen hat in den vergangenen Jahren stark an Intensität gewonnen. Zwölf Jahre nach dem großen Münchener Kongress über “Organ replacement therapy: Ethics, justice and commerce” im Jahr 1990 ist es höchste Zeit, erneut einen Querschnitt durch den Stand der internationalen Diskussion zu präsentieren.
Nachstehende Themen wurden auf dem Kongress u.a. lebhaft diskutiert:
Obwohl die Deutsche Akademie für Transplantationsmedizin jegliche Form der Bezahlung für Organspende ablehnt und die strafrechtlichen Verbote des Organhandels in Deutschland und anderen Staaten hier überdies enge Grenzen ziehen, stellte sich die Akademie der in den Wirtschaftswissenschaften und in der Ethik seit längerem geführten Diskussion dieses Themenkreises.
Die Debatte befasste sich in erster Linie mit der Frage, welche Unterschiede im Hinblick auf die drei genannten Formen einer Bezahlung im Rahmen einer Organspende bestehen. International unterschiedliche Voraussetzungen wurden erläutert, insbesondere Differenzen der Krankenversorgung in Ländern der westlichen Welt und in den Entwicklungsländern.
Von Interesse war u.a. die Präsentation des iranischen Modells einer staatlich-kontrollierten und -regulierten Bezahlung von Lebendorganspendern sein; außerdem der Bericht von Dr. Friedlaender aus Israel, der für regulierte finanzielle Anreize zur Organspende plädierte. Dr. Delmonico aus den USA zeigte die Möglichkeit der Bezahlung des Begräbnisses eines Organspenders auf, die im Rahmen einer Studie untersucht wurde.(In Deutschland soll das Sterbegeld gekürzt werden: könnte man in unserem Lande erreichen, dass es ausnahmsweise nicht gekürzt wird ,wenn es sich um das Begräbnis eines Organspenders handelt?)
Die Diskussion dieses Themenkreises, der auch in Deutschland aktuell und besonders kontrovers debattiert wird, begann mit Vorträgen über das derzeit aus wissenschaftlicher Sicht Machbare auf diesen Gebieten. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob und inwieweit sich Stammzellenforschung und Klonierung mit dem deutschen Embryonenschutzgesetz vereinbaren lassen oder ob dieses entsprechend gelockert werden soll. Letztlich geht es um die grundsätzliche ethische Fragestellung nach einer möglichen oder tatsächlichen Verletzung der Menschenwürde, wenn genetische Doppelgänger zur Befriedigung fremdnütziger Interessen hergestellt oder wenn überzählige bzw. eigens hierfür gezeugte Embryonen als Labormaterial zu Forschung- und Therapiezwecken verbraucht werden.
Dieser Themenkreis, der Fragen der Forschung an embryonalen Stammzellen sowie ihrer Alternative, der Forschung an adulten Stammzellen, weiter berücksichtigen wird, galt der Darlegung und Präsentation des Stands der Forschung auf den Gebieten der Organzüchtung sowie der Züchtung von Tieren, die als Organspender für den Menschen geeignet sind. Die ethische Problematik hatte als Kern die Frage zu beantworten: Dürfen dem Menschen aus ethischer Sicht Organe von Tieren verpflanzt werden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
“Die Durchführung dieses Kongresses war mehrmals aufgrund finanzieller Engpässe gefährdet. Unsere Akademie ist arm und sucht daher einen oder mehrere Mäzene, um in Zukunft – im Rahmen einer Stiftung – in finanziell unabhängigerer Weise als dieses Mal Kongresse über wichtige Fragen der medizinischen Ethik durchführen zu können. Wir bitten Medien und Presse um Mithilfe bei der Verbreitung unseres Gesuches!”
Auskunft zur Akademie gibt es unter: Deutsche Akademie für Transplantationsmedizin