Wenn die eigenen Organe den Dienst versagen und auch Medikamente nicht mehr helfen, kann nur ein fremdes, gesundes Organ ihr Leben retten oder verlängern. “Übertragen werden können alle Organe außer Hirn und Nerven”, erklärt Dr. Michael Held, Arzt beim AOK-Bundesverband. “Die rechtliche Grundlage für Organspenden und Transplantationen ist in Deutschland das Transplantationsgesetz. Darin gibt es Regelungen für alle Organe, von denen es weniger gibt, als gebraucht werden: Niere, Leber, Herz, Lunge, Darm, Bauchspeicheldrüse und - mit Einschränkungen - die Hornhaut des Auges”.
Die Nierentransplantation ist die häufigste Organübertragung. Wenn es die Nieren nicht mehr schaffen, die Schadstoffe aus dem Blut herauszufiltern, kann diese Aufgabe von einer künstlichen Niere, einem Dialysegerät, übernommen werden. “Diese Blutwäsche schränkt die Lebensqualität der Betroffenen aber erheblich ein - das ist ein Grund dafür, dass viele Patienten auf eine Spenderniere warten”, erklärt Dr. Michael Held. Von den 50.000 Dialysepatienten in Deutschland stehen etwa 11.000 für eine Transplantation auf der Warteliste, nur etwa 2.300 Spendernieren stehen jedoch pro Jahr zur Verfügung.
Für Lunge, Herz und Leber gibt es keine Ersatztherapie wie die Dialyse. “Wenn die Patienten kein Spenderorgan bekommen, sterben sie an Organversagen”, so Dr. Michael Held. “Transplantiert wird immer nur, wenn der Patient eine lebensbedrohliche Erkrankung hat, die nicht anders heilbar ist. Denn eine Transplantation ist für den Empfänger ein Eingriff, der mit erheblichen Risiken verbunden ist.” Wenn die Transplantation gelingt, können die Patienten weitgehend normal leben. Eingeschränkt werden sie allerdings durch starke Medikamente, die sie fortwährend einnehmen müssen, damit ihr Körper das fremde Organ nicht wieder abstößt.
Nur in Ausnahmefällen können lebende Personen Organe spenden. “Eine Niere oder einen Teil der Leber kann man aus einem Körper herausnehmen, ohne dass der Spender stirbt. Der Spender kann dann ohne Beeinträchtigung weiterleben”, so Dr. Michael Held. Um Missbrauch und Organhandel zu verhindern, hat der Gesetzgeber für diese so genannte Lebendspende jedoch sehr strenge Regeln vorgegeben. “Spender und Empfänger müssen ein besonders enges Verhältnis zueinander haben, also zum Beispiel miteinander verwandt sein oder in einer langjährigen Lebensgemeinschaft leben.”
Die höchsten Erfolgsraten wurden bei Lebendspenden zwischen eineiigen Zwillingen festgestellt: Ein Jahr nach der Nierentransplantation funktionierten 90 Prozent der Organe, nach fünf Jahren waren es noch über 80 Prozent.
In den meisten Fällen werden Organe aber von Toten entnommen. Dr. Michael Held: “Auch hier wurden in den vergangenen Jahren große medizinische Fortschritte gemacht: Fünf Jahre nach einer Nierenspende arbeiten noch mehr als 70 Prozent der transplantierten Organe.” Für die Organspende gilt in Deutschland die so genannte Zustimmungslösung, das heißt, Organe dürfen im Falle des Hirntods nur transplantiert werden, wenn ein Mensch zu Lebzeiten zugestimmt hat. Der AOK-Experte: “Die Feststellung des Hirntodes ist gesetzlich geregelt und strengsten Kriterien unterworfen. Ein Kriterium besagt, dass zwei Ärzte unabhängig voneinander den Tod des Organspenders bestätigen müssen.”
Seinen ausdrücklichen Willen kann man mit einem Organspendeausweis deutlich machen. Solche Ausweise gibt es zum Beispiel in den Geschäftsstellen der AOK und bei der “Aktion Leben”. “Den Organspendeausweis sollte man immer bei sich tragen. Auf dem Ausweis kann man auch angeben, welche Organe man zu spenden bereit ist,” sagt Dr. Michael Held. “Leider tragen nur zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung einen Organspendeausweis bei sich, obwohl mehr als 70 Prozent angeben, dass sie einer Organentnahme zustimmen würden.” Die Entscheidung für eine Organspende sollte sich jeder genau überlegen und dabei auch seine Angehörigen einbeziehen. Kommt ein Mensch als Organspender in Frage und hat er zu Lebzeiten keine Zustimmung gegeben, werden die Angehörigen gefragt. “Sie sollen dann im Sinne des Verstorbenen entscheiden”, so Dr. Michael Held. “Das fällt ihnen leichter, wenn sie dessen Einstellung zur Organspende kennen.”