Der bisherige Goldstandard in der Diagnose einer Präeklampsie bestand aus der Messung des erhöhten Blutdruckes und der Feststellung erhöhter Eiweißwerte im Urin (Proteinurie). Das klinische Dilemma, so Priv.Doz. Dr. Stefan Verlohren auf einem Symposium beim 17. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin in Bonn, bestehe darin, dass diese Definition Komplikationen nur schlecht vorhersagen kann, nämlich gerade einmal bei 20 Prozent. In den meisten Fällen sei die Erkrankung dann bereits eingetreten. Zwei Bluttests jedoch erkennen die Gefahr einer Präeklampsie vor deren Auftreten.
Bei einer Präeklampsie kommt es zu zu einer veränderten Freisetzung von zwei Faktoren, die die Gefäßbildung beeinflussen, der sog. löslichen fms-ähnlichen Tyrosinkinase-1 (sFlt-1) und dem plazentaren Wachstumsfaktor (PlGF). Beide Faktoren werden bei jeder Schwangerschaft von der Plazenta gebildet. Man weiß, dass bei einer Präeklampsie der sFlt-1-Wert erhöht und der PlGF-Wert erniedrigt ist. Wenn man nun einen Quotienten aus beiden bildet, kann man sehr präzise feststellen, ob eine Präeklampsie vorliegt und vor allem diese auch vorhersagen.
Zwei automatisierte Tests können aus dem mütterlichen Blut diese Vorhersage möglich machen. Liegt nämlich ein Quotient von weniger als 38 vor, kann mit sehr hoher Sicherheit das Auftreten einer Präeklampsie innerhalb einer Woche ausgeschlossen werden. Wird der Trennwert von 38 überschritten, entwickelt die Patientin mit einem positiven Vorhersagewert von 38% eine Präeklampsie innerhalb der nächsten vier Wochen. Somit kann man zielgerichtete Behandlungen einleiten und deutlich mehr für den Schutz der Mutter und des Kindes tun. Auch die Leitlinien empfehlen, bei Verdachtsmomenten diese Tests zur Risikostratifizierung zusätzlich zu den üblichen Untersuchungen einzusetzen.