Auch wenn Fakire ihr Gehirn durch jahrelanges Training so beeinflussen können, dass sie keine Schmerzen mehr spüren, sind Schmerzen eine lebenswichtige Sinneswahrnehmung jedes Menschen. Schmerz entsteht immer dann, wenn mechanische, thermische, chemische oder elektrische Reize einen Schwellenwert überschreiten und dadurch zu einer Gewebeschädigung mit Freisetzung von Schmerzmediatoren und zur Auslösung von Schmerzimpulsen führen. Schmerz entsteht also, wenn dem Körper ein Schaden zugefügt wird. Er dient als Warnsignal und signalisiert äußere und innere, physische und psychische Bedrohungen des Organismus.
Schmerzen lassen sich anhand verschiedener Kriterien wie Ätiologie und Pathophysiologie, aber auch aufgrund ihres Entstehungsortes oder der Dauer des Schmerzes einteilen.
Die Unterteilung in akuten und chronischen Schmerz orientiert sich hauptsächlich an der Zeitdauer. Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Schmerzarten in zahlreichen anderen Faktoren, die sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie von Bedeutung sind.
Akuter Schmerz wird meist durch eine akute Erkrankung oder Verletzung verursacht. Er dient in der Regel als Warnsignal, um den Organismus vor weitergehenden Schäden zu schützen. Bei starker körperlicher Belastung macht sich z.B. eine Tendovaginitis oder Epicondylitis durch Schmerz bemerkbar. Werden solche Warnsignale unterdrückt oder negiert, kann es zu einer Chronifizierung der Entzündung kommen. Der akute Schmerz hat eine begrenzte Dauer und klingt nach Beseitigung der auslösenden Schädigung schnell ab. Er ist in der Regel gut lokalisierbar und in seinem Ausmaß von der Reizintensität abhängig.
Chronischer Schmerz tritt entweder in der Form des Dauerschmerzes (z.B. Tumorschmerzen, chronische Arthritis) oder des ständig wiederkehrenden Schmerzes (z.B. Migränekopfschmerzen) auf. Von der International Association for the Study of Pain (ISAP) wird der chronische Schmerz als der Schmerz definiert, der über die erwartete normale Heilungszeit hinausgeht. Die Dauer beträgt in der Regel über sechs Monate bis hin zu Jahren. Psychische und soziale Faktoren sind von wesentlicher Bedeutung für die Entstehung chronischer Schmerzen.
Neben der Dauer des Schmerzes ist auch sein Entstehungsort ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung. Von somatischem Schmerz spricht man, wenn die Schmerzempfindung von Haut, Muskeln, Gelenken, Knochen oder vom Bindegewebe ausgeht. Der viszerale Schmerz oder Eingeweideschmerz tritt u. a. bei Dehnung der Bauchorgane, Spasmen der glatten Muskulatur, Mangeldurchblutung und entzündlichen Erkrankungen auf.
Nach ihrer Ätiologie und Pathophysiologie lassen sich folgende wichtige Schmerztypen unterscheiden:
Nozizeptive Schmerzen entstehen nach Gewebetraumen oder Entzündungen, bei denen die peripheren und zentralen neuronalen Strukturen von Nozizeption und Schmerz intakt sind. Hierzu zählen u. a.:
Sind peripheres oder zentrales Nervensystem mechanisch, metabolisch oder viral geschädigt, spricht man von neuropathischen Schmerzen. Es handelt sich um Schmerzen, bei denen das nozizeptive System in Mitleidenschaft gezogen ist.
Zu den neuropathischen Schmerzen zählen:
Von den beschriebenen Schmerzformen sind psychogene Schmerzen zu unterscheiden, diese entstehen ohne jeglichen Zusammenhang mit körperlichen Abläufen.
Eine häufige Ursache von Schmerzen sind Entzündungen, die als Reaktion auf Noxen der unterschiedlichsten Art entstehen können. Dazu gehören beispielsweise chemische oder physikalische Reize und Infektionen mit Mikroorganismen. Viele Entzündungsreaktionen und die mit ihnen einhergehenden Schmerzzustände lassen sich im Rahmen einer kurzzeitigen Selbstmedikation mit nichtsteroidalen Antirheumatika behandeln. Bei stärkeren oder länger andauernden Entzündungen sollte ein Arzt die Ursachen abklären und eine geeignete Therapie einleiten.
Klassische Zeichen einer lokalen Entzündungsreaktion sind Rötung, Hitze, Schwellung, Schmerz und Funktionsstörung. Diese Symptome sind die Folgen der durch die Noxe ausgelösten Durchblutungsstörung und des Austritts von Plasmabestandteilen ins Interstitium. Hinzu kommt eine Erregung und Sensibilisierung von Nozizeptoren durch freigesetzte Entzündungsmediatoren wie Interleukine oder Leukotriene. Oft schließt sich an die initiale Durchblutungsstörung und die Exsudation von Plasma eine Emigration von u. a Granulozyten und Monozyten in den extrazellulären Raum sowie eine Proliferation von Phagozyten und Fibroblasten an. Diese Reaktionen sind deshalb besonders bedeutsam und für den betroffenen Patienten negativ, da es beispielsweise ausgehend von einer entzündlichen Reaktion in der Gelenkkapsel zur Ausbildung einer rheumatoiden Arthritis kommen kann.
Quellen:
- Zenz, Jurna, Lehrbuch der Schmerztherapie, 2. Aufl. Stuttgart 2001.
- Mutschler et al., Arzneimittelwirkungen, 8. Aufl. Stuttgart 2001.
- AWMF online - Leitlinie Onkologie: Medikamentöse Schmerztherapie.