Nie war Gesundheit weltweit populärer als in unserer Bio-orientierten Zeit. Eine Wellness-Welle geht um den Globus, und ihr frönen Alt wie Jung. Es werden immer neue “Rezepte”, Mittel und Wege gefunden, um den Körper zu erfrischen, ja - auch zu ertüchtigen und um Krankheiten von ihm fern zu halten. Eine völlig neue Methode nennt sich Saiwalo, und das ist urgermanisch und verwandt mit unserem Wort “Seele”. Das Wasser, so die Wissenschaften, spielte bei den Germanen eine große Rolle, die weit über das lebensnotwendige Trinken hinaus ging, denn es hatte auch rituelle Bedeutung. So glaubten Germanenstämme, dass die Seele eines Menschen aus dem Wasser kommt und nach seinem Ableben auch dorthin zurückkehrt. So ist Saiwalo in unserer heutigen Wellness-Welt zum Oberbegriff für Wohlfühloasen geworden, zu Stätten, wo man - um das Urgermanische sehr volkstümlich zu interpretieren - die Seele baumeln lassen kann. Beim Schwimmen, in der Sauna, in jeder Art von Wellnessbereich.
Aber wir wären keine kritischen, dabei aber über den eigenen Horizont hinweg blickenden Mitteleuropäer, wenn wir nicht auch noch Exotischeres für unser Wohlbefinden adoptieren würden. Da ist beispielsweise die Peelingmassage mit Macadamia-Nussöl und Himalaja-Kristallsalz. Die umfangreiche Prozedur, in deren Verlauf der Körper 25 Minuten lang mit der Kombination Himalaja/Macadamia massiert wird, “verleiht eine Haut wie Sie sie weicher und reiner sowie glatter noch nie kannten”, verspricht eine ukrainische Therapeutin. Das Salz bleibt nach der Massage weitere 20 Minuten auf der Haut, während dieser Zeit ist der Körper in warme Decken gehüllt. Das Himalaja-Salz hilft fettiger wie trockener, weil es den ph-Wert der Haut “einstellt” oder ausgleicht.
Der Himalaja - bis zu 8 000 Meter hoch - ist das größte und mächtigste Gebirgsmassiv der Erde. Sein natürliches Kristallsalz, teilweise über 250 Millionen Jahre alt, ist die hochwertigste Form von Natursalz. Bemerkenswert: Bis vor wenigen Jahren noch wurde Salz generell verteufelt, von nicht wenigen Medizinern sogar als “Gift” abgetan. Jetzt plötzlich dagegen wird es - zumindest in seinen besten, wissenschaftlich empfohlenen Sorten - zum Allheilmittel, keineswegs nur für die Haut. Es wird bei Allergien eingesetzt, gegen Erkältungen, Frauenleiden und Stoffwechselstörungen, bei Erkrankungen von Herz, Kreislauf, Nieren und Blase. So heißt es in der Broschüre “Salz. Nahrungsmittel, Heilmittel oder Gift?” der Autoren Michael Gienger und Gisela Glaser. Diese kann, wie übrigens auch Himalaja-Salz, übers Internet bezogen werden - der Beutel für etwa acht Euro.
Und wie erklärt sich der wissenschaftliche Sinneswandel, das Salz betreffend? Vielleicht hat Paracelsus (1493 bis 1541) seinerzeit schon eine Antwort gewusst: “Es kommt auf die Dosierung an”.