Obwohl fast überall anzutreffen, ist der Rosskastanienbaum in Mitteleuropa nicht heimisch, sondern kam erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus Konstantinopel zu uns. Schon lange vorher hatten die Türken die Samen als Mittel bei Atemwegserkrankungen von Pferden verwendet. Daher stammt wohl auch der deutsche Name des Baumes.
Die weiß blühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) gehört neben der rot blühenden (Aesculus carnea) und einigen anderen weniger bekannten Arten zur Familie Rosskastaniengewächse (dazu gehört übrigens nicht die Ess- oder Edelkastanie). Die Rosskastanie kann 25-30 m hoch werden und einen Stammdurchmesser von über einem Meter erreichen. Sie wird etwa 200 Jahre alt.
Medizinisch verwendet werden Extrakte aus den Samen, den bekannten Kastanien.
Arzneimittel mit dem Extrakt aus Rosskastaniensamen werden bei Venenschwäche (Veneninsuffizienz) eingesetzt.
Der Samen der Rosskastanie enthält ein Gemisch pflanzlicher Wirkstoffe, hauptsächlich die so genannten Flavonoide und Saponine. Von den enthaltenen Saponinen ist Aescin der bekannteste Vertreter.
Die Hauptinhaltsstoffe im Rosskastaniensamenextrakt, vor allem das Aescin, dichten lecke Gefäße ab und geben erschlafften Adern ihre Spannkraft zurück. Das bedeutet, dass die Beinvenen ihrer Pumpfunktion wieder besser nachkommen können. Sauerstoffarmes Blut wird wieder besser und schneller zum Herzen transportiert. Es “versickert” nicht mehr in den Beinen. Dadurch gehen Schwellungen zurück, Juckreiz, Kribbeln und Schmerzen lassen nach.
Die Wirkstoffe im Rosskastanien-Samen kräftigen also die Venen und vermindern die Durchlässigkeit der Kapillarwände. Dadurch beugen Arzneimittel mit Rosskastanienextrakt nicht nur gegen Ödeme (Wassereinlagerungen in den Beinen) vor, bereits bestehende Ödeme bilden sich sogar zurück.
Aescin, der Hauptwirkstoff der Rosskastaniensamenextrakte, kann Übelkeit und Magenbeschwerden hervorrufen, wenn es in zu hoher Konzentration auf die Magenschleimhaut einwirkt. Daher sind nur Arzneimittel zu empfehlen, bei denen der Wirkstoff erst im Dünndarm freigesetzt wird, so genannte Retard-Tabletten.