In der Vergangenheit wurde die Hormonersatztherapie insbesondere von den entsprechenden ärztlichen Fachgesellschaften lange Zeit intensiv propagiert. In den letzten Jahren hat sich aber in umfangreichen Studien gezeigt, dass die Hormonersatztherapie sich schädlich auf die Gesundheit der Frauen auswirken kann. Die diesbezüglich weltweit größte Studie musste von der Women´s Health Initiative vorzeitig abgebrochen werden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es in der mit einer Hormonersatztherapie (HET) behandelten Gruppe häufiger zu Brustkrebs und Herzinfarkt gekommen ist als in der mit einem Scheinmedikament behandelten Kontrollgruppe.
Das damit verbundene Risiko dürfte in naher Zukunft nicht nur zu einem Umdenken führen, sondern auch dazu, dem therapeutischen Potenzial von standardisierten Rotklee-Extrakten mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Vielen Frauen werden zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schwitzen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit synthetische Hormone in Form von Pflastern, Gel, Depotspritzen oder Dragees empfohlen.
Als Alternative – auch als Reaktion auf die eingangs erwähnte Studie – wird seit einigen Jahren die Behandlung mit Phytoöstrogenen erforscht. Phytoöstrogene kommen beispielsweise im Rotklee und im Soja, aber auch in Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen vor. Der Vorteil der „natürlichen“ Präparate gegenüber isolierten bzw. synthetischen Substanzen scheint in ihrer Komplexität zu bestehen, das heißt in der Tatsache, dass es sich hier um ein „natürlich gewachsenes“ Stoffensemble handelt, was mit einer besseren Verträglichkeit einhergeht.
Eine Studie an der Universität Wien bestätigte kürzlich, dass unter Rotklee-Einfluss die klimakterischen Beschwerden von 84 % der teilnehmenden Frauen deutlich gemindert wurden (University of Vienna, Dep. of Gynaecological Endocrinology and Reproductive medicine, AKH, Vienna, Austria). In einer weiteren Studie an der Universität Wien, die 2003 im Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology veröffentlicht wurde, konnte Rotklee in Versuchen ebenfalls eine gute Wirkung bei Wechseljahresbeschwerden nachgewiesen werden.
Rotklee nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als diese Kleeart vier der für die hormonähnliche Wirkung verantwortlichen Isoflavone enthält. Während Soja nur die Isoflavone Genistein und Daidzein in signifikanten Konzentrationen aufweist, finden sich im Rotklee zusätzlich noch die Isoflavone Formononetin und Biochanin A. Letztere stellen Vorstufen von Genistein und Daidzein dar und scheinen ihrerseits an der Wirksamkeit von Rotklee beteiligt zu sein. Hinsichtlich der Isoflavone erweist sich Rotklee sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht Sojapräparaten gegenüber als überlegen. Aufgrund der gegenwärtig verfügbaren Daten ist Rotklee darüber hinaus nicht nur als stärker wirksam, sondern auch als besser verträglich einzustufen.
Forscher der Universität Karlsruhe haben allerdings kürzlich entdeckt, dass drei der in Soja enthaltenen Phytoöstrogene den Mechanismus der Zellteilung stören, so dass sich das genetische Material ungleichmäßig verteilt (Pressemeldung der Universität Karlsruhe vom 14.05.2004). Laut der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Manfred Metzler heißt das, dass diese Substanzen und einige ihrer Abbauprodukte möglicherweise Krebs erregen. Bis geklärt ist, ob sich die Ergebnisse auf den gesamten Organismus übertragen lassen, raten die Forscher vom Konsum hochdosierter Sojapräparate ab.
Da die Wirkungsweise von Rotklee ebenfalls auf Phytoöstrogenen basiert, stellt sich nun die Frage, inwieweit auch Rotklee krebserregende Nebenwirkungen hat. Zur Beantwortung dieser Frage empfiehlt sich die genauere Betrachtung der vier wichtigen Isoflavone. Bei Rotklee nehmen die Isoflavone Formononetin und Biochanin A den größten Anteil ein. In Soja sind vor allem Genistein und Daidzein enthalten. Bisher wurde die störende Wirkung von Phytoöstrogenen auf das Zellwachstum allein für Genistein untersucht. Für dieses wurden wachstumsfördernde Effekte auf Brustkrebszellen beschrieben. In den gängigen Rotklee-Präparaten nimmt das Genistein mit 4 Prozent jedoch einen nur sehr kleinen Anteil ein. Eine negative Wirkung von Rotklee ist also unwahrscheinlich. Generell sind bisher von Rotklee keine negativen Wirkungen bekannt.
Fazit: Bei erheblich ausgeprägten, schweren Formen von Wechseljahresbeschwerden ist im Hinblick auf eine rasche Beschwerdenminderung sicherlich eine Hormonersatztherapie wirkungsvoller. Wegen des Nebenwirkungspotentials sollte diese aber solchen schweren Beschwerdebildern vorbehalten und zudem streng zeitlich begrenzt bleiben. Bei leichten bis mittelschweren klimakterischen Beschwerden sollten dem heutigen Kenntnisstand entsprechend Phyto“hormon“-Präparate wegen des geringen Nebenwirkungspotentials bevorzugt werden.