Stetig wachsende Anforderungen im Berufs- und Privatleben in Kombination mit Zeitdruck und Stress führen immer häufiger zu Kopfschmerzen: „Viele Menschen ziehen unbewusst ihre Schultern hoch, beißen die Zähne zusammen oder umklammern krampfhaft ihren Stift. Auf Dauer sind dann schmerzhafte Verspannungen der Kopf-, Schulter- und Nackenmuskulatur nicht zu vermeiden“, erläutert Reha-Fachärztin Angela Deventer. Der Kapuzenkopfschmerz erstrecke sich vom Nacken über Kopf und Stirn bis zu den Augäpfeln, so die Expertin vom Berufsverband. „Stark betroffene Patienten haben das Gefühl, ihr Kopf stecke unter einer drückenden Haube.“
Besonders oft sind Menschen betroffen, die viel an Schreibtisch und Computer arbeiten. Denn diese sitzen häufig mit Rundrücken, schlaffen Schultern und nach vorne hängendem Kopf vor ihrem Arbeitsgerät. „Befindet sich der Kopf vor der Körperachse, wiegt er das Doppelte seines ursprünglichen Gewichts. Muskeln, Sehnen und Bänder sind bei diesen Menschen meist jedoch nicht ausreichend trainiert, um solche Lasten problemlos zu tragen“, weiß die Reha-Fachärztin.
Erfolgreich behandeln lassen sich die Schmerzen mit einem ärztlich ausgearbeiteten Fitness- und Entspannungsprogramm: Bei der Physiotherapie lernen die Patienten spezielle Übungen zur Stärkung der im Sitzen besonders benötigten Bauch- und Rückenmuskulatur sowie zur allgemeinen Dehnung. Angela Deventer: „Hilfreich für den Büroalltag sind auch Übungen für den Nacken, die jeder zwischendurch selbst durchführen kann.“ Sportarten, bei denen kräftige Armbewegungen notwendig sind, stabilisieren ebenfalls die Nackenpartie: Hier bieten sich Aquajogging, Walking, Yoga, Tanzen, Skilanglauf oder Jazzgymnastik an. Zur Entspannung eignet sich die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson: „Dabei unternimmt der Patient eine Reise durch seinen Körper, spannt und lockert Muskeln im Wechsel – auch dies ein geeignetes Verfahren zur besseren Körperwahrnehmung.“ Autogenes Training, Thai Chi und Qi Gong haben sich ebenfalls bewährt. Schnell schmerzlindernd können Akupunktur, Verfahren zur Nervenstimulation (TENS) oder zur Muskelentspannung (Biofeedback) wirken.
„Eine einzige Methode zur wirksamen Behandlung des Kapuzenkopfschmerzes gibt es jedoch nicht“, warnt Angela Deventer vom Berufsverband der Reha-Fachärzte vor zu großen Erwartungen. Doch ärztlich verordnete Therapien liefern in den meisten Fällen wirksame Anleitungen zur Selbsthilfe: „Die meisten Patienten werden auf diese Weise zu Experten in eigener Sache. Mit den Verfahren der physikalischen und rehabilitativen Medizin und eventuell ergänzenden Medikamenten können wir 80 Prozent von ihnen helfen.“