Der Grund, warum in unseren hochzivilisierten Ländern sehr viele Menschen über Darmträgheit und Verstopfung klagen, liegt in aller erster Linie am Bewegungsmangel. Während man früher weite Strecken zu Fuß zurückgelegt hat, sitzt man heute in Auto, Bahn oder Flugzeug und lässt sich befördern. Dadurch wird nicht nur die Muskulatur der Beine und Füße “verzärtelt”, sondern es leiden auch die inneren Organe unter dieser Bewegungsarmut.
Besser ist also: laufen und gehen statt sitzen und stehen.
Ein weiterer Grund für eine zu träge Darmtätigkeit ist die heutige Ernährungsweise. Kurze, schnelle Mahlzeiten, womöglich hastig im Stehen eingenommen, sind keine ideale Voraussetzung für eine funktionierende Verdauung. Aber für viele unserer Mitmenschen ist es einfach nicht möglich, in Ruhe und bewußt zu essen und darauf zu achten, was man zu sich nimmt. Besonders unterwegs und bei beruflich bedingtem Arbeitsstress fehlt oft die Zeit zum Essen und es wird hastig gegessen oder man übergeht ganz einfach die Mahlzeiten.
Wenn also der Verdauungsvorgang und die Stuhlentleerung nicht mehr regelmäßig funktionieren, muss zu Hilfsmaßnahmen gegriffen werden. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung sind Abführmittel nicht grundsätzlich ungesund. In vielen Fällen können sie durchaus helfen, eine außer Kontrolle geratene Verdauung wieder zu normalisieren und den Darm zur regelmäßigen Entleerung zu erziehen.
Nun soll man aber nicht zu irgendeinem Abführmittel greifen, sondern sich in der Apotheke Rat holen. Es gibt nämlich bei den Abführmitteln, medizinisch Laxantien genannt, verschiedene Wirkmechanismen, die ihren Einfluss auf den Verdauungsvorgang in unterschiedlicher Weise ausüben.
Ein organisches Laxans stellt die Lactulose dar, die aus Galactose und Fructose besteht. Diese Substanz wird nicht im Dünndarm resorbiert, sondern gelangt bis in die unteren Darmabschnitte, wo sie abgebaut wird. Dabei entsteht Milchsäure, die eine natürliche verdauungsfördernde Wirkung hat. Durch ihre wasserbindende Wirkung wird der feste Darminhalt flüssiger und kann besser ausgeschieden werden. Außerdem wird das Wachstum nützlicher Darmbakterien durch die Lactulose, bzw. ihre Abbauprodukte begünstigt.
Die als natürlich gerühmten Abführmittel aus dem Pflanzenreich haben häufig unerwünschte Nebenwirkungen, besonders bei längerer Anwendung. Zum kurzzeitigen Gebrauch erfüllen aber auch sie ihren Zweck.
Besser geeignet sind die modernen Kontaktabführmittel, die diese Bezeichnung wegen ihrer Wirkung auf die Darmperistaltik erhalten haben. Durch Kontakt mit der Darmschleimhaut verringern sie dort die Oberflächenspannung und fördern so die Darmentleerung. Zu dieser Substanzgruppe zählen das Bisacodyl und das Natriumpicosulfat. Beide Substanzen regen gezielt die Darmmotalität an und sorgen für einen natürlichen Transport des Darminhaltes, ohne selbst resorbiert zu werden. Deshalb konnten auch keine schädlichen Nebenwirkungen nachgewiesen werden. Diese Substanzen setzen also den trägen Darm in Bewegung ohne den Elektrolythaushalt negativ zu beeinflussen. Aus diesem Grund haben sie die einst sehr beliebten salinischen Abführmittel, wie Glaubersalz (Natriumsulfat) oder Bittersalz (Magnesiumsulfat) fast vollständig verdrängt, da diese durch Wasserentzug aus dem Darm zu Dehydrationserscheinungen führen können.
Auch die vielgepriesenen Ballaststoffe, die in zahlreichen Füll- und Quellmitteln enthalten sind, wie Weizenkleie, Leinsamen und andere Pflanzenfaserstoffe, haben ihre Tücken, obwohl auch sie nicht resorbiert werden und damit praktisch keine Nebenwirkungen aufzeigen. Wenn sie nicht mit sehr viel Flüssigkeit eingenommen werden, besteht die Gefahr, dass sie beim Aufquellen “verklumpen”, was wiederum zu Verstopfung führt.
Man sollte also in jedem Fall in der Apotheke nachfragen, wenn man Probleme mit einer Stuhlverstopfung hat, da es nicht ratsam erscheint, auf gut Glück irgendein Abführmittel zu verwenden. Dagegen kann man durch den Einsatz moderner Abführmittel die Bedenken wegen Nebenwirkungen oder Gewöhnungseffekten beiseite lassen und, unterstützt durch Bewegung und vernünftige Ernährung, einen sinnvollen Weg finden, den Darm auf sanfte Weise in Bewegung zu bringen. Die vom Hersteller und in der Apotheke empfohlene Dosierung sollte dabei aber immer eingehalten werden, da Abführmittel, wie alle anderen Arzneimittel auch, nicht zu viel und zu häufig eingenommen werden sollen.