Brustkrebs ist in der westlichen Welt die häufigste bösartige Erkrankung und etwa jede zehnte Frau ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. In absoluten Zahlen liest sich die Bilanz weit erschreckender. Jährlich erkranken rund 48.000 Frauen in Deutschland an dieser Tumorart, die mit ca. 18% den höchsten Anteil an allen Krebserkrankungen hat und etwa 18.000 sterben. Trotz umfassender medizinischer Versorgung liegt Deutschland bei der Brustkrebs-Sterblichkeit an drittletzter Stelle in Europa.
Das Risiko einer Brustkrebserkrankung nimmt ab dem 30. bis zum 75. Lebensjahr stetig zu. Für Frauen, deren Mutter oder Schwester krebskrank sind, ist die Wahrscheinlichkeit selbst zu erkranken rund zwei- bis dreimal höher. Auch spätgebärende Frauen oder die gar keine Kinder haben, erkranken häufiger als der Durchschnitt.
Eine intensive Eigenbeobachtung, wie das regelmäßige Abtasten der Brust und halbjährliche ärztliche Kontrollen erhöhen die Chancen den Tumor in einem frühen Stadium zu entdecken. Damit verbessern sich die Voraussetzungen die Brust trotz operativer Entfernung des Tumors zu erhalten und den Krebs durch Chemotherapie und/oder Strahlentherapie erfolgreich zu behandeln.
Alle Frauen mit der Diagnose Brustkrebs empfinden extreme Angst, Unsicherheit, Verzweiflung und unterliegen starken emotionalen Schwankungen. Sie fühlen sich in ihrer Weiblichkeit bedroht und erleben die Behandlung als Verletzung ihrer Intimsphäre. Das Thema wird nach wie vor tabuisiert, die Umwelt reagiert oft verständnislos oder sprachlos, zieht sich teilweise von ihnen zurück. Zusätzlich belastet die Therapie den Körper durch Schwäche, Übelkeit oder Appetitlosigkeit. Der Verlust der Haare signalisiert für sie einen weiteren Verlust ihrer femininen Attribute, ein Stigma, durch das sie sich zusätzlich ausgegrenzt fühlen. Die meisten Frauen ziehen sich zurück, meiden die Öffentlichkeit weitgehend. Dies löst einen weiteren psychischen Druck aus.
Zunächst steht bei allen Frauen der Wunsch und die Hoffnung auf Heilung unter Einsatz aller Mittel im Vordergrund. Doch immer mehr wünschen sich auch mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung über ihre Lebensumstände. Dies gilt besonders für Patientinnen die wegen Tochtergeschwulsten über einen längeren Zeitraum und deshalb immer wieder mit einer Behandlung konfrontiert werden.
Vinorelbin (Handelsname Navelbine®) als Vertreter der Vinca-Alkaloide hat zu einer bemerkenswerten Verbesserung der Chemotherapie bei verschiedensten Krebsarten, speziell jedoch beim Brustkrebs und beim Nicht-Kleinzelligen Lungenkarzinom geführt. Es wurde 1995 für die Behandlung beider Tumorformen in Deutschland zugelassen und ist heute eine der Standardtherapien. Die hohe Wirksamkeit als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Chemo-Präparaten wurde in vielen klinischen Studien bewiesen. Es zeichnet sich durch ein günstiges Nebenwirkungsprofil aus und wird im Vergleich zu anderen Krebsmedikamenten wesentlich besser vertragen. Die Patientinnen leiden weniger unter Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Erbrechen. Magen-Darmprobleme insgesamt machen den behandelten Frauen wesentlich seltener zu schaffen. Wird nur mit Vinorelbin behandelt, so kommt es außerordentlich selten zu einem totalen Haarverlust und nur bei wenigen Frauen wird ein stärkerer Haarausfall beobachtet.
Professor Dr. Siegfried Seeber: „Durch individuelle und den jeweiligen Krankheitsverläufen angepasste sequenzielle Therapien wird es hier möglich, auch bei bestehender Metastasierung nicht nur die tumorbedingten Beschwerden zu bessern, sondern auch die Überlebenszeit bei zufriedenstellender Lebensqualität deutlich zu verlängern.“1
Zitat aus: Das Navelbine-Buch von Volker Bartsch, Thieme Verlag 2001 ↩