Ein höchst umstrittenes und sehr kontrovers diskutiertes Thema ist die Hormonersatz im Alter. Für die Einen rückt mit der Gabe von Hormonen der Traum von der ewigen Jugend in greifbare Nähe, Andere vertreten die Meinung, zufriedenes und gesundes Altern sei lediglich eine Sache der Einstellung und des Lebensstils, die Zuführung von Hormonen dagegen grundsätzlich schädlich. Tatsächlich verändert sich der Hormonhaushalt mit dem Alter erheblich - aber nicht immer verläuft der Rückgang der Hormonproduktion unproblematisch, und so gibt es durchaus gute Gründe für eine Therapie.
Alter - das war für Ludwig W., 57 Jahre, bislang kein Thema! Zeit seines Lebens war er sehr aktiv, hatte nie geraucht und lebte insgesamt ziemlich gesund. In den vergangenen Monaten jedoch zog er sich immer mehr zurück, fühlte sich abgeschlagen, müde, kraftlos und häufiger auch niedergeschlagen. Mit der Begründung: “Du wirst eben alt”, konnte und wollte Herr W. sich nicht abfinden. Zudem kamen verschiedene körperliche Symptome hinzu, die er sich nicht erklären konnte, und die auch bei seinem Hausarzt einige Fragen aufwarfen. Dieser konnte zunächst keine ursächliche Erkrankung feststellen und tippte daher auf Stress und eine Depression. Die verordneten Medikamente aber halfen Ludwig W. nicht wirklich weiter.
Herr W. litt zunehmend unter trockener Haut, trotz gesunder und ausgewogener Ernährung sah man inzwischen einen deutlichen Bauchansatz, und sein Puls schnellte ungeachtet des regelmäßigen Trainings bei Anstrengungen gleich in die Höhe, Ludwig W. kam schnell aus der Puste. Die Cholesterin-Werte im Blut hatten sich mittlerweile auch verschlechtert. Schließlich empfahl sein Arzt eine umfassende internistische Untersuchung und eine Bestimmung des Hormonstatus beim Experten. Denn mit zunehmendem Alter verändert sich der Hormonspiegel, die Sekretion der Nebennieren-, Gonaden- und Hypophysenhormone (z.B. Testosteron, Östrogen, DHEA, GH) nimmt kontinuierlich ab.
Das Ergebnis der Tests: Auch bei Ludwig W. wurde ein Rückgang der Hormone festgestellt; insbesondere der sogenannte IGF-1 Spiegel war niedrig, was auf eine zu geringe Ausschüttung von körpereigenem Wachstumshormon deutet.
Das menschliche Wachstumshormon GH oder STH (“Growth Hormone”; Somatropin) wird im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse produziert. Es ist ein Botenstoff, der das Wachstum der Knochen und Muskeln reguliert und zugleich verschiedene Stoffwechselprozesse steuert. Wird zuwenig des Hormons produziert, führt das zum Beispiel bei Kindern und Jugendlichen zu Kleinwuchs. Heute weiß man, dass das Hormon auch im Erwachsenenalter eine Reihe wichtiger Stoffwechselvorgänge beeinflusst. Bei einem Mangel kommt es z. B. zu einem verstärkten Abbau von Muskelmasse und zur Zunahme des Fettgewebes. Die Knochendichte nimmt ab und das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, nimmt zu. Außerdem nehmen bei vielen Patienten Leistungsfähigkeit, seelisches Wohlbefinden und damit auch die Lebensqualität ab: so wie bei Herrn W.
Die Somatopause, wie der altersbedingte Abfall von Wachstumshormon auch genannt wird, ist ein natürlicher Prozess: Es gibt biologische Gründe, warum bestimmte Hormone im Alter abnehmen. Die Auswirkungen sind aber sehr individuell und unter anderem abhängig vom Ausgangsniveau des Hormons und dem Rückgang in Relation dazu. Daher reagiert auch nicht jeder Mensch gleich; Manchen verursacht die Hormonumstellung mehr Probleme. Eindeutige klinische Symptome und die Beeinträchtigung der Lebensqualität sprechen für eine Behandlung mit dem Wachstumshormon Somatropin . Subjektive Verbesserungen, wie eine verbesserte Leistungsfähigkeit, sind bei einer GH-Therapie recht schnell festzustellen, nachweislich positive Effekte stellen sich dagegen frühestens nach 3 Monaten und längerer Behandlungsdauer ein. Von einem kurzfristigen “Altersdoping” sollte daher Abstand genommen werden.
Langzeitdaten, die aus Studien mit Erwachsenen bei nachgewiesenem Mangel an Wachstumshormon gewonnen werden konnten, belegen die Sicherheit und den Erfolg einer Therapie mit Somatropin. So verbessert sich zum Beispiel nach 3-6 Monaten das Risikoprofil für Herz-Kreislauferkrankungen - das schädliche LDL-Cholesterin sinkt zwischen 15 und 20 %, der gesamte Lipidstoffwechsel verbessert sich - und die Knochendichte nimmt nach etwa einem Jahr deutlich zu.
Damit eine individuelle Dosierung und kontrollierte Behandlung gewährleistet sind, sollte die Therapie aber immer durch einen erfahrenen Arzt oder ausgewiesenen Experten für Altersmedizin erfolgen.
Ludwig W. jedenfalls ist überzeugt: “Die Hormonsubstitution hat mir meine Lebensfreude und Lebensqualität zurückgegeben!”
1) Ahmad AM et al. Clin Endocrinol 54:709 (2001);
2) Bex M et al. J Bone Mineral Res 17:1081 (2002);
3) European Congress of Endocrinology 2003
4) Götherström et al, J Clin Endocrinol Metab 86:4637 (2001);
5) Johannsson G, et al., J Clin Endocrinol Metab 82:727 (1997);
6) Lunch-Symposium der Pharmacia GmbH, Erlangen, 10. Mai 2003, “Behandlung mit Wachstumshormon - Grundlagen, Wirksamkeit und Sicherheit”, 3. Konferenz der GSAAM (German Society of Antiaging Medicine) vom 9.-11. Mai 2003 in Aachen.