Trotz intensiver Aufklärungskampagnen weltweit steht Darmkrebs noch immer an Platz zwei der tumorbedingten Todesursachen. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 50.000 Menschen an diesem tückischen Tumor, 90 %der Erkrankten sind dabei über 50 Jahre alt. Wird der Krebs frühzeitig entdeckt und ist eine vollständige chirurgische Entfernung (Resektion) möglich, ist sogar eine definitive Heilung erreichbar, die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt immerhin 50 %.
Aber auch wenn der Tumor bereits Metastasen, das sind Tochtergeschwülste, gebildet hat, gibt es dank systemischer Chemotherapie gute Chancen für eine längere Überlebenszeit als mit der der herkömmlichen, rein unterstützenden Therapie.
Lange Zeit war die medikamentöse Darmkrebsbehandlung eine „one-drug-show” in der mit dem Standard-Zytostatikum 5-Fluorouracil (5-FU) nur ein einziges wirksames Chemotherapeutikum zur Verfügung stand. Auch wenn durch die Kombination mit Folinsäure (5-FU/FA) die Behandlung entscheidend verbessert werden konnte, brachten erst in jüngerer Zeit neue Medikamente den Durchbruch in der Therapie des Darmkrebses.
Hier spielt der Wirkstoff Irinotecan, der aus dem chinesischen Xi-Shu-Baum gewonnen wird, eine wichtige Rolle. Auch die Substanzen Oxaliplatin und Capecitabine stellen eine neue Therapieoption dar. Bei Vorliegen von Metastasen ist die Behandlung mit diesen modernen Medikamenten kombiniert mit 5-FU/FA oder auch mit 5-Fluorouracil allein bereits die Standardtherapie. Bei jedem zweiten Patienten wird so eine Rückbildung des Tumors und eine - im Vergleich zu einem unbehandelten Darmkrebspatienten - 3- bis 4-fache Erhöhung der Lebenserwartung erreicht. Auch die Lebensqualität der Betroffenen konnte deutlich verbessert werden.
Antikörper: Als Antikörpertherapie wird der Einsatz von biotechnisch hergestellten Antikörpern bezeichnet, welche gezielt die Stoffwechselreaktionen des Körpers beeinflussen. So können Antikörper zum Beispiel die Ausbildung von Blutgefäßen im Tumor unterbinden und ihn damit von der Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr abschneiden. Als Ergänzung zu den genannten „Standardtherapien” stellt der Einsatz von Antikörpern - gerade auch in Kombination mit der Chemotherapie - eine viel versprechende Therapieform dar.
Irinotecan ist ein wichtiger Baustein im Rahmen dieser modernen Therapiekonzepte: Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass die frühzeitige Behandlung eines metastasierten Darmkrebses mit den beiden derzeit zugelassenen Antikörpern Cetuximab bzw. Bevacizumab in Kombinationstherapie mit Irinotecan dem Patienten Überlebensvorteile bringt.
Alternative Therapien: Weitere Therapieansätze konzentrieren sich auf die Krebsbekämpfung durch Überwärmung (Hyperthermie) oder die Behebung genetischer Störungen (Gentherapie), welche der Erkrankung zugrunde liegen könnten. Diese Konzepte geben zwar Grund zur Hoffnung auf weitere Fortschritte bei der Behandlung von Darmkrebs, befinden sich aber noch in frühen Stadien der Erforschung.
Hauptziel der Forschungsbemühungen ist daher die Optimierung der neueren Therapiemöglichkeiten: Betroffene sollen in möglichst frühen Stadien ihrer Erkrankung von den Vorteilen der hochwirksamen, neu entwickelten Substanzen profitieren.
Die Chemotherapie: Die Wachstumsbremse: Als Chemotherapie wird die Gabe von Zellgiften, den so genannten Zytostatika, bezeichnet, welche Krebszellen in ihrem Wachstum hemmen und zerstören. Im Gegensatz zur Strahlentherapie, die nur im Bestrahlungsfeld ihre Wirksamkeit entfaltenkann, wirkt die Chemotherapie in der Regel systemisch, das heißt, sie greift auch Tumorzellen an, die sich bereits auf andere Körperregionen ausgebreitet haben. Als eine der effektivsten Behandlungsarten hat die medikamentöse Krebsbekämpfung daher einen sehr hohen Stellenwert in der modernen Therapie des Darmkrebses. Während sie in frühen Stadien der Erkrankung die Chance auf Heilung erhöht, wird die Chemotherapie in späteren Stadien eingesetzt, um das Fortschreiten des Krebses zu verhindern und gleichzeitig die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Man spricht von „palliativer” Therapie.
Wie jede Krebstherapie kann auch die Chemotherapie mit unerwünschten Begleiterscheinungen, wie z.B. Übelkeit, Durchfall oder Haarausfall verbunden sein. Diese Nebenwirkungen lassen sich jedoch heute durch entsprechende Medikamente lindern und klingen in der Regel unmittelbar nach Beendigung der Chemotherapie ab.