Neueren Untersuchungen zufolge leiden diese Patienten neben seelischen Problemen auch an erheblichen körperlichen Symptomen, besonders Schmerzen.
Obwohl die meisten Patienten gut auf eine Behandlung mit Antidepressiva ansprechen, verhindern diese anhaltenden Schmerzen jedoch eine vollständige Genesung. Damit steigt leider auch das Rückfallrisiko, das bei beschwerdefreien Patienten bei 25% liegt, bei Patienten mit Restsymptomen aber auf 76% ansteigt.
Trizyklische Antidepressiva (TCA) und Monoaminooxidase Hemmern (MAO-Hemmer) wirken nur sehr unspezifisch und beeinflussen nicht selektiv den Stoffwechsel der Botenstoffe. Zudem sind sie zum Teil mit erheblichen Nebenwirkungen belastet. Die Entwicklung derselektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) vor etwa 10 Jahren hatte die Behandlung der Depression zwar revolutioniert und 70% der Patienten sprechen auf eine Behandlung an. Allerdings wird nur bei 30% eine komplette Heilung erreicht und 30% der Patienten brechen die Behandlung wegen starken Nebenwirkungen ab.
Der Schritt von der unspezifischen zur spezifischen Beeinflussung der Botenstoffe war sicherlich ein Fortschritt, doch offensichtlich nicht ausreichend für die Behandlung der Depression. Ist doch die Ursache der Depression eine Fehlregulation sowohl des Serotonin- als auch des Noradrenalinstoffwechsels, von zwei Botenstoffen also. Beide Botenstoffe haben eine Signalwirkung nicht allein bei der Entstehung der Depression sondern auch bei der Schmerzwahrnehmung und –verarbeitung.
Die neuen selektiven Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer ( SSNRI) wie Duloxetin (Cymbalta,Boehringer Ingelheim und Lilly) hemmen sowohl die Aufnahme von Serotonin als auch von Noradrenalin. Da der Stoffwechsel beider Botenstoffe gleich stark beeinflusst wird, kann die Substanz niedrig dosiert werden.
Mittlerweile wurden über 6000 Patienten mit Duloxetin behandelt und die Wirkstärke kann, so Prof. Max Schmauß, Augsburg der der TCA’s verglichen werden, ohne jedoch deren Nebenwirkungsprofil zu haben. In der Standarddosierung von 60 mg/Tag werden Remissionen nach bereits 9 Wochen bei 44% der Patienten erreicht und gleichzeitig werden körperliche Symptome, besonders Schmerzen signifikant reduziert, so Prof. Hans-Jörg Möller, München.
Im September 2004 empfahl der wissenschaftliche Ausschuss (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) die Zulassung von Duloxetin (Handeslname Cymbalta, Boehrigner Ingelheim und Lilly) zur Behandlung von depressiven Patienten und im Dezember 2004 erfolgte die europaweite Zulassung.