In den letzten Jahren gewinnen bei den Hauterkrankungen solche allergischen Ursprungs immer mehr an Bedeutung. Je nach zugrunde liegendem pathophysiologischen Reaktionsmuster (Immunreaktion) werden diese Erkrankungen in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Dies ist insbesondere für die zielgerichtete Diagnostik und Therapie entscheidend. Neben den konstitutionell bedingten und/oder durch Umwelteinflüsse provozierten Erscheinungsformen wie der Urtikaria (Nesselsucht) oder dem atopischen Ekzem (Neurodermitis) zählt so auch die Gruppe der Kontaktekzeme zu den dermatologisch relevanten Leiden.
Unter einem Ekzem versteht man eine nicht-ansteckende Entzündung der Deck- und Lederhaut (Epidermodermitis) mit typischem klinischen Bild (Juckreiz, Rötung, Bläschen, Erosion, Schuppung, Krustenbildung). Als akute Verlaufsform wird auch häufig der Begriff “Dermatitis” gewählt, die chronischen Formen werden als “Ekzem” bezeichnet.
Kontaktekzeme können nun durch zwei unterschiedliche Mechanismen entstehen, nämlich durch toxische Einwirkung, oder allergisch: Die akut-toxische Kontaktdermatitis entsteht durch eine Irritation, ist in der Regel scharf auf den Einwirkort der Noxe (Auslöser) begrenzt und streut nicht. Eine besondere Veranlagung zur Auslösung einer solchen Reaktion ist nicht erforderlich. Die bekannteste Form dieser Reaktion ist der Sonnenbrand (akuter Lichtschaden). Das kumulativ-irritative (toxische) Ekzem ist die chronische Verlaufsform der toxischen Kontaktdermatitis. Es entwickelt sich langsam. Ihm liegt häufig eine bestimmte Disposition zugrunde (z.B. Atopie). Zunächst kommt es zur Austrocknung der Haut, sie wird rau und rissig. Im weiteren Verlauf tritt eine Rötung und entzündliche Verdickung ein. Häufigste Auslösefaktoren sind Wasser und entfettende Substanzen wie Spülmittel (Detergenzien), Säuren oder Laugen. Man findet daher diese Ekzemform häufig bei sog. “Feuchtberufen” wie Hausfrauen, Friseuren, Metallarbeitern (Bohrmilch etc.) oder auch medizinischem Personal (häufige Händedesinfektion).
Im Gegensatz dazu liegt beim allergischen Kontaktekzem eine immunologische, zellulär-vermittelte Reaktion vor. Der auslösende Stoff wird von der Haut aufgenommen und als “Antigen” von sog. Langerhans-Zellen in der Deckhaut erkannt. Diese transportieren dann das Antigen in den nächstgelegenen Lymphknoten und induzieren dort die Stimulierung spezifischer T-Lymphozyten welche bei nochmaliger Exposition gegenüber dem Antigen in der Haut eine spezifische Entzündungsreaktion hervorrufen.
Im Rahmen des “Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK)” werden jährlich die häufigsten Allergene ermittelt. Aktuell (2001) führt Nickelsulfat mit etwa 16% die “Hitliste” an, gefolgt von Duftstoff-Mix, Perubalsam und Thiomersal.
Die Identifizierung dieser Auslöser gelingt durche einen einfachen Test, dem sog. Epikutan-Test. Bei ihm werden definierte, kommerziell erhältliche Allergene mittels Testkammern auf die Rückenhaut aufgebracht und mit Klebestreifen fixiert. Nach 48 h werden die Testkammern wieder entfernt und nach weiteren 48 bzw. 72 h die Reaktion der Haut im Bereich der Einwirkstelle erfasst. Im Falle einer positiven allergischen Reaktion zeigt sich typischerweise eine Ekzemreaktion mit Rötung und Infiltration und ggf. sogar Bläschenbildung bis hin zur Erosion.
Hinsichtlich der Behandlung unterscheiden sich akute toxische oder allergische Kontaktekzeme nicht wesentlich voneinander. Ziel ist die rasche Wiederherstellung der Integrität der Haut, um eine mögliche weitergehende Sensibilisierung gegenüber Allergie-auslösenden Stoffen zu verhindern. Dies spielt insbesondere bei Handekzemen eine entscheidende Rolle. Zum Einsatz kommen daher in erster Linie topisch anwendbare Glukokortikosteroide, die allerdings stadienangepasst eingesetzt werden sollten. So empfielt sich bei blasigen oder erosiven Veränderungen die Verwendung einer weniger fetten, eher austrocknenden Lotion oder eines Schaumes (z.B. Dermatop® Lösung mit Schaumapplikator) zur raschen Besserung des Krankheitsbildes. Im weiteren Verlauf der Abheilung oder bei lichenifizierten Herden können dann auch Creme- oder Salbenzubereitungen verwandt werden. Bei starkem begleitenden Juckreiz ist durchaus die Gabe eines systemisch wirkenden Antihistaminikums (z.B. Telfast®) angezeigt. Langfristig ist die Identifikation des auslösenden Allergens oder der einwirkenden Noxe (z.B. Desinfektionsmittelgebrauch) und die darauffolgende konsequente Meidung, verbunden mit einem effektiven Hautschutz (rückfettende Salben oder Cremes) für einen dauerhaften Therapieerfolg entscheidend.