Jedes Kind weiß: Milch ist nahrhaft und gesund. Und dies gilt für Kühe, Pferde und Menschen in gleichem Maße, insofern ja alle den Säugetieren angehören, die ihrem Nachwuchs die Brust geben. Milch ist gerade für den wachsenden Organismus eine wichtige Quelle von Nährstoffen. Wobei in den ersten Lebensmonaten eines Menschen die Milch seiner Mutter durch nichts zu ersetzen ist. Später dann jedoch treten an deren Stelle die Milchprodukte der Kuh. Das Prinzip bleibt jedoch dasselbe. Denn auch Kuhmilch und ihre Abkömmlinge wie Joghurt, Kefir, Butter und Käse gelten als Nährstoffbomben, sie stehen für Kraft, Robustheit und Lebensenergie.
Schaut man sich jedoch das Nährstoffprofil von Milch an, sieht das zunächst nicht nach einer Nährstoffbombe an. Sieht man einmal ab vom Fett, und gerade dieser Anteil wird ja mittlerweile in den diverse Milchprodukten der Lebensmittelindustrie massiv heruntergedrückt. Doch ansonsten fallen die Nährwerte eher mäßig aus.
Mit 12 Milligramm Magnesium (auf 100 Milliliter) enthält Milch noch nicht einmal ein Fünftel vom Magnesium eines Sechskornbrotes oder einer Portion Spinat. Bei Kalium, Eisen, Zink und Kupfer sieht das nicht viel besser aus, und der Jodwert von 3,3 Mikrogramm ist zwar ganz nett, wird aber von jedem Seefisch um mindestens das Zehnfache übertroffen.
Selbst als Kalziumquelle ist Milch, auf den ersten Blick, nicht so ergiebig, wie immer wieder zu lesen ist. 120 Milligramm auf 100 Milliliter Milch. Da ist zwar wieder ganz nett, doch so richtig toll ist es auch nicht. Der Spinat etwa hat mehr zu bieten, und in Basilikum, Bohnenkraut, Majoran und Rosmarin sind die Werte sogar mehr als dreimal so hoch!
Bei den Vitaminen verhält es sich ähnlich moderat. Mit 2 Milligramm scheidet Milch als Vitamin-C-Versorger sogar fast komplett aus, wenn man daran denkt, dass wir etwa 70 Milligramm von diesem Biostoff pro Tag brauchen. Und Vitamin D? Was sind 0,03 Mikrogramm gegen die 2,5 Mikrogramm von einem Frühstücksei? Und der Thunfisch auf unserer Pizza enthält sogar die 15-fache Menge.
Dennoch gedeihen Kinder prächtig, wenn man ihnen Milch zu trinken gibt. Und wissenschaftliche Studien zeigen: Gibt man dem menschlichen Organismus Milch zu trinken, dann ist dies für seinen Calciumspiegel und damit auch für seine Knochen besser, als wenn man ihm Basilikum mit seinem extrem hohen Calciumanteil (369 Milligramm!) zu essen gibt. Selbst hoch konzentrierte Calciumtabletten haben Probleme, die Milch als Lieferanten für das wichtige Knochenmineral auszustechen.
Das besondere Problem eines heranwachsenden Körpers besteht darin, dass er viele Nährstoffe braucht, weil er ja an Körpermasse zulegen will, dass er aber auf der anderen Seite nur einen kleinen Verdauungsapparat hat, um Nahrung verarbeiten zu können. Ein echtes Problem, zu dessen Lösung die Milch viel beitragen kann. Denn neben ihrem dichten Nährstoffprofil versorgt sie den Körper gleichzeitig mit Hilfsstoffen, die eine optimale Aufnahme eben dieser Nährstoffe garantiert.
Einer dieser Hilfsstoffe ist das Kasein. Es nimmt die Calciummoleküle in die sanften Arme seiner Phosphatverbindungen und schleust sie dadurch in den Körper ein. Denn Kasein wird vom Organismus begeistert aufgenommen, und weil er dies tut, kommt er auf diese Weise auch gleich noch auf eine stattliche Menge Calcium, das sich gewissermaßen in inniger Partnerschaft mit dem Milcheiweiß verbunden hat.
Ähnlich wirkt auch der Milchzucker Laktose. Magnesium etwa zählt nicht unbedingt zu den Mineralien, die leichten Herzens von unserem Körper aufgenommen werden. Nicht umsonst hat sich hier die Pharma-Industrie die unterschiedlichsten Magnesiumsalze einfallen lassen, um unseren Organismus davon zu „überzeugen”, das wichtige Mineral hereinzulassen. Dabei hat die Natur schon länger eine probate Überzeugungshilfe parat. Nämlich den Milchzucker. Das Prinzip ist hier das Gleiche wie beim Kasein. Der Zucker nimmt das Mineral in seine brüderlichen Arme, und weil er vom Körper so begeistert aufgenommen wird, wandert gleich noch reichlich Magnesium mit ihm in den Organismus hinein.
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