Ärzte bewerten die Situation ähnlich, berichtete PD Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers, Münster auf dem Deutschen Schmerztag 2005 in Frankfurt/Main. Sie wollen Schmerzfreiheit bei guter Verträglichkeit für den Betroffenen.
Obwohl so deutlich Behandlungswünsche definiert werden, sieht die Realität ganz anders aus: Von ca. 80% Migränikern, die einen Arztbesuch in den letzten 12 Monaten durchgeführt haben, schnitt gerade mal die Hälfte überhaupt das Thema Migräne an. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage namens MELT (Migraine’s Effect on Life and Treatment). Diese untersuchte, welche Auswirkungen die Migräne auf verschiedene Bereiche des täglichen Lebens hat. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass die wiederkehrenden Schmerzattacken den Migränepatienten oft geplante Freizeitaktivitäten „versauen“. Betroffene gehen sogar Urlaubsreisen aus dem Weg, weil sie sich vor Migräneattacken unterwegs fürchten! „Derzeit ist die Behandlungssituation in Deutschland gekennzeichnet durch enorme Einschränkungen für den Migräniker in seiner Familie, am Arbeitsplatz und in der persönlichen Entfaltung“, betonte Evers.
An Migräne leiden schätzungsweise 18% aller Frauen, vor allem in jungem und mittlerem Erwachsenenalter. Die für Migräneattacken typischen, meist einseitigen und in der Schläfenregion lokalisierten, pulsierenden Schmerzen dauern vier bis 72 Stunden und sind häufig von Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit begleitet.
Insgesamt 1810 Migränepatientinnen zwischen 18 und 35 Jahren aus neun Ländern wurden im Rahmen der MELT-Umfrage telefonisch interviewt. Sie mussten entweder im Berufsleben stehen oder studieren und mindestens sechs schwere Migräneanfälle im Jahr erleiden, um an der Umfrage teilnehmen zu können. Dabei wird in Schweden die Hälfte der Patienten mit Triptanen - einer bei Migräne sehr wirksamen Medikamentengruppe - behandelt, während Deutschland und Italien dagegen reine Entwicklungsländer darstellen!
„Manche putzen wie verrückt, oder essen plötzlich durcheinander oder kriegen wegen Nichtigkeiten Streit mit dem Partner“, sagte sie. Patienten sollten unbedingt ein Kopfschmerztagebuch führen, riet sie weiter. Klappt es behandlungstechnisch mit der Azetylsalizylsäure nicht (z. B. Aspirin), sollten Betroffene auf keinen Fall weiter selbst herumdoktern, sondern eine spezielle - für sie zugeschnittene Behandlung - mit ihrem Arzt besprechen.
Je früher die Migräneattacke behandelt wird, desto besser! Verschlechtert sich z. B. der Kopfschmerz bewegungsabhängig - d.h. wenn Sie den Kopf schütteln - wissen Sie, dass Sie Migräne bekommen!
Hat ein Patient eine Berührungsüberempfindlichkeit wie z. B. dass ihm jedes Haar einzeln weh tut,sollte er noch vor dieser Erscheinung - sofort und umgehend - ohne zu zögern und ohne lange nachzudenken (!) – ein Triptan als Tablette einnehmen oder sich eine Spritze geben lassen. Unter die Haut gespritztes Sumatriptan 6 mg (Imigran) wirkt zum Beispiel effektiv. Schmerzfreiheit erzielen genauso als Tablette oder Schmelztablette gegebenes Rizatriptan (Maxalt) oder Zolmitriptan (Ascotop), meist nach etwa zwei Stunden. Naratriptan (Naramig) dagegen wirkt erst nach vier Stunden – das dauert den meisten Patienten einfach zu lange!
Gendolla_berichtete, dass Rizatriptan bezüglich der wissenschaftlichen Studienlage die größten Behandlungserfolge aufweist und damit auch die am längsten anhaltende Schmerzfreiheit für den Betroffenen. Ähnlich gut schneiden auch Almotriptan (Almogran) und Eletriptan (Relpax) ab. Doch für das Nichtansprechen der Behandlung mit Triptanen scheinen immer noch die Patienten selbst verantwortlich zu sein: Sie nähmen einfach nur die halbe Dosis, berichtete sie bedauernd. Doch nur zur Hälfte gegeben kann ein Triptan seine Wirkung gar nicht entfalten!Topiramat empfiehlt _Gendolla zur Vorbeugung der Migräne; man verliere mit diesem Medikament Gewicht – das gefalle vor allem den Frauen. Ebenfalls beurteilt sie Pestwurz (Petadolex) positiv, sowie das vor der Zulassung befindliche Tanacetum parthenium (Mutterkraut).