Pro Jahr werden in Deutschland rund 3.000 bis 5.000 Neuerkrankungen festgestellt, insgesamt leben in der BRD etwa 122.000 Patienten mit MS. Die Ursachen der Multiplen Sklerose sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Daher ist es noch nicht gelungen, eine heilende Therapie zu entwickeln. Dennoch gibt es heute eine ganze Reihe von Behandlungsoptionen, die es ermöglichen, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.
Auch wenn die Betroffenen mit teilweise erheblichen Auswirkungen auf ihre Lebensplanung durch die Krankheit rechnen müssen, so ist der Krankheitsverlauf besser als sein Ruf. Denn etwa die Hälfte der Patienten bleibt bei den Verlaufsformen der Krankheit vom Typ schubförmig-remittierend oder oligosymptomatisch bis zum Erreichen des Rentenalters arbeitsfähig, etwa 50% scheiden bei schubförmig-progredientem oder chronisch progredientem Verlauf aus. Doch bedauerlicherweise besteht auch heute noch keine Möglichkeit den einzelnen Patienten nach der Diagnosestellung bereits einer der Verlaufsformen zuzuordnen.
Die kurzfristige Behandlung der akuten MS-Schübe erfolgt heute meist mit Kortisonpräparaten (Kortikosteroide, Kortikoide), die für 3-5 Tage in hoher Dosis gegeben werden. So können die Schübe verkürzt und die Beschwerden gemildert werden, da Kortikosteroide der Entzündungsreaktion im zentralen Nervensystem (ZNS) gleich in mehrfacher Weise entgegenwirken. Die Blut-Hirn-Schranke kann ihre Funktion wieder aufnehmen, weiters hemmen sie in den Immunzellen die Produktion von Botenstoffen, die den Entzündungsprozess vorantreiben. Die hierdurch bedingten Wassereinlagerungen (Ödeme) im ZNS werden verringert.
Der langfristige Verlauf der schubförmigen MS hingegen lässt sich nur durch eine Dauertherapie mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten günstig beeinflussen. Denn diese kontrollieren die Aktivität des Immunsystems (Immunmodulation) und können, da sie die Entzündungsaktivität im Gehirn verringern, den Prozess der Nervenschädigung verlangsamen. Die Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten ist zwar derzeit die wirksamste Methode, den Verlauf der MS zu kontrollieren und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern, bietet aber keine Heilung.
Zu den gegenwärtig auf dem Markt erhältlichen krankheitsmodifizierenden Medikamenten zählen Interferonbeta-1a, Interferon beta-1b, Glatirameracetat sowie Substanzen, die das Immunsystem unterdrücken wie zum Beispiel Azathioprin, Cyclophosphamid und Mitoxantron. Interferone sind Eiweiße, die bei Virusinfektionen im Körper ausgeschüttet werden. Unterschiedliche Körperzellen erzeugen dabei drei Arten von natürlichen Interferonen: alfa, beta und gamma.