Das Gesicht prägt den Menschen - es spiegelt Freude und Trauer, Schmerz oder Glück in unzähligen Facetten wider, es dient der nonverbalen Kommunikation und gibt dem Menschen seine Individualität. Geht das Gesicht, gleich durch welche Ursache, verloren, so verliert der Betroffene weit mehr als sein Antlitz - er geht seiner Identität verlustig. Daher gilt für das schwierige Gebiet der Mund-Gesicht-Kieferchirurgie nicht nur eine funktionelle, sondern eine lebenswerte, ästhetisch zufrieden stellende Wiederherstellung des Gesichtes als oberstes Ziel.
Die erste erfolgreiche Gesichtstransplantation durch das Team um den französischen MKG-Chirurgen Bernard Devauchelle im November 2005 ging durch die Weltpresse. Devauchelle hatte einer 38jährigen Frau als erstem Menschen in einer vielstündigen Operation in Amiens erfolgreich Nase-, Mund- und Kinnpartie einer Toten transplantiert, nachdem ihr Gesicht durch Hundebisse zerstört worden war. Noch nie zuvor haben Mediziner diesen Schritt gewagt. Trotz einiger unerwarteter Komplikationen, kann die Patientin heute wieder ein fast normales Leben führen. Bereits nach nur 4 Monaten versuchte Isabelle Dinoire ein erstes, noch etwas verzerrtes Lächeln. Im Frühjahr 2006 zeigte sie sich erstmals in der Öffentlichkeit und dankte ihren Ärzten und Psychologen – und der Familie der Spenderin. „Die Operation kann auch anderen Menschen helfen, wieder ein neues Leben zu beginnen“, so Dinoire, die nach dem ganzen Trubel um ihre Person nunmehr wieder ein normales Leben aufnehmen will. Den Mund kann sie noch nicht ganz schließen, die Sprache ist dadurch leicht beeinträchtigt – doch bei ersten Spaziergängen hat die überglückliche Patientin kaum Aufmerksamkeit erregt. „Jetzt gehört das Transplantat vollständig mir“, freut sich Dinoire über die zunehmende Wiedergewinnung des Gefühls. Kleiner Wermutstropfen: Die Medikamente zur Immununterdrückung wird sie ein Leben lang einnehmen müssen, damit es auch nach Jahren nicht zu möglichen Abstoßreaktionen kommt. Überdies ist von Patienten mit Fremdspende eine höhere Rate an Karzinombildung, speziell im Hautbereich, bekannt.
Prof. Devauchelle zum Ergebnis seiner Arbeit: „Das ist mehr, als wir je zu hoffen wagten”, und er glaubt aufgrund dieses erfreulichen Ausgangs nicht an einen Einzelfall. In der Fachwelt diskutiert man bereits seit Jahren hierüber und man ist man sich einig: Isabelle Dinoire wird wohl nicht lange die einzige bleiben. Auch in Großbritannien und den USA gibt es bereits ambitionierte Mediziner, die Gesichter transplantieren wollen.
In den letzten Jahren hat eine drastische Trendwende im Bereich der Gesichts-OPs stattge-funden. Haben Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen noch vor Jahren primär verkehrsbedingte Gesichtsverletzungen behandelt, stehen jetzt zunehmend die Tumorchirurgie, die Knochenersatztherapie sowie die ästhetische Gesichtschirurgie im Vordergrund.
Speziell in den Bereichen der Traumatologie, Tumorchirurgie, Knochenersatztherapie und ästhetischen Gesichtschirurgie verzeichnet die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) eine neue Tendenz.
Der kontinuierliche Anstieg von bösartigen Tumoren im Bereich der Mundhöhle, des Rachens und der Gesichtshaut, insbesondere zunehmend bei der jüngeren Altersgruppe der 40-jährigen, ist signifikant. Gründe hierfür gibt es viele, sicherlich spielt der zunehmende Alkohol- und Nikotinkonsum gerade auch bei der jüngeren Altersgruppe eine nicht von der Hand zu weisende Rolle. Die stetige Zunahme an Hautkarzinomen ist unweigerlich der höheren Belastung durch UV-Bestrahlung zuzuschreiben.
Implantate sind heute sozusagen in aller Munde, denn die modernen Implantationsverfahren machen vieles möglich, das noch vor Jahren undenkbar erschien. Gleichermaßen ist auch die Nachfrage nach Möglichkeiten im Bereich des Knochenaufbaus drastisch angestiegen. Inzwischen zunehmend durchgeführte Therapien bei größeren knöchernen Substanzverlusten sind beispielsweise körpereigene Knochentransplantate, Knochendehnung oder der Einsatz von Knochenersatzmaterialen.Darüber hinaus bemüht sich die klinische Forschung um weitere Verbesserungen der Knochenheilungsprozesse beispielsweise durch speziell aufbereitete, stimulierende Eiweiße. Neben körpereigenen Knochentransplantaten, die den Nachteil einer Zweitoperation mit sich bringen, werden inzwischen auch synthetisch hergestellte Knochenersatzmaterialien erfolgreich von Mund-, Kiefer-Gesichtschirurgen eingesetzt.
Die Nachfrage nach plastisch-ästhetischen Eingriffen speziell auch im Gesicht hat gerade in den letzten Jahren einen absoluten Boom erfahren. Aufgrund der fachbezogenen Beschäftigung mit Knochen und Weichteilen insbesondere bei der wiederherstellenden Chirurgie sowie der genauen Kenntnis der Anatomie des Gesichtsbereiches ist der MKG-Chirurg mit Zusatzbezeichnung „Plastische Operationen” grundsätzlich für die gesamte ästhetische Ge-sichtschirurgie besonders qualifiziert und wird vom aufgeklärten Patienten für derartige Korrektureingriffe zunehmend konsultiert.
Erfahrene Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen findet man auf der Seite der MKG