Die zunehmende Antibiotikaresistenz auf den Intensivstationen nimmt bedrohliche Ausmaße an. “Wir Kliniker stehen damit vor einem echten Problem. Vor allem der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) hat sich zu einem lebensbedrohlichen Verursacher nosokomialer Infektionen entwickelt,” berichtete der Lübecker Chirurg Prof. P. Kujath anlässlich des 118. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München (3. Mai 2001).
Bei einer MRSA-Infektion geht es derzeit nur darum, den Schaden zu begrenzen. Eine Heilung sei fast unmöglich, da dieser Erreger multiple Resistenzen gegenüber fast allen Antibiotika entwickelt hat. Einzig Vancomycin ist noch effektiv. Es gibt aber bereits grampositive Kokken, die nur noch bedingt gegen Vancomycin empfindlich sind.
Immer wieder werden Fälle bekannt, bei denen die nosokomiale Infektion tödlich verläuft, die Lungenentzündung (Pneumonie) zählt dabei zur zweithäufigsten nosokomialen Infektion mit einer Sterberate zwischen 33-35 der davon betroffenen Patienten. Bei Patienten mit überstandener Knochenmarkstransplantation schnellt dieser Prozentsatz auf einen Anteil von ca 75. Soweit die persönlich tragische Seite für alle Betroffenen. Die finanzielle Seite der derzeit noch kaum in den Griff zu bekommenden nosokomialen Infektion belastet z.B. das britische Gesundheitswesen mit jährlich über 1 Milliarde Pfund (ca. 3 Milliarden DM!). Kein Wunder also, dass man bei den großen Pharmakonzernen alles daran setzt, eine Lösung des Problems zu finden.
Große Hoffnungen werden daher in neue Antibiotika gesetzt, die sich grundlegend von den bisherigen unterscheiden, z. B. Linezolid (Zyvoxid), dass erste Oxazolidinon-Antibiotikum. Bei nosokomialen MRSA-Infektionen zeigte Linozolid mit einer Erfolgsrate von 77 Prozent die gleiche Effektivität wie Vancomycin (die Studie war auf Gleichheit ausgerichtet). War die Infektion durch Vancomycin-resistente Enterokokken verursacht, erwies sich Linezolid bei 88 Prozent der Patienten als effektiv.
Das neue Antibiotikum kann intravenös sowie oral verabreicht werden. Ein besonderer Vorteil der oralen Form von Linezolid ist seine 100%ige Bioverfügbarkeit. Auch ein Umstellen der Applikationsform ist während der laufenden Behandlung einfach möglich. Dadurch können Patienten eine in der Klinik begonnene intravenöse Therapie zu Hause oral fortsetzen, also früher aus dem Krankenhaus entlassen werden.