Weniger Wechseljahr-Beschwerden, geringeres Osteoporose-Risiko, befriedigenderer Sex in den reiferen Jahren, ein rundum glückliches Leben im Alter: Das alles versprach während der letzten Jahre die so genannte “Hormon-Ersatz-Therapie” (HET). Aus Amerika schwappte eine regelrechte “Hormon-Euphorie” auf Europa über. Dramatische Berichte über ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko, das jetzt sogar zum vorzeitigen Abbruch eines Teils einer großen amerikanischen Hormon-Studie führte, lösten inzwischen eine Gegenbewegung aus. Und Millionen von Frauen, die Hormonersatz-Präparate auch zur Osteoporose-Vorbeugung schlucken, sind verunsichert und wollen diese Medikamente absetzen.
Für deutsche Frauen ist diese Angst jedoch weitgehend unbegründet, betonen Experten. Europas Ärzte setzen Hormone viel restriktiver ein als ihre amerikanischen Kollegen, die 38 Prozent aller Frauen jenseits der Wechseljahre entsprechende Arzneien verordnen. Prof. Martin Birkhäuser, Präsident der Schweizerischen Menopausen-Gesellschaft, weist in seinem Beitrag “Das Aus für die Hormonersatztherapie?” in der angesehenen “Neuen Zürcher Zeitung” außerdem darauf hin, dass für Frauen mit erhöhtem Osteoporose-Risiko, die keine Wechseljahr-Beschwerden haben, heute mit Bisphosphonaten (z. B. Fosamax) sehr wirksame Alternativen zur Verfügung stehen. Auf solche alternativen Behandlungs-Möglichkeiten, so der Mediziner, müsse “in Zukunft sicherlich noch vermehrt ausgewichen werden”.
Zu diesen modernen Bisphosphonaten gehört der Fosamax-Wirkstoff Alendronat, mit dem eine internationale Doppelblindstudie durchgeführt wurde, an der 144 Frauen teilnahmen. Sie alle hatten drei Monate vor Studienbeginn ihre Hormoneinnahme beendet. Das Ergebnis: Bei Teilnehmerinnen, die Alendronat bekamen, registrierten Ärzte eine bemerkenswerte Zunahme der Knochendichte. Bei Frauen, die nur ein Scheinmedikament schluckten, reduzierte sich die Knochendichte im Verlauf der Studie rasant.
Trotz der Meldungen aus Amerika muss aber nicht in jedem Fall auf eine Hormonbehandlung verzichtet werden. Leidet eine Patientin mit hohem Osteoporose-Risiko an erheblichen klimakterischen Beschwerden, dann ist das immer noch eine “gültige Indikation” für die kurzfristig angewandte HET, so Prof. Birkhäuser.