…vorgestellt auf der Tagung des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. in Fürth bei Nürnberg am 29.März 2003 Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) veranstaltete, unterstützt von NOVARTIS Pharma, im Tagungszentrum Hotel Pyramide der EuromedClinic Fürth, den ersten Bundeskongress des BPS zu diesem akuten Thema der modernen Medizin.
Im bis auf den letzten Platz besetzten Konferenzzentrum des Hotels Pyramide der EuromedClinic Fürth, entwickelte sich nach den Vorträgen von Dr. Machtens (Medzinische Hochschule Hannover) und Prof. Dr. Weißbach (Vorstand der Urologie der EuromedClinic Fürth), zwischen den Teilnehmern, vorwiegend Selbsthilfegruppenleiter und Ärzten eine äußerst rege Diskussion, die durch heute selten anzutreffende Interaktion zwischen Medizin, Pharmazie und Betroffenen sich auszeichnete.
So wuurden auch neue Erfahrungen, Fragen, Sorgen, Nöte ausgetauscht und führten zu gegenseitiger Bereicherung. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Sorgen, Ängsten, Leiden, aber auch Hoffnungen der Menschen, die an PCa erkranken. In Form des BPS bietet sich den an PCa erkrankten Menschen und ihren Angehörigen ein bundesweites Forum, in welchem sich das Wissen um Therapie und Praxis der Behandlung des PCa konzentriert. Wichtigen Raum nahm auch die Problematik (z.B. Zeitmangel) des modernen Medizinbetriebes, sei es in Klinken, sei es in der niedergelassenen Urologenpraxis ein. Die Gesprächsbeiträge von Patienten lieferten viele wertvolle Hinweise und insgesamt zeigte sich, dass auch bei fortgeschrittenem PCa bei richtig einsetzender Therapie noch viele gute Lebensjahre vor den Erkrankten liegen können. Entscheidend dafür aber ist das Wissen um die heute möglichen Behandlungsformen und Behandlungsstätten.
Betont sei hier besonders auch die große Hoffnung, die man auf die Brachytherapie setzt. Die Selbstbestimmung des Patienten über die Wahl von Therapieformen stand außerdem im Vordergrund der Tagung.
Die Würde und autonome Selbstbestimmung eines an PCa Erkranten gehören nach ausgiebiger Beratung durch Arzt und Klinik zum ethischen Standard eines zeitgmäßen Umganges von Arzt und Patient (bzw. umgekehrt). Betont wurde auch, dass gerade dieser Punkt aus Zeitmangel zu oft auf der Strecke bleibt. Diesem Übel abzuhelfen, aber auch das Wissen um Kliniken zu verbreiten, bei den das Wort Zeitmangel ein Fremdwort ist, sieht der BPS als eine seiner wichtigen Aufgabe an.
Prostatakrebs wird meist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung festgestellt und hat, frühzeitig erkannt gute Heilungschancen. Erkranken vor dem 40. Lebensjahr nur wenige Männer daran, so steigt die Erkrankungsrate ab 50 rasch an und erreichen zwischen dem 70.und 80. Lebensjahr ihren Höhepunkt.
Vor allem die familiäre Belastung spielt, wie man heute weiß, eine große Rolle. Um das zwei- bis fünffache erhöht sich bei genetischer Disposition das Risiko. Interessant dabei ist, dass das Prostatakarzinom bei Amerikanern und Europäern wesentlich häufiger anzutreffen ist, als bei Männern aus asiatischen Ländern. Man vermutet, dass die in vielen asiatischen Ländern vorherrschende vegetarische Ernährung eine der Ursachen ist.
Das Prostatakarzinom verursacht vor allem im Frühstadium keine Beschwerden, im Spätstadium sind diese identisch mit jenen der gutartigen Prostatavergrößerung, d.h. es treten vor allem Blasenentleerungsstörungen auf. Bei fortschreitender Krankheit können, verursacht durch Knochenmetastasen vor allem Schmerzen im Beckenbereich hinzukommen.
Dr. Leibowitz, einer der führenden Prostataspezialisten der Welt erklärte in einem im letzen Jahr in Deutschland gehaltenem Vortrag u.a.:
“… Die bloße Tatsache, dass ein Mann einen Prostatakrebs hat, bedeutet keineswegs, dass er unbedingt eine Behandlung braucht. Der Patient wird höchstwahrscheinlich nicht am Krebs sterben. Die meisten Männer sterben mit ihrem Prostatakrebs, jedoch nicht an diesem Krebs.
Wenn Sie Ihren Urologen aufsuchen und der sagt, Sie müssen sich operieren lassen, sonst werden Sie sterben. Oder wenn Sie zum Radiologen gehen und der sagt, Sie brauchen unbedingt eine Bestrahlung, wenn Sie überleben wollen. Wenn diese Autoritäten dann entsprechend auftreten, dann sind diese Ärzte meist vollkommen überzeugt von ihren eigenen Meinungen und von dem, was sie sagen. Aber das erinnert mich an eine Redewendung oder Sprichwort: “Je weniger ein Mensch weiß, desto autoritativer tritt er auf”. Und ich habe eines über die Zusammenhänge beim Prostatakrebs gelernt und verstanden: je mehr ich lerne, desto weniger bin ich überzeugt von dem eigenen angesammelten althergebrachten Wissen…
… Prostatakrebs hat viel Zeit, über die Prostata hinaus zu wachsen. Wenn der Prostatakrebs sich ausbreitet auf die Knochen z. B., dann ist das kein Knochenkrebs, sondern das sind Prostatakrebszellen im Knochen, in der Lunge ist das kein Lungenkrebs sondern Prostatakrebs in der Lunge.
Die jüngsten Daten zeigen, dass bei Männern, die vor einer radikalen Prostatektomie standen und bei denen ein Knochenmarktest durchgeführt, also praktisch eine Probe mitten aus dem Knochen heraus genommen wurde und auf PSA-imitierende Zellen untersucht wurden, bei 75% dieser Männer solche PSA – imitierende Zellen in der Probe sichtbar wurden.
Heute gibt es fünf allgemein anerkannte Behandlungsoptionen. Dazu gehört die Hormontherapie , und zwar als eine der fünf _allgemein anerkannten_Optionen, neben der Externen Strahlenbehandlung , der Brachytherapie , der radikalen Prostatektomie und des Beobachtenden Abwartens…”
Detailliert über die einzelnen Methoden informiert die Webseite des
…Um “Prostatakrebs” heilen zu können, muss der Krebs in einem Stadium entdeckt werden, in dem er auf die Vorsteherdrüse beschränkt ist und noch nicht in andere Organe gestreut hat. In einem solchen Frühstadium gibt es derzeit drei Behandlungsmöglichkeiten: Die radikale operative Entfernung der Prostata, die Bestrahlung von außen oder die Bestrahlung von innen.
Seit rund zehn Jahren wird die Bestrahlung von innen, die Brachytherapie , klinisch eingesetzt. Das Therapieprinzip: In die Vorsteherdrüse werden dauerhaft Kleinstpartikel, so genannte Seeds eingepflanzt. Das geschieht mit Hilfe von Hohlnadeln, die über den Beckenboden eingestochen werden.
Die Patienten erhalten für den Eingriff entweder eine Voll- oder eine Rückenmarksnarkose. Die Seeds bestehen aus radioaktivem Jod-125, einem Isotop, das mit einer Halbwertszeit von 40 Tagen eine hoch dosierte Strahlung von innen auf das Organ abgibt. Als Folge wird die Prostata narbig umgebaut, der Tumor wird zerstört.
Seit Oktober 2000 wenden die MHH-Abteilungen Urologie sowie Strahlentherapie und Spezielle Onkologie eine Variante des Verfahrens an. Das Besondere: Die Ärzte sind in der Lage, in ein und derselben Operation sowohl die für den einzelnen Patienten notwendige Strahlendosis zu planen als auch die Seeds einzupflanzen. Das ist nur möglich, weil die Prostata dank spezieller Software mehrdimensional im Ultraschall dargestellt werden kann. Jede Vorplanung zum Beispiel mit einer Computer-Tomographie ist nicht mehr notwendig…
…Mit der Seeds-Methode verfügt die MHH über eine moderne Variante der Brachytherapie. Derzeit wird das schonende Verfahren bei Prostatakrebs im Frühstadium eingesetzt. Ob sie im Vergleich zu anderen Behandlungen langfristig erfolgreicher ist und auch bei fortgeschrittenem Krebsleiden geeignet ist – eventuell in Kombination mit anderen Therapieformen –, wird sich in den kommenden Jahren herausstellen…
Ä hnlich wie die Strahlentherapie gehören die Bisphosphonate heute bereits zum therapeutischen Basisprogramm bei Knochenmetastasen.
Rund 70 % der Patienten mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom leiden auch an Knochenmetastasen. Diese verursachen teilweise große Schmerzen und können unbehandelt zu Knochenfrakturen und unter Umständen zu einer lebensbedrohlichen Übersättigung des Blutes mit Kalzium führen. Ein neuer Vertreter aus der Gruppe der Bisphosphonate, die Zoledronsäure, stärkt den Knochen bei einer einfachen, patientenfreundlichen Anwendung und schützt so vor Frakturen.
In den letzten Jahren spielten die Bisphosphonate in der Behandlung von Knochenmetastasen eine sehr wichtige Rolle, da die Vertreter dieser Substanzklasse den Knochen stärken, die Knochendichte wieder erhöhen und durch eine “um den Knochen gelegte Schutzschicht” diesen sozusagen “versiegeln”. Die überschießende Aktivität der Knochenabbauzellen wird gehemmt und das Gleichgewicht im Knochenstoffwechsel wieder hergestellt. Durch Absinken des Kalziumkonzentration im Blut, wird das Mineral wieder vermehrt im Knochen eingelagert.
Meist in Form einer Infusion verabreicht, werden sie in der Regel gut vertragen, wobei es anfangs zu grippeähnlichen Symptomen, auch mit Fieber, kommen kann. So unangenehm diese Symptome sein mögen, so sind sie doch ein Zeichen dafür, dass die Substanz am Knochen ankommt und das Immunsystem aktiviert wird. In der Regel klingen die Symptome auch bereits nach 1 Tag wieder ab.
Die Zoledronsäure (Zometa®) gilt als eines der potentesten Imidazol-Bisphosphonate, deren pharmakologische bzw. klinische Wirkung durch eine neuartige chemische Struktur erheblich verändert wurde. Sie besitzt dadurch zwar die gleichen positiven Eigenschaften wie die anderen Bisphosphonate auch, ist jedoch diesen in Hinsicht auf Wirkungsdauer- und –stärke deutlich überlegen, da vor allem das funktionelle Gleichgewicht zwischen Osteoblasten und Osteoklasten wieder hergestellt wird. Die hemmende Wirkung des Bisphosphonats auf die Anlagerung der Tumorzellen an die Knochenoberfläche wird diskutiert.