Rheuma ist fast immer mit Schmerzen und häufig mit Bewegungseinschränkungen verbunden. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung können den Verlauf vieler rheumatischer Erkrankungen verlangsamen, die Beschwerden lindern und den Betroffenen viel Leid ersparen. Über diesen Aspekt, über Möglichkeiten der Behandlung, aber auch über Eigenverantwortung und Eigeninitiative der Patienten unterhielten wir uns mit Dr. med. Thomas Wessinghage, Ärztlicher Direktor der Reha-Klinik Damp und Leiter desDeutschen Zentrums für Präventivmedizin Damp.
Zum rheumatischen Formenkreis gehören alle chronisch schmerzhaften und mit dauerhaften Bewegungseinschränkungen verbundenen Störungen des Stütz- und Bewegungsapparates, die nicht durch Verletzungen oder Tumore ausgelöst werden. Im Vordergrund stehen dabei entzündliche Erkrankungen der Gelenke und der Weichteile (z. B. Bindegewebe, Muskulatur).
Da muss man zunächst einmal unterscheiden zwischen entzündlichen und nicht entzündlichen Rheumaformen sowie dem Weichteilrheumatismus, der teils entzündlicher, teils nicht entzündlicher Natur ist. Zu den entzündlichen Rheumaformen, die am häufigsten vorkommen, zählt die chronische Polyarthritis, an der allein in Deutschland rund 800.00 Menschen leiden. Die Arthrose, die rund die Hälfte aller Menschen ab 30 Jahren betrifft, ist eine nicht entzündliche Gelenkabnutzung. Sie wird oft erst erkannt, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auftreten. Weit verbreitet ist auch der Weichteilrheumatismus, bei dem nicht Knorpel und Knochen, sondern Muskeln, Sehnen und Bänder betroffen sind. Die Gicht wird zwar immer mit dem rheumatischen Formenkreis in Verbindung gebracht, bei ihr handelt es sich aber um eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und schubartige Anfälle auslösen.
Rheuma wurde früher oft als „Zipperlein“ verharmlost, als „Reißen“, das sich alte Leute bei Kälte und Feuchtigkeit zuzogen. Heute weiß man, dass es sich bei Krankheiten des rheumatischen Formenkreises um ernste, teilweise lebensbedrohende Erkrankungen handelt, die jeden treffen können, auch junge Leute und Kinder.
Aufmerksam werden sollte man in jedem Fall bei Gelenkschmerzen, die bei Ruhigstellung stärker werden und mit zunehmender Bewegung zurückgehen, oder wenn die Gelenke sich warm anfühlen und geschwollen sind. Ein typisches Anzeichen ist auch die so genannte „Morgensteifigkeit“, wenn die Finger oder Zehen morgens steif sind und sich erst nach etwa 15 bis 30 Minuten wieder voll bewegen lassen. Grundsätzlich sollte man alle Schmerzen, deren Ursache nicht klar ersichtlich ist, oder ein diffuses, länger andauerndes Unwohlsein immer vom Arzt abklären lassen.
Wie der Name schon sagt, sind chronische Rheumaformen nicht heilbar. Sie können aber durch eine entsprechende Therapie in ihrem Fortschreiten aufgehalten werden. Das gelingt umso besser, je früher die richtige Diagnose gestellt wird. Die Behandlung erfolgt lebenslang mit Medikamenten und unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie und Krankengymnastik. Auch können die Patienten selbst viel für sich tun. Darüber hinaus gibt es auch akute Gelenkentzündungen, die in der Regel äußerst dramatisch verlaufen. Sie klingen aber meist nach einer Weile ohne weitere Folgeschäden ab.
Spezielle Maßnahmen, die vor Rheuma schützen, gibt es nicht. Generell ist eine gesunde Lebensweise von Vorteil. Das Vermeiden von Übergewicht und ausreichende Bewegung sind in jedem Fall zu empfehlen. Bei der Ernährung sollte auf Ausgewogenheit geachtet werden, purin- bzw. harnsäurearme Lebensmittel sind zu bevorzugen, um eine Übersäuerung des Körpers zu vermeiden. Eine spezielle „Rheumadiät“ gibt es jedoch nicht. Nässe, Zugluft, Haltungsfehler und Nikotingenuss sind ebenfalls Risikofaktoren, die ausgeschaltet werden sollten.
Jede Therapie hat drei Ziele: das Hemmen der Entzündung, das Lindern der Schmerzen sowie das Erhalten oder Wiedererlangender Bewegungsfähigkeit. Welche therapeutischen Maßnahmen angewendet werden, um diese Ziele zu erreichen, hängt von der Art der Erkrankung ab (wir erinnern uns, dass es über 400 verschiedene Krankheitsformen gibt), aber auch vom Schweregrad und den individuellen Umständen, so dass jeder einzelne Patient gewissermaßen eine „maßgeschneiderte“ Therapie erhält. Die wichtigsten Säulen der Rheumabehandlung sind: Medikamente, Krankengymnastik, Ergotherapie (Gelenkschutztraining, Anpassung an die Anforderungen in Haushalt, Beruf und Freizeit), physikalische Therapie (Wärme, Kälte, Massagen, Elektrotherapie), operative Therapie (Korrekturoperationen bei Gelenkfehlstellungen, Gelenkersatz) sowie psychologische Maßnahmen und soziale Unterstützung. In Damp stehen den Patienten sowohl die Ostsee-Klinik (Akutklinik) mit ihrer Rheumatologischen Abteilung zur Verfügung (z. B. beim akuten Schub einer rheumatischen Erkrankung) als auch die gleiche fachärztliche Kompetenz für die Rehabilitation.
Wichtig ist, dass er sich nicht passiv in sein Schicksal ergibt, sondern selbst aktiv wird. Das Gefühl, dem Schmerz nicht hilflos ausgeliefert zu sein, kann viel dazu beitragen, Lebensqualität und Lebensmut zu steigern.
Viele Schmerzpatienten machen den Fehler, sich übertrieben zu schonen und Bewegung zu vermeiden. In Absprache mit dem Arzt ist ein Bewegungstraining aber durchaus zu empfehlen, denn eine kräftige Muskulatur hilft, die Gelenke und überhaupt den ganzen Bewegungsapparat zu entlasten. Erlaubt sind Sportarten, die alle Gelenke gleichmäßig belasten, wie Schwimmen, Radfahren oder Langlauf. Auch täglich zehn Minuten Gymnastik und regelmäßige Spaziergänge halten fit. Dringend abzuraten ist vom Einnehmen einer „Schonhaltung“. Sie verschlimmert die Schmerzen meist nur, da auf Dauer noch eine Verspannung der Muskeln hinzukommt. Als wohltuend hat sich die Massage mit dem Dermapunktur-Roller erwiesen, die auch von Laien risikolos durchgeführt werden kann.
Ihre Wirkungsweise basiert auf der klassischen Akupunktur-Methode, jedoch kommt es nicht zu einer Verletzung der Haut. Die versilberten Nadelspitzen des Rollers, die auf beweglichen Rädchen gelagert sind, üben lediglich einen sanften Reiz auf die Haut aus und stimulieren so schonend das Gewebe. Dadurch wird die Durchblutung angeregt, Stoffwechsel-Schlacken und Giftstoffe werden schneller abtransportiert. Das hat einen positiven Effekt auf geschwollene Gelenke und verdichtete Gelenkkapseln. Die Massage mit dem Dermapunktur-Roller beeinflusst außerdem das körpereigene „Schmerz-Informationssystem“ und bewirkt, dass die durch den Schmerz ausgelösten Informationen nicht mehr zum Gehirn weitergeleitet werden.