Mit ihrer Initiative 2006 „LDL unter hundert – Denn Diabetiker sind Hochrisikopatienten“ macht die Lipidliga darauf aufmerksam, dass in Deutschland die Leitlinien für die Behandlung nicht umgesetzt werden. Im Klartext: Es gibt Leitlinien, aber keiner nimmt sie ernst. Warum das so ist? Ärzte haben kein Budget dafür…und sparen so an der Krank- bzw. Gesundheit Ihrer Patienten.
„Patienten mit einem bekannten Gefäßrisiko wie z. B. einer Herzkrankheit oder Diabetes mellitus, müssen aber eine entsprechende Therapie erhalten“, ermahnte Prof. Hans-Ulrich Klör auf der Pressekonferenz der Lipidliga in Leipzig. Ergebnisse zahlreicher nationaler und internationaler Studien stimmen überein: Für Risikopatienten muss ein Zielwert von LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl dringend umgesetzt werden. „Wir werden bald sagen, ein Wert unter 70 mg/dl wäre noch besser,“ sagte der Referent und meint damit, dass je mehr der LDL-Cholesterin-Wert gesenkt werde, desto besser. Tatsache ist jedoch, dass nur etwa ein Drittel der Patienten eine leitliniengerechte Therapie erhalten. Es wird untertherapiert.
Zum Verständnis: Cholesterine sind lebensnotwendige Blutfette, die der Körper einerseits selbst herstellt und die andererseits mit der Nahrung aufgenommen werden. Sind die Cholesterinwerte zu hoch, steigt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich an. Dabei holt sich der Körper das Cholesterin im Blut aus zwei Quellen: Leber und Darm. Um das Cholesterin durch das Blut zu schleusen, sind spezielle Transporter notwendig (Lipoproteine). Die wichtigsten heißen LDL (kommt vom englischen Kürzel für low = geringe Dichte) und HDL (high = mit “hoher Dichte”). Wer mehr vom HDL-Cholesterin, also dem „hilfreichen“ Cholesterin hat, ist besser dran und fährt quasi Porsche.
Hat man jedoch einen schwerfälligen LKW erwischt, bedeutet ein Zuviel dieses LDL-Cholesterin, dass der nicht durch die engen Straßen passt. Er fährt zu langsam und verstopft die Gefäße. Schafft man es, diese Lkws abzuschaffen und das LDL-Cholesterin zu senken, kann man Herz- und Hirngefäße retten. Doch – bei allem Gesundheitswahn - mit der Nahrungsaufnahme sind nur begrenzt Erfolge für Gefäße möglich.
Statine – wie zum Beispiel Lovastatin – sind zwar Medikamente (Atorvastatin, Pravastatin), doch man findet ein solches (Lovastatin) auch im roten Reis. Prof. Dr. Hans Hauner, München, berichtete, dass nur jeder 6. Diabetiker in Deutschland ein Statin erhält. Und 7-8% aller Kosten im Gesundheitssystem geben wir derzeit nur für den Diabetes aus.
Während des Symposiums von Novo Nordisk kamen Experten zu folgendem Ergebnis: „Insulin-Analoga können einfach mehr.“ Nach wie vor gilt: Analoga, die Diabetiker anwenden, imitieren das physiologische Sekretionsmuster besser, vermeiden Blutzuckerspitzen nach dem Essen und beugen Langzeitfolgen des Diabetes vor. Zudem wirke beispielsweise Insulindetemir (Levemir) stärker im Zentralnervensystem und führe so eher zu einer Gewichtsabnahme, berichtete Prof. Hans-Ulrich Häring, Tübingen. Tatsächlich – so Prof. Werner Kern, Lübeck, steigern hohe Insulinspiegel im Gehirn die Gedächtnisleistung. Der Effekt tritt unter Analoga gegenüber Humaninsulin verstärkt auf und zwar unabhängig von Geschlecht und Gewicht der Probanden.
„Insulin im Gehirn verbessert das Gedächtnis bei Männern und Frauen, normal- und übergewichtigen Personen als auch Alzheimer-Patienten“, wobei „Insulinaspart (NovoRapid) das Gedächtnis stärker verbessert als Humaninsulin,“ fasst Kern zusammen. Den Fettstoffwechsel beeinflussen Insulinanaloga ebenfalls positiv, nahezu schon als Lipidsenker, resümierte Prof. Thomas Wascher, Graz.
Nahezu 30% der Diabetiker leiden unter einer peripheren Polyneuropathie. Zur Behandlung eignet sich insbesondere Pregabalin (Lyrica) vom Unternehmen Pfizer. Vorrangig sollte natürlich eine gute Stoffwechseleinstellung (HbAund Blutzucker) von Arzt und Patient angestrebt werden. Doch wie geht man vor oder besser wie viel Therapieversuche verkrafte der Patient, fragte sich Dr. Matthias Kaltheuner, Leverkusen, auf dem Symposium von Pfizer in Leipzig. Ist die diabetische Polyneuropathie nicht so ausgeprägt, solle man zunächst einen Therapieversuch mit Vitamin B unternehmen. Ist der Patient gleichzeitig depressiv, kann man auch ein Antidepressivum verordnen. Bei stärkeren Schmerzen gebe Kaltheuner Carbamazepin, Gabapentin oder Pregabalin. Damit habe er gute Erfahrungen gemacht.
Um die diabetische Polyneuropathie aufzudecken, empfiehlt Prof. Thomas Tölle, München, das von Pfizer und Schmerzexperten entwickelte Instrument _pain_DETECT. Damit ließe sich ohne großen Zeitaufwand in der Praxis das Schmerzsyndrom vom Arzt gut einordnen. Fragen Sie Ihren Arzt doch einfach, ob er es kennt?