So genannte EGFRBlocker lassen Tumore schrumpfen und Patienten länger leben. Das bestätigt nun eine Studie des kanadischen Krebsinstituts NCI, deren erste Ergebnisse jetzt bekannt wurden. Darüber hinaus wurde für den EGFR-Blocker Gefitinib überragende Wirksamkeit gerade bei solchen Patienten belegt, die eine genetische Veränderung in sich tragen. Das bietet die Möglichkeit, diese Medikamente noch gezielter einzusetzen. Die Daten wurden kürzlich in den renommierten Zeitschriften Science und New England Journal of Medicine veröffentlicht.
„Nach wenigen Wochen merkte ich, dass die Luftprobleme besser wurden. Schon auf dem ersten Röntgenbild nach Beginn der Gefitinib-Therapie sah man, dass der Tumor geschrumpft war. Auf den letzten Röntgenaufnahmen war kaum noch Krebsgewebe zu sehen.“, so eine Patientin aus Norddeutschland, die mit dem EGFR-Blocker Gefitinib behandelt wird. Wie dieser Patientin erging es auch vielen anderen Lungenkrebspatienten, die mit Gefitinib behandelt worden waren. Besonders bemerkenswert: Atemnot und Husten besserten sich häufig schon nach wenigen Tagen der Behandlung deutlich.
Eine bestimmte Patientengruppe, bei denen das Medikament ausgesprochen eindrucksvoll wirkt, hat vermutlich einen genetischen Defekt in den an der Entwicklung von Lungenkrebs beteiligten Zellen. Diese Entdeckung macht es nun erstmals möglich, Patienten für eine sehr frühzeitige Therapie mit dem EGFR-Blocker gezielt auszuwählen. Die Forscher sind zuversichtlich, dass sich das Ergebnis auch auf Patienten mit anderen Krebsarten übertragen lässt. Für die Patienten, deren Tumore nach Behandlung mit Gefitinib aufhören zu wachsen, ist eine genetische Veränderung bisher noch nicht untersucht worden.
Bei verschiedenen Krebsarten, so auch beim Lungenkrebs, liegt eine Störung der Signalübertragung in den Zellen vor. Diese Störung führt dazu, dass Tumorzellen immer wieder einen Impuls bekommen, der sie zum Wachstum anregt. Diese Signale werden über die so genannten EGF-Rezeptoren an die Zelle übermittelt. Gefitinib verhindert diesen Wachstumsimpuls durch Blockade der entsprechenden Rezeptoren. Daraufhin stellt der Tumor häufig sein Wachstum ein oder schrumpft sogar. Diese neuartigen Medikamente wirken gezielt in der Krebszelle und belasten so nicht den gesamten Körper.
Bisher ist Gefitinib in Japan, USA und der Schweiz zur Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms zugelassen, an dem in Deutschland jedes Jahr rund 32.000 Menschen neu erkranken. Für Europa wird die Zulassung noch in diesem Jahr erwartet.
EGFR = Epidermal Growth Factor Receptor, Epidermaler Wachstumsfaktor-Rez